Frohnhausen ist Oscar!

„Hallöchen!“ Immer gutgelaunt meldet sich Orty Kastaun. Guten Grund hat sie. Schließlich wird bei ihr gelacht, geschunkelt, musiziert, gegolft, geschlemmt, geschaukelt. Selbstlos verzichtet sie wegen ihrer „Männer“ auf Bett, Schrank, Herd… Denn mit 1914 Clowns lebt sie; die liebt die Frohnhauserin Guinness-Weltrekordinhaberin abgöttisch. Jetzt Zuschlag! Der Goldene Gilde-Clown-Oscar – weltweit fünf Mal – wurde ihr nun geschenkt…
Wir sind Guinness-Weltrekord – so lockt der Schriftzug am Haus Onckenstraße. Spätestens vor der Wohnungstür von Orty Kastaun spürt der Besucher, hier ist eine andere Welt. Denn nicht nur vom Aufnehmer grinst ein Clown, überall - an Wänden, Böden, Decken hängen, baumeln bunte, breitgrinsende Kobolde. OrtysWeltrekord stand voriges Jahr bei 1610 Clowns. Wohlgemerkt, eigentlich sind es massig mehr. Aber keiner darf einen Doppelgänger haben. Die Clown besessene weiß: „Auch wenn man Weltrekordträger ist, bedeutet es noch nicht, dass man im Guinness-Buch landet.“ Sie aber, mit ihren grinsenden Tag- und Nachtbegleitern, kommt rein. In der Neuauflage, September 2011.
Jetzt steht bei ihr also der Goldene Oscar. Als das Gilde-Clown-Team aus Bochold im März bei ihr anschellte – nach Voranmeldung – war die burschikose Kastaun doch schier gerührt. „Bei der Überreichung des „Goldenen Gilde-Clowns“ kamen mir fast die Tränen.“
Zumal ihr zwei Clown-Frühstücksbrettchen überreicht wurden mit dem Spruch „Jeder Tag an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag“… Die kleben nun am Kühlschrank; der Platz in ihrem Museum wird langsam eng. Zu ihren heißen Verehrern zählt jetzt auch Klaus Koenen, Schöpfer und Zeichner der Gilde-Manege-Zeitschrift. Er schenkte ihr sein Buch zu ausgefallenen Clowns mit gefühlvollen Gedichten, die für Leser und Liebhaber zum Spiegel seiner selbst geworden sind.
Orty verflixt stolz: „Bisher schafften nur bekannte Schauspieler, Komiker einen „normalen“ Clown für ihre Leistung. Ich, unbekannt, schnappe mir einen Goldenen Oscar!“
Ehrlich, sie kann es noch nicht so richtig fassen. Dabei fasst sich der glänzende Kerl nicht leicht an. Schön schwer ist er. „Das ist Charlie Rivel, vergoldet.“ Klar, hat sie Rivel in ihrer Sammlung – in rot. Aber der Goldene ist ein einmaliger, handgearbeiteter Pfundskerl…
Schon wieselt sie ins nächste Zimmer. Holt ihre Clown-Liste, denn jeder hat sein „Stammbuch“: Mittlerweile ist sie bei Nummer 1914. Sie zeigt neue Errungenschaften. „Vom Gervinus-Eiscafe; die Mine schenkte mir heute die Clown-Eisschale. Auf dem Flohmarkt, Sybelstraße, sah ich die drei hübschen Clowns. 2.50 Euro. Tja, handeln muss man.“
Sammelleidenschaft – und danach? Logisch, Orty übernimmt Verantwortung für ihre Lebensbegleiter. „Ich mache mir schon darüber meine Gedanken. Plötzlich kann das Leben vorbei sein.“ Im Gespräch sind Stiftung, Museum…
Aber jetzt und für bestimmt die nächsten Jahre dürfen die herrlichsten Clowns der Welt sich bei Orty Tag und Nacht ausbreiten, austoben! In ihrem einzigartigen Museum.

Fotos: Michael Gohl / West Anzeiger