Endlich! Die Lust des Lebens beginnt...

8Bilder

Herder-I-Dötzchen aus der Delphinklasse schreiben nach einer Schulstunde …!

Die Paparazzi folgen ihnen auf Schritt und Tritt. Kein Wimpernschlag bleibt bei den Kleinen ungeblitzt. An der Herdergrundschule sind 35 kleine I-Männchen die Mega-Stars. Und meistens die Eltern, Großeltern die aufgeregtesten. Der Westanzeiger zittert mit. Denn wir drücken auch die Schulbank; erleben die erste Schulstunde in der Delphinklasse. Neugierig? Klar, wir auch…

Die niedliche Nina wird immer stiller. Was in ihrer Schultüte steckt? Das Wort steckt ihr im Hals. Mit großen Augen schaut sie mich an. Vater Karsten Kliens strahlt zwar, meint dann: „Das ist ein Geheimnis. Die Mama füllte die Tüte. Oma Margot Stach gesteht: „Es ist aufregend, wenn das Enkelkind in die Schule kommt. Wieder ein neuer Lebensabschnitt. Für alle. Nicht nur für die Kleine.“

Schulerinnerungen wachen wieder auf. „In meiner Schultüte lagen Süßigkeiten. Im Tornister waren eine Tafel und ein Lappen. 1958.“ Tja, was steckt denn in der Tüte von Nina? Endlich erhaschen wir Mama Daniela Kliens. Aufgeregt? „Ich bin stolz auf meine Nina; wundere mich, wie die Zeit vergeht. Der Schulzeit sehe ich gelassen entgegen, da die Kinder gut aufgehoben sind in der Herderschule.“ Logisch, die elf-jährige Hannah ist zwar froh, dass sie jetzt die Bertha-Krupp-Schule besucht. „Aber die Herder-Schulzeit war schön.“ Tüten-neugierig? Wir dürfen es verraten, mittlerweile weiß es längst Nina: Buch Stifte, Armbanduhr, Süßigkeiten, Zebra-Kuscheltier.

Schule zum Kuscheln? Zusammen mit Nina geht’s in die Delphinklasse. Schon beginnt das Besondere: Jahrgangsmischung. Mit 5 Erst-, 9 Zweit-, 8 Dritt-, 6 Viertklässlern. Die in Lerngruppen in einer Klasse von Lehrerin Tanja Voß unterrichtet werden. Wie soll das funktionieren? Mit 28 Kindern. Bei Lärm, Rumtollen, Schreien, Weinen?

Moment. Heute dreht sich alles um das Klassenmaskottchen „Flipper“.
11 Uhr: Tanja Voss erzählt spannend vom alten Klassentier, das so abgegriffen, quasi ab-gekuschelt war, dass die letzten Schulabgänger ihr einen Nagel-neuen Delphin-„Welpen“ schenkten, namens Flipper. Also gibt es für die Zweit-/Drittklässler eine Abschreibe-Aufgabe über Flipper. Die Viertklässler sollen eine Geschichte über Flipper schreiben, was er auf dem Weg vom Geschäft bis in die Schule erlebte.

Und Nina, Marleen, Julian, Finn, Tim? Lehrerin Voß weiß, „die wollen jetzt nicht malen, sondern endlich Schreiben. Hausaufgaben bekommen.“

Der Unterricht beginnt. Die Lehrerin zeigt auf eine Riesentafel, weißer Hintergrund, mit Buchstaben und Bildern. „Es gibt ja überall viele Zeichen auf der Welt.“ Sie zieht wie aus dem Nichts jeweils Karten aus der Hand. Auf dem Blatt stehen abstrakt ein Mann, eine Frau. „Toilette“, ruft Finn. „Sehr schön.“ Striche auf dem Blatt? „Zebrastreifen“ sagt Tim. „Exakt“. Logisch, auch Handy-Verbot, das Mac Donald Zeichen – alle werden flugs erkannt von Marleen, Julian, Nina.

„Jetzt nehmt euer Heft.“ Und haste nicht gesehen, die 38-jährige Pädagogin schreibt in Großbuchstaben jeweils fünf Vornamen drauf. Zeigt Nina das Geschriebene, und die liest flüssig „Nina“. „Richtig!“ Die Vier lesen ebenso ihre Namen wie aus dem Effeff.

Jetzt das Heft aufschlagen. „Es hat wunderschöne, pralle Seiten. Nicht zum Malen sondern zum Schreiben. In eurer Mappe liegen viele Stifte, holt nur den Bleistift und das Radiergummi raus. Finn zeigt die Stifte. „Ja, das ist ein Bleistift.“ Aber er hat davon zwei. Die Entscheidung ist schwer. Schnell nimmt er die Mappe aus dem Tornister, legt sie auf den Tisch. Sicher ist sicher…

Das Stofftier wird hochgehalten. „Wisst ihr noch den Namen?“ „Flipper“. „Wie fängt Flipper an?“ “Fff” fauchen die Schüler. “Auf dem großen Bild ist was drauf, das fängt auch mit „F“ an. „Feder“ rufen sie wie im Chor. Schon müssen sie nur das erste Zeichen, also den Großbuchstaben F abmalen.

Wie im Taktschlag entdecken sie nacheinander – immer wird langsam „Flipper“ vorgesprochen – die Lampe, den Igel, die zwei P – Puppen, den Esel, das Rad. Haste nicht gelesen, in nicht 30 Minuten steht bei diesen fünf I-Dötzchen ordentlich „FLIPPER“ auf der ersten Heftseite.

Die Hausaufgaben. Jedes Kind bekommt ein großes Blatt. „Ich habe ein Tier gemalt. Kennt ihr das?“ „Igel“. „Ja, der nächste Buchstabe ist das I. Ihr sollt ganz viele I I I I in den Igel zeichnen, das sind dann seine Stacheln.“

Der Gong geht. „Schade“, rufen die Kleinen. Ach ja, die Großen sind ja auch noch da. Die schafften ihre Aufgaben in unvorstellbarer Ruhe. Ich kann es noch immer nicht glauben. Was lief denn da früher falsch?

Die Erstklässler sind durch die Bank angetan von „ihrer“ Lehrerin. Tim kurz: „Weil sie eben lieb ist.“ Marleen: „Der Unterricht war schön.“ Julian zur ersten Stunde: „Okay.“ Warum? „Nur so.“ Nina findet Frau Voß „sehr nett; wenn ich was falsch mache, hilft sie mir.“ Finn bestimmt: „Ich finde die Schule schön, weil man da was Lernen kann.“

Und ich? Schüler müsste man noch mal sein…

Fürbitte zur Einschulung
Ökumenischer Schulgottesdienst der Herder-Schüler-/innen

Elsbeth Peters, Rektorin:
Guter Gott, wir bitten darum, dass unsere Kinder alle gut miteinander auskommen, dass die Größeren auf die Kleineren achtgeben und sie die Schwächeren nicht niederdrücken. Lass sie Freundinnen und Freunde finden und hilf ihnen, dass sie selbst in Freundschaften stark sind.

Fotos: Renate Debus-Gohl / West Anzeiger Essen

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

39 folgen diesem Profil

3 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.