Einsam? Hilfe schenkt die Dreier-Ehe
Friedhelm schaut aus dem Fenster. Menschengewusel. Schwatzen, Lachen, Tratschen. Doch der Frohnhauser fühlt sich nur einige Meter höher sehr einsam. Der 65-Jährige hat Angst, die wenigen Treppen allein runter zu gehen. Einsamkeit für den Rest seines Lebens? Von wegen. Die Wohnbau eG mit Mehrgenerationenhaus St. Anna und Ehrenamt Agentur bieten Hilfe an. Kostenlos! Zauberwort „Begleitung für Senioren“. Das Projekt schlägt bei der Vorstellung im Nu wie eine Bombe ein…
Mit dem starken Andrang haben die drei Macher Wohnbau eG, Mehrgenerationenhaus, Ehrenamt-Agentur absolut nicht gerechnet. In den neuen Räumen „Wohnbau-Treffpunkt“, Mülheimer Straße 51, sind zur Eröffnung nicht nur Stühle knapp, auch Stehplätze rar. „Wir haben zweieinhalb Jahre darauf hingearbeitet. Es ist eine tolle Sache – die flexible Hilfe“, freut sich Dipl.-Oec. Frank Skrube, Wohnbau e.G. Der Grund? Die Menschen werden älter. Darunter sind viele, deren Mobilität eingeschränkt ist; denen Freunde, Verwandte, Kinder fehlen; denen die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen einfach nicht so leicht fällt.
Wohnbau-Mietern, ab 60, flatterte kürzlich Post ins Haus. Kerngedanke, „dass unsere Mitglieder möglichst lange in ihren Wohnungen bleiben; sich wohl fühlen.“ Wie? „Da helfen nun auf Wunsch die ehrenamtlichen Begleiter. Sie schenken Mietern freiwillig viel Zeit. Für gemeinsame Spaziergänge, Vorlesenachmittage, Stöbern in Alben, Gespräche bei Kaffee, bei den Ämtern. „Keine Konkurrenz zu anderen sozialen Diensten sondern ein neuer Baustein.“
Logisch, auf die Begleiter muss felsenfest Verlass sein. Man muss ihnen vertrauen können. Das geschieht durch regelmäßige Betreuung vom Mehrgenerationenhaus. Denn, einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis, schriftliche Referenzen müssen bei den Hausbesuchen vorliegen. Ansprechpartner ist hier Andre Seeger, Projektleiter beim MGH. Kein Unbekannter. „Im ersten Leben war ich u. a. Erzieher, Familientherapeut, beim Jugendamt der Stadt Essen. Seit zwei Jahren im Mehrgenerationenhaus für Senioren zuständig.“ Tja, gleichzeitig Boss für die Schulung der Seniorenbegleiter. Tja, wenn die Chemie zwischen Begleiter und „Mieter“ nicht stimmt, stellt er auch neuen Kontakt her. „Oft läuft es aber so gut, dass sich kleine Freundschaften für immer bilden“, weiß Arndt Sauer, Mehrgenerationenhaus-Leiter. „Das ist schon mal eine prima Aussicht.“
Ohne Ehrenamtliche läuft die Seniorenbegleitung natürlich nicht. Janina Krüger, Ehrenamt Agentur Essen e.V. sucht deshalb dringend noch mehr freiwillige Helfer. Lust? Wie gesagt, Sie werden königlich geschult durch Andre Seeler, dann vermittelt an Angehörige der „Generation Gold“, denen Familie und Bekannte fehlen. Der Lebensabend, mit Behördengängen- Papierkrieg, aber auch kleinen Reisen, Ausflüge – wird somit für alle nicht zur Last sondern zur Lust.
„Wunderbar. Ich bin begeistert von der Begleitung für Senioren“, lobt eine Ältere das Vorhaben. „Ich habe mich sofort angemeldet für Mittwochnachmittag. Da möchte ich gerne eine ältere Dame zum Spazierengehen haben. Am besten nicht so jung.“ Applaus. Sie zählt 87 Lenze. „Mein Mann sitzt im Rollstuhl. Falls er nach draußen will, darf ich dann auch anrufen? „Natürlich, dafür sind wir ja da“, bestätigt Janina Krüger. „Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen.“
Das Interesse an Hilfe ist immens. Schon werden von der Wohnbau eG nach demTreffpunkt in Frohnhausen auch die Stadtteile Altendorf und Freisenbruch ins Auge gefasst. „Uns rufen seit Bekanntwerden des neuen Treffpunkts die Leute an“, freut sich Arndt Sauer. „Manche entschuldigten sich sogar, dass sie nicht heute kommen konnten.“
Wenn auch Sie Besuch bekommen möchten, rufen Sie an: Telefon 0201/17848178 oder nutzen Sie doch einfach die Sprechstunde: Wohnbau-Treffpunkt, Mülheimer Straße 51, montags 9-11, donnerstags 9-11 Uhr. Wie gesagt – ein kostenloser Service von Wohnbau eG, Mehrgenerationenhaus, Ehrenamt-Agentur.
Fotos: Michael Gohl / West Anzeiger
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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