Ein Glücksfall für den Stadtteil

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Werner Sonnenberg: Sein 25-jähriges Ordinations-Jubiläum wird am 7.10. gefeiert!

Nie hätte er geglaubt, dass er es in Essen-Frohnhausen 25 Jahre aushält. „Höchstens fünf Jahre!“ gesteht Pfarrer Werner Sonnenberg. Das war 1987. Viel änderte sich in der Zwischenzeit: Er lernte seine große Liebe kennen. Und – er veränderte den Stadtteil Essen-Frohnhausen rund um die Apostelkirche mit viel Kraft zum Kunst-Schätzchen. Jetzt wird Sonnenberg gefeiert in der Apostelkirche zum 25-jährigen Ordinations-Jubiläum. Vorher beantwortete er dem Stadtspiegel viele Fragen: Ehrlich, offen, kritisch, ungekünstelt…

Stadtspiegel: Wann stand für Sie fest, dass Sie Pfarrer werden?
W. Sonnenberg: Da ich aus einem aktiven Pfarrhaus stamme; mein Vater war Pfarrer in Südamerika und in Solingen. Ich lernte früh das Klavier- und Orgelspielen. Als Jugendlicher spielte ich in einer Gemeindeband; leitete einen Jugendchor. Mein Naturell ist, mit Menschen umzugehen, ihnen zuzuhören, teilzunehmen an deren Schicksalen.

Stadtspiegel: Dafür braucht man aber auch Talente?
Sonnenberg: Man muss auf Menschen zugehen können, sie begleiten - vor allem an den Wendepunkten ihres Lebens wie bei Geburt, Taufe, Konfirmation; Brautpaare segnen, Trauernde trösten. Als Theologe ist für mich das große Vorbild Jesus von Nazareth. In ihm hat Gott die Nähe zu uns Menschen gesucht und auch gefunden.

Stadtspiegel: Wie und wo war ihre Ausbildung?
Sonnenberg: Wenn man Pfarrer werden will, muss man viele Jahre studieren. Acht Jahre – in Wuppertal plus Göttingen. Dann zwei theologische Examen. Nach dieser Ausbildung führte mich zunächst der Weg in die Landgemeinde Braunsfels/Hessen. Als Städter wollte ich unbedingt Ländliches kennenlernen. Schnell stellte ich fest, dass ich kein Landkind bin. 1987 bin ich nach Düsseldorf in die Versöhnungskirchengemeinde berufen worden. Dort am 11. Oktober 1987 ordiniert worden zur öffentlichen Verkündigung und Verwaltung der Sakramente. Damals gab es den Ruf nach Essen-Frohnhausen durch eindeutige Wahl der Presbyter.

Stadtspiegel: Was dachten Sie, als Sie von Düsseldorf in Essen-Frohnhausen landeten?
Sonnenberg: Hier bleibst du nur fünf Jahre. Weil ich als Grenzgänger auch den Bereich Kirche und Kultur gepflegt und beackert habe.

Stadtspiegel: Warum die Sinnesänderung?
Sonnenberg: Die Dinge sind anders gekommen. Da ich meine Frau kennengelernt und eine Familie gründete. Und die Apostelnotkirche hat sich sehr schnell zu einem Kunstraum entwickelt, wo der Dialog zwischen Kirche und Kunstschaffende bis heute geführt wird.

Stadtspiegel: 25 Jahre danach. Beenden Sie bitte den Satz: „Für mich ist Frohnhausen…
Sonnenberg: …Heimat geworden. Hier lebe ich, habe meinen Beruf, bin gerne in Frohnhausen. Wir haben ja auch viel erreicht sowohl für die Kirche als auch für die Bürger. Beispielweise die Restaurierung des Gänsereiterbrunnens; Neugestaltung des Kirchplatzes mit der Skulptur „Focus of Life“; unser neues Forum; auch die Konzerte in der Apostelkirche werden mittlerweile von sehr vielen besucht.

Stadtspiegel: Wer führt die Zügel bei der Kindererziehung?
Sonnenberg: Unsere Kinder sind mittlerweile erwachsen. Sie sind in einem Pfarrhaus aufgewachsen mit allen Freiheiten. Wir haben ihnen die Freiheit gelassen, wie sie sich in der Gemeinde einbringen. Letztendlich verdanke ich aber meiner Frau viel kreative Ideen und viel Unterstützung in ihrer Freizeit für meinen Beruf. Eine Idealbesetzung.

Stadtspiegel: Kamen schon mal Schwachstunden. Bereut?
Sonnenberg: Den Beruf habe ich eigentlich nie bereut. Aber, dass ich an Leistungsgrenzen komme, das spüre ich, je älter ich werde, immer deutlicher. Ich beobachte, dass mir immer mehr Aufgaben zuwachsen, die ich verantwortlich umsetzen muss.

Stadtsiegel: Was vermissen sie als Pfarrer in Frohnhausen?
Sonnenberg: Das Wir-Gefühl fehlt. Es gibt nur wenig engagierte Persönlichkeiten, die sich für den Stadtteil einsetzen. Es müsste eine stärkere Bürgerbeteiligung geben. Die Markt-Brunnenanlage müsste restauriert werden. Auch die Pflege der Marktskulptur bedarf der Restaurierung.

Stadtspiegel: Sind Sie spießig?
Sonnenberg: Ich habe einen trockenen Humor.

Stadtspiegel: Wie geht’s weiter in Ihrem Leben. Gibt es konkrete Pläne?
Sonnenberg: Beruflich habe ich natürlich den Wunsch, dass unsere Apostelnotkirche mit den anderen 40 Notkirchen Deutschlands als UNESCO-Welterbe gelistet wird. Weitere Ziele sind, den Sonntagsmorgengottesdienst von 10.45 Uhr weiter zu öffnen für neue Formate, beispielsweise für Sing- und Dialog-Gottesdienste. Im nächsten Jahr das Thema Kirche und Theater aufzunehmen, zu realisieren. Ferner: Dass die Kulturarbeit der evangelischen Kirche im Rheinland sich institutionalisiert, an der ich mitwirke. In der rheinischen Kirche gibt es so viele interessante Kulturprojekte, die einer Vernetzung bedürfen. Beide Großkirchen (katholische, evangelische) in Deutschland geben jährlich über 4 Mio € für Kulturprojekte aus. Wir sind auch hier in Essen-Frohnhausen eine Kirche mit Kulturprofil.

Stadtspiegel: Sind Sie ein Kirchen-„Manager“. Wie kriegen Sie die Kirche voll?
Sonnenberg: Ich bin kein Banker. Manager auch nicht, denn der verdient ja richtig viel Geld. Ich mache vieles für Gottes Lohn. Mein Talent ist, zu organisieren, Türen zu öffnen, Menschen zu begeistern, verlässlich zu sein. Alle diese Qualitäten bringen wieder Menschen zusammen, die an guten Konzepten und Projekten gerne mitarbeiten. Ich würde mich mehr als Netzwerker sehen, der sich um die Dinge kümmert. Ein Kümmerer!

Stadtspiegel: Was machen Sie für Ihre Gesundheit?
Sonnenberg: Zu wenig an Bewegung. Ich brauchte auch mittlerweile einen freien Tag in der Woche, was mir bislang nicht gelang. Fahrradfahren ist eigentlich mein Hobby. Dazu kam ich in diesem Sommer nicht. Das darf eigentlich nicht sein.

Stadtspiegel: Wie wird das Ordinationsjubiläum gefeiert?
Sonnenberg: Bibel und Zeitung gehören zusammen. In der Zeitung werden die Lebensgeschichten geschildert. Die sind sehr ähnlich mit den Geschichten, die uns die Bibel überliefert. Meine Profession geht dahin, Freiheitsimpulse den Menschen von heute zu geben. Für mich ist der kommende Sonntag ein Erntedanktag. Der Jubiläums-Gottesdienst wird unter einem biblischen Leitwort stehen: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“.

Ordinationsjubiläum Pfarrer Sonnenberg 7. Oktober, 10.45 Uhr Festgottesdienst Apostelkirche, Mülheimer Straße72.
Anschließend Empfang in der Apostelnotkirche mit der Möglichkeit, Grußworte zu sprechen. Der Gottesdienst wird gestaltet von dem Regional-Kantor i. R. Wolfgang Schütz mit dem Posaunenchor der Ev. Lutherischen Gebetsgemeinschaft.

Fotos: privat

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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