Ein Essener Ratsherr mit starken Lieben
WolfgangWeber - 30 Jahre im Rat-übergewichtig- zeigt lebenswichtige Einblicken in sein Herz!
Politik ist ein schmutziges Geschäft – sagt der Volksmund. Gar Goethe forderte: Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen. Und trotzdem ist täglich die Politik in alle Munde, zieht Menschen magisch an. So Wolfgang Weber bei den Wählern. Er hat das gewisse Etwas, dass ihn immer wieder die Essener wollen. Nicht nur als Ratsherr. Auch Frauen fürs Herz…
Der West Anzeiger sprach mit dem Altendorfer Urgestein. Drei Jahrzehnte Ratsherr auf eine DIN A4 Seite zu reduzieren, scheint unmöglich. Doch auch das packt Wolfgang Weber mit Bravour. Er öffnet gar dabei sein Herz, das ich sehr berührend finde.
Wie wurden Sie Politiker?
„Ich bin 1971 durch einen Freund in Frohnhausen in die SPD eingetreten - es war die Zeit von Willy Brandt "Willy wählen" und bin 1977 der Liebe wegen nach Altendorf gezogen. Meine 1996 verstorbene Frau Ingrid habe ich 1975 auf einem Kinderfest der SPD kennengelernt.“
Der aktive politische Anfang begann wo?
„1979 wurde ich Altendorfer Mitglied in der Bezirksvertretung III. 1984 nominierte mich mein Ortsverein neben Günther Biemann für den Rat der Stadt Essen, dem ich seit Oktober 1984 angehöre - damit bin ich dienstältestes Mitglied der SPD Fraktion, dort auch stellv. Fraktionsvorsitzender.“
Was macht die Arbeit so interessant?
„In den ersten Jahren war ich mit verantwortlich für die Bereiche Jugend und Soziales - wo seinerzeit viele Vereine und Institutionen auch finanziell unterstützt wurden. Viele davon gibt es noch heute; sie machen alle in ihren Bereichen eine tolle Arbeit. Außerdem war ich 6 Jahre Vorsitzender des damaligen "Ausländerbeirates" - heute Integrationsrat.
Das waren alles sehr spannende Jahre mit wichtigen Themen, tollen Menschen, die ich dadurch kennengelernte. Außerdem habe ich meinen persönlichen Horizont mit ganz neuen Themen erweitern können - das ist übrigens bis heute mit das Spannendste an der Ratstätigkeit - die unterschiedlichen Themen und die Menschen, die damit verbunden sind.“
Nicht nur in der Politik sind Sie der beständige Mann. Als praktizierender, begeisterter Straßenbahn-Fan auch…
„Ja, seit 1990 - also seit fast 25 Jahren - bin ich Mitglied des Aufsichtsrates der EVAG; seit 2009 auch dessen Vorsitzender. Ab 1995 bin ich außerdem Mitglied der Verbandsversammlung des VRR - von daher habe ich mich in den letzten Jahren fast ausschließlich um das Thema Nahverkehr gekümmert - auch dies ist ein sehr spannendes Thema, nicht nur, weil es dort um relativ viel Geld geht, sondern weil es sich um ein Grundbedürfnis der Gesellschaft nach Mobilität handelt.“
Was „springt“ da für den Stadtteil raus?
„Wichtig für Altendorf war für mich, dass es gelungen ist, ihn1998 in das Programm "Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf" aufzunehmen, dass die Stadt das alte Sträter-Gebäude gekauft hat, wo dann der Treffpunkt Altendorf eingerichtet wurde - von dem bis heute wichtige Impulse für die Stadtteilentwicklung ausgehen, und in dem es jetzt auch weiterhin eine feste Stelle geben wird.“
Privat war Ihnen auch das Glück hold?
„1984 lernte ich meine heutige Frau Ulrike kennen. Sie war Mitarbeiterin der Fraktionsgeschäftsstelle - und 1997 dann auch lieben.“
Politische Nackenschläge?
„Den größten politischen Frust erlebten wir dann 1999 gemeinsam - als bei der Kommunalwahl die CDU stärkste politische Kraft in Essen wurde und ich meinen Wahlkreis - zum einzigen Mal - nicht direkt holte, sondern nur Dank meines guten Listenplatzes in den Rat einzog. Diese "Stimmung" bei der geplanten Siegesfeier auf dem Kennedyplatz werde ich nie vergessen!!“
Woher nehmen Sie die tägliche Kraft?
„Schaffen konnte ich dies alles nur, weil meine beiden Frauen - fast - immer Verständnis für meine ehrenamtliche Arbeit hatten und haben, auch mein Arbeitgeber mich früher immer unterstützt hat und weil ich bislang auch eine robuste Gesundheit habe, die mir diesen Einsatz - trotz meines Übergewichtes bei 183 cm Länge - ermöglicht hat.“
Was regt Sie auf?
„Ungerechtigkeiten regen mich immer auf, aber auch endlose, unnötige Debatten im Rat, wenn schon alles - aber nicht von allen - gesagt wurde. Aber auch schlechtes Essen, warmes Bier und warmer Weißwein.
Wie sehen Ihre politischen Pläne weiter aus?
„Wenn ich gesund bleibe, scheide ich in 6 Jahren mit 71 Jahren aus dem Rat aus, dem ich dann 36 Jahre - also mein halbes Leben - angehört habe.“
Wie würden Sie sich charakterisieren?
„Ich bin und war immer ein optimistischer und fröhlicher Mensch - und wenn mal nicht - dann machte der andere "Zwilling" eben weiter.“
Prost! Auf die anziehende Zwillingshälfte Wolfgang Weber.
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Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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