Ein Bürger-Streich - Ärger gegen 370000 Bürger

Die derzeitige Struktur der neun Bürgerämter ist bewährt und gut so; je Stadtbezirk ein Bürgeramt. Jetzt erwägt die Verwaltung, sechs (!) davon zu schließen – weil ein Bürger im Rahmen des Internet-Aufrufs „Essen kriegt die Kurve“ das echt effizient findet…

Die Verwaltung rechnete den Bürgervorschlag durch, kam zu dem Ergebnis, dass man damit über 500000 Euro sparen könnte, wenn man sechs Bürgerämter schließt, sich lediglich auf die drei Ämter Gildehof (Innenstadt), Borbeck, Steele konzentriert. Dicht gemacht würden Rüttenscheid, Frohnhausen, Altenessen, Stoppenberg, Kupferdreh, Kettwig.

Eine halbe Million Euro? Hört sich zunächst, na ja, stark an. Landet aber schwer auf Kosten der „Schwachen“. Denn Bürgerämter sind quasi die Seele der Stadtbezirke; eine individuelle Superanlaufstelle für Bürger, mit all ihren Fragen, ihrem „Papierkram“…

Bürgerämter aufgeben? „Mit uns nicht!“ Deshalb sprach sich die BV III Essen West in der Sitzung am 13. Oktober einstimmig gegen eine Schließung aus. Begründung: Demografischer Wandel – eine zunehmende Zahl älterer Bürger, denen man nicht die langen Wege nach dem Ämter-Aus zumuten will. Im Bürgeramt werden 30 Dienstleistungen angeboten; nicht nur Pass, Personalausweis.

Nachvollziehbar ist zwar, dass die Stadt den Gürtel enger schnallen muss, aber es kann nicht sein, dass sämtliche Einsparungen auf dem Rücken der Bürger ausgetragen werden. Die BV appelliert deshalb an den Rat der Stadt, diesen Bürgervorschlag nicht in die Tagung zu setzen.

Gegen Schließungen hatten sich bereits ausgesprochen die BV Borbeck und Stoppenberg . Auch die BV für Altenessen signalisiert gleiche Denkweise - ebenso die anderen Bezirksvertretungen.

Wer sich das tägliche Besucheraufkommen in der Freytagstraße ansieht, kann nur schwerlich nachvollziehen, dass diesen Menschen zugemutet werden soll, nun eines der evtl. verbleibenden Bürgerämter aufzusuchen. Denn bei den drei verbleibenden Bürgerämtern müssten selbst bei entsprechender Personalaufstockung zwangsläufig auch bedeutend längere Wartezeiten und Wege in Kauf genommen werden.

Das erzeugt wiederum Bürgerärgernisse, denn obwohl sich Steuern, Abgaben in keiner Weise reduziert haben, werden Leistungen der Stadt oder der öffentlichen Hand in Gänze von Jahr zu Jahr abgebaut: Öffentliche Einrichtungen werden dicht gemacht, die Pflege der Grünanlagen reduziert. Bei Vandalismus auf Spielplätzen hat die Stadt kaum Geld, für neue Spielgeräte. In den Schulen legen immer mehr Eltern selbst Hand an, die Klassenräume mit frischem Anstrich zu versehen. Tja, was wäre unsere Stadt ohne die unendlich vielen Ehrenamtlichen? Eine leblose Stadthülle…

2010: Besucheraufkommen der Bürgerämter
Gildehof 95600 Besucher
Rüttenscheid 40300 Besucher
Frohnhausen 33500 Besucher
Borbeck 48900 Besucher
Altenessen 34700 Besucher
Stoppenberg 23600 Besucher
Steele 51800 Besucher
Kupferdreh 20400 Besucher
Kettwig 21100 Besucher

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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