„Du bist der, der es drauf hat“
Pastor Matthias Fuchs engagiert sich in der katholischen Pfarrei St. Antonius (Frohnhausen) für Seelsorge, die jeden ernst nimmt.
Die Frühmesse in der Kapelle von St. Antonius beginnt um 8.30 Uhr. Es ist Mittwochmorgen, ein Seniorengottesdienst steht auf dem Programm. Sieben treue Gemeindemitglieder, darunter einige Herren vom Seniorenclub der ehemaligen Kirche St. Mariä Geburt, haben sich gut gelaunt in den Bänken eingefunden („Stadtspiegel? Hauptsache, wir müssen da nicht beichten.“ – „In Frohnhausen gibbet nix zu beichten!“). Pastor Matthias Fuchs, heute Küster, Seelsorger und Kantor in Personalunion, führt seine Gemeinde ohne Orgel, aber mit Schwung und kräftigem Gesang durch den Gottesdienst. „Er macht das gut“, freut sich eine ältere Dame, die täglich zur Messe kommt.
Neben den Messen sind es Beerdigungen, Taufen (zurzeit viele in Holsterhausen) und Trauungen, die Matthias Fuchs in der Gemeinde auf Trab halten. Die 2000-jährige Tradition der katholischen Kirche gibt Halt, sagt der Pastor. Die aktuelle Herausforderung in seinem Beruf sieht er allerdings darin, diese Tradition in die moderne Gesellschaft zu übersetzen. Er wolle vermehrt auf die Wünsche und Bedürfnisse der Einzelnen eingehen und herausfinden, „was die Menschen heute suchen, was sie berührt“.
Für Pastor Fuchs bedeutet das im Alltag, dass er häufig mit Gemeindemitgliedern Vorgespräche führt, dass er ihnen Texte und Lieder zur Auswahl gibt und Angehörige ermutigt, ihre persönlichen kirchlichen Feiern mitzugestalten. Nicht jedem ist die Entwicklung recht. „Manche schimpfen über den Individualismus heute“, bemerkt Fuchs. Durch die neuen Freiheiten hat er mehr Arbeit, aber sie ist auch ein Stück weit befriedigender geworden, findet er: „Heute ist jede Trauung anders. Das ist doch eigentlich viel interessanter!“
Spürbar ist seine Begeisterung, wenn er über gelungene Seelsorge spricht. Wenn es nach ihm geht, ist die wichtigste Voraussetzung dafür ein echtes Interesse am Mitmenschen. Als Priester will er die Gemeinde nicht versorgen, sondern einen Umgang auf Augenhöhe mit jedem Einzelnen. „Wichtig ist, dem Einzelnen dazu zu verhelfen zu entdecken, was für ihn gut ist. Das weiß man innerlich! Und wenn es gelingt, bin ich der Beschenkte.“
Kritisch sieht Fuchs, der seine Diplomarbeit früher über „alleinstehende Wohnungslose“ geschrieben hat, Aktionen, mit denen die Kirche sich über andere stellt, sei es auch mit den besten Absichten. Beispiel: der Gottesdienst für die „Unbedachten“, eine ökumenische Gedenkfeier für Verstorbene ohne Angehörige oder solche, die keine offizielle Trauerfeier hatten. Dass hier der Eindruck entstehe, hier kümmerten sich wohlmeinende Christen um „entwürdigte“ Mitmenschen, deren Namen dann auch noch – ohne diese Menschen zu kennen oder zu wissen, ob es ihnen überhaupt recht wäre – per Anzeige öffentlich vorgeführt würden, sei eine Art von Stigmatisierung. Und widerspreche der Botschaft der Bibel, argumentiert Fuchs: „Jesus hat gesagt: Ihr seid alle selig. Du bist es, der es drauf hat!“
Die grundsätzliche Offenheit anderen gegenüber, sagt Matthias Fuchs, ist es, was er am Ruhrgebiet besonders schätzt. In der Stadt kennt er sich aus – er stammt aus Schönebeck. Zur katholischen Kirche hat er über die Pfadfinder und über seine Zeit als Messdiener gefunden. Er ist aufs Gymnasium Borbeck gegangen, lernte Lateinisch und Griechisch, was wiederum für sein Theologiestudium in Bochum nützlich war. 1989 wurde er zum Priester geweiht und ist seither im Bistum Essen im Einsatz, „alle paar Jahre an einem anderen Ort“. Die Wechsel kommen ihm entgegen, er ist gern unterwegs. Den Jahresurlaub hat er sich so aufgeteilt, dass er jeden Monat drei Tage allein sein und Abstand gewinnen kann. „Meins ist es nicht, irgendwo lange zu sein. Wie die Apostel, die sind auch durch die Gegend gezogen“, schmunzelt er mit Blick auf seinen Fahrradhelm, der griffbereit auf dem Tisch liegt.
Autor:Mareike Ahlborn aus Essen-Süd |
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