Die Scham muss weg

Sabine Mehske von Trasition Town widmete sich der Säuberung der Wickenburgsiedlung.
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Transition Town beteiligt sich am 12. SauberZauber

Es war ohne Zweifel ein klassisches Schmuddelwetter: Harter und großtropfiger Nieselregen, Wind, der einem ins Gesicht peitschte und große Pfützen, bei denen die Socken nur beim Anschauen schon nass wurden. Bestes Wetter also, den Stadtteil von Müll und Unrat zu befreien.

Der Plan war ein Treffen mit Sabine Mehske von Transition Town. Das Tagesziel: Die Wickenburgsiedlung säubern. Angefangen wurde in der U-Bahn-Station, wo auch schon genügend Weggeworfenes vermutet wurde.
„Im Großen und Ganzen finde ich einen gemeinsamen Aktionstag im Stadtgebiet klasse“, erklärt Mehske, während sie sich einer Stelle mit Zigarettenstummeln widmet. „Dennoch wird es nach dieser Aktion wieder genügend Stellen geben, die ein Problemfall bleiben. Wie die „wilden Deponien“ bei Glasflaschen- und Altkleidercontainern. Vielleicht wäre es möglich, dass die Müllabfuhr, wenn ihre Strecke in der Nähe liegt, einfach mal schnell dort vorbeischaut und ein paar Stücke einsammelt.“

„Wilde Deponien“ sollten vermieden werden

Auch die Zigarettenstummel von gerade eben könnte man reduzieren, würde man einfach einen Aschenbecher aufstellen. „Das bringt viel“, so Mehske. Mittlerweile war Mehske im Wartebereich der Gleise angekommen. Interessanterweise fand sie dort nicht den Müll, den sie erwartet hatte. Dafür gab auf den Gleisen aber umso mehr: Plastiktaschen, Schuhe, Regenschirme, alles Dinge, die Menschen, während sie warteten achtlos weggeworfen haben. „Ich würde mich sehr gerne den Gleisen widmen“, erklärt Mehske. „Das geht aber nicht so einfach, weil es eine Gefahrenzone ist. Da muss man zuerst absperren, bevor man jemanden zum Saubermachen runter lassen kann. Vielleicht wäre das der Anlass für eine weitere Aktion.“
Laut Mehske ist Müll auch nicht gleich Müll. Plastiktüten ja, von denen sollte man vielleicht Abstand nehmen. Essensreste wie Bananen- oder Orangenschalen sehen nicht schön aus, müssen auch nicht einfach so weggeworfen werden, verrotten aber mit der Zeit. Ebenso die Ausscheidungen von Hunden. „Keiner tritt gerne in einen Hundehaufen, ich auch nicht. Aber in diesem Zusammenhang sollte man sich überlegen, ob man die Hundebeutel, die auch aus Plastik sind, nicht durch abbaubare Tüten ersetzt. Es bringt nämlich wenig, wenn der volle Beutel dann im Gebüsch landet. Das bedeutet wieder mehr Müll.“

Mancher Müll verrottet, anderer nicht

Sabine Mehske ist auch privat eine Person, die eine ansprechende Umgebung haben möchte. Dafür legt sie regelmäßig selbst Hand an. „Wenn ich aus meinem Küchenfenster Müll auf der Straße sehe, gehe ich raus und mache ihn weg. Dabei ist es mir egal, ob es mein eigener ist oder der von jemand anderem.“ Und genau das ist eins der Hauptprobleme: Viele haben Scham oder sind zu engstirnig, um den Dreck von anderen wegzumachen. „Was könnten denn die anderen von mir denken, wenn ich den Müll fremder Personen wegmache? Dieses Denken hindert oft daran, dass Menschen aktiv werden. Auch Müllmann ist häufig kein angesehener Beruf. Dabei freue ich mich immer, wenn ich sie kommen sehe, denn dann weiß ich, dass meine Umgebung wieder besser aussieht“, so Mehske.
Als weitere Maßnahme schlägt die engagierte Bürgerin Aufklärung vor. Und zwar eine Menge davon. „Ansprechende Werbung in Bussen und Bahnen, da, wo Menschen warten, wäre gut. Folgen aufzeigen, dies öffentlich machen. Oft reicht es schon, wenn man die Menschen ein wenig anstupst, dann ist der Umdenkprozess gestartet.“ Auch eine Stadtteilbegehung könnte sich als sinnvolle Maßnahme herausstellen. Dann könnte man Orte ausfindig machen, an denen, wie an der Wickenburg, vielleicht nur ein einzelner Aschenbecher fehlt.
„Jeder möchte doch eine Umgebung, die schön und nicht verdreckt ist. Und dafür sollte man nicht aufhören sich anzustrengen“, schließt die Teilnehmerin des 12. SauberZauber-Aktiontages.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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