Bürger gegen den Drogenhandel
Eine Sache, die in jeder größeren Stadt ein Problem darstellt, sind Drogen. Auch die Stadt Essen bildet in diesem Punkt keine Ausnahme. Vor allem im Stadtteil Altendorf hat sich an der Kreuzung Altendorfer / Helenenstraße ein reger Drogenhandelentwickelt.
Umzu demonstrieren, dass sich die Gemeinschaft der Bürger in Altendorf gegen diese Entwicklung stellt, hat sich aus der Initiative Altendorf und demWerbering Altendorf eine Bürgerinitiative gebildet. Eine der ersten Aktionen des Projektes „Essen steht AUF“ ist eine Begehung durch denStadtteil.
„Mit dieser Unternehmung wollen wir den Drogendealernzeigen, dass der Handel von uns nicht gewünscht und geduldet wird. Wir wollen auch prüfen, ob es Spritzen und ähnliches in den Grünanlagen und in der Nähe von Kinderspielplätzen gibt, die eine Gefahr für Kinder sind“, so Heinz Rothfuß, Initiator derVeranstaltung.
Der Startpunkt ist der Ehrenzeller Markt, die Haskenstraße rauf, rüber zur Schmitzstraße bis zum Holdenweg. Wiewichtig es den Bürgern ist, zeigt sich an der
Anzahl der erschienenen Leute: Knapp 30 Altendorfer nehmen an der Begehung teil.
Eine mögliche Erklärung, wie Altendorf zum großenUmschlagsplatz geworden ist, gibt Claus Others,Vorsitzender des Werberings Altendorf ab:„Vorher war die Drogenszene mehr in der Nordstadt und in der Innenstadt zu finden. Da aber Essen zur Kulturhauptstadt wurde,musste man aus repräsentativen Gründen„aufräumen“.
Dadurch hat dieseVerlagerung nach Altendorf stattgefunden. Jedem ist nun bekannt, dass es an unserer Hauptkreuzung jegliche Arten vonDrogen zu finden gibt.“
Eine Sache, die durch erhöhte Polizeipräsenz bereits stattgefunden hat, ist dieVerlagerung von der Hauptstraße in die Seitenstraßen. „Das ist natürlich keine Lösung, aber immerhin werden die Dealer nun gezwungen, es nicht mehr
ganz so öffentlich zu machen“, erklärt Gert Bierikoven, Vorstand von„Essen steht AUF“. „Momentan können wir die Szene nicht auslöschen. Aber wir hoffen, sie zumindest reduzierenzukönnen.“
Mit wenig Mühe lassen sich hier genügend Geschäftsabwicklungen beobachten. Selbst einem Laien fällt das auf. Da werden per Handschlag Drogen ausgetauscht,
Artikel ins Gebüsch geworfen, die vomAdressaten später wieder aufgehoben werden. Ein stetiger Begleiter der Händler ist das Handy: Damit wird genau abgesprochen, wo, wann und mit wem der Deal stattfinden soll. Natürlich geht es auch etwas kreativer: Vor längerer Zeit soll sogar ein Kinderwagen als Zwischendepot gedient haben. „Der Ablauf vonGeschäften ist immer der selbe.Was die Sache noch zusätzlich schlimm macht, ist aber auch, dass dadurch Kinder leicht damit in Kontakt kommen können. Wir sehen ständig Spritzen herumliegen und einmal haben wir sogar Pillen in unmittelbarer Nähe zu einem Kindergarten gefunden. Das ist grob fahrlässig“, meint Lutz Klee.
Selbst die Polizei kann in dieser Sache nicht so viel helfen, wie es die Bürger gerne hätten. Inzwischen habe sich die Zusammenarbeit mit dieser gebessert, Streifenwagen seien stets unterwegs und Zivileinsätzeund Razzien fänden auch öfter statt, aber es habe auch Situationen gegeben, wo man als Anrufer einfach abgewimmelt oder auchdummangeredet worden sei.
„Der Drogenhandel beeinträchtigt unser alltägliches Leben.Vor allem auch ältereHerrschaften haben Angst, abends raus zu gehen. Ich hoffe, dass sich die Situation in naher Zeit deutlich verbessern wird“, so eine Anwohnerin.
Ob das aber so schnell passieren wird, sein dahin gestellt. Zwar geben sich alle Beteiligten größte Mühe, aber es spielen noch andere Faktoren mit, die nur politisch in den Griff zu bekommen sind. Viele der Dealer seien Ausländer, die oft keine Aufenthaltserlaubnis hätten oder etwas in der Art. Dadurch sei es nicht verwunderlich, so die Beteiligten des Rundganges, dass man sich auf diese
Weise den Lebensunterhalt verdienen müsse. Zudem schüre es eine Menge
Vorurteile ausländischen Mitbürgerngegenüber.
Fotos: Michael Gohl / West Anzeiger
Autor:Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West |
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