Botschafter der digitalen Zukunft

Schulleiter Jörg Gleißner (links) und Martin Hädrich, Lehrer mit Fachgebiet "Datenbanken" (rechts).
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  • Schulleiter Jörg Gleißner (links) und Martin Hädrich, Lehrer mit Fachgebiet "Datenbanken" (rechts).
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In den Sparten IT und Elektrotechnik bildet das Heinz-Nixdorf-Berufskolleg in Frohnhausen Fachkräfte für Hightech-Firmen aus. Kernaufgabe des Kollegs: technisch am Ball bleiben und die neuesten Anwendungen verständlich vermitteln.


Im Nixdorf-Kolleg am Westbahnhof stehen die Zeichen auf Totalumbau. Das Gebäude, ein Klotz aus den späten 1960er-Jahren, wird nach und nach entkernt. Die Schulsanierung ist die bisher mit Abstand teuerste und aufwändigste in Essen. Wegen der laufenden Bauarbeiten musste ein Teil des Unterrichtsbetriebes zum Teil nach Stadtwald in die Räume der Gesamtschule Süd verlegt werden. Bis zur geplanten Fertigstellung im Jahr 2020 bekommt das Berufskolleg nicht nur renovierte Räumlichkeiten, sondern wird auch bei der Ausstattung um die neueste Technik ergänzt. „Wir haben große Unterstützung erfahren – von der Stadt, der Wirtschaft und der Politik“, schwärmt Schulleiter Jörg Gleißner. „Das hier wird ein Schmuckkästchen!“

Technologie-Boom und gefragte Absolventen

Das Berufskolleg wurde 1970 als Schule für Elektrotechnik gegründet. Schon früh, in den 1980er-Jahren, habe man dann erkannt, dass Essen ein Qualifizierungszentrum für die gerade aufkommende Computertechnik brauche, erklärt Schulleiter Gleißner. Das technische Kolleg bekam also mit Informationstechnik/Informatik ein zweites Tätigkeitsfeld. 1998 wurde es nach dem deutschen Computerpionier Heinz Nixdorf benannt.
Gegenwärtig sind die beiden Sparten des Kollegs gar nicht mehr klar voneinander zu trennen – „vernetzt“ nennt sie Jörg Gleißner. Elektrotechniker arbeiten beispielsweise zunehmend als Programmierer für „intelligente Fabrikstraßen“ oder kümmern sich um die digitale Antriebstechnik von Elektrofahrzeugen, während Informationstechniker zum Beispiel für die Automatisierung von industriellen Abläufen sorgen. Stichworte dazu sind heute in aller Munde: „Industrie 4.0“, „Internet-der-Dinge“, „Smart Factory“, „Big Data“ … IT-Technologie prägt alle großen Unternehmen. Für die Absolventen des Nixdorf-Kollegs bedeutet das, dass sie beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.

Viele Abschlussmöglichkeiten

Das Nixdorf-Kolleg hat über 2.000 Schüler und vereint sechs Schulformen: zunächst einmal die klassische Berufsschule für Auszubildende in Elektro- oder IT-Betrieben, die Berufsfachschule, die Höhere Berufsfachschule und das Berufliche Gymnasium. Die Fachoberschule und die Fachschule für Technik besuchen Schüler, die bereits Berufsabschlüsse haben und Ingenieure oder Staatlich geprüfte Techniker werden. Zur Schulgemeinschaft gehören außerdem vier internationale Förderklassen, in denen junge Flüchtlinge vor allem sprachlich auf den Wechsel in die Regelklassen vorbereitet werden.
Bildungsangebote gibt es in diesem Haus in Hülle und Fülle – und ebenso viele Abschlussmöglichkeiten. Sich da zurechtzufinden, ist gar nicht so einfach. Deshalb hat das Nixdorf-Kolleg ein spezielles Lehrerteam für Berufsberatung. „Wir möchten unsere Schüler ermuntern, Entscheidungen zu treffen“, betont der Schulleiter, „und wir möchten ihnen die Angst nehmen, sich dadurch im Leben etwas zu verbauen.“

„Nicht nur der gymnasiale Weg“

Dass viele Wege zum beruflichen Ziel führen, zeige sein eigener Werdegang, meint Schulleiter Jörg Gleißner. Er hat in Frohnhausen die Realschule besucht, eine Berufsausbildung als Fernmelder und anschließend das Abitur am Alfred-Krupp-Gymnasium gemacht. Nach seinem Studium der Elektrotechnik arbeitete er jahrelang in der Industrie, für den Netzwerkausrüster Ericsson. 2002 kam dann die berufliche Wende: Gleißner ging als Lehrer ans Berufskolleg. Dabei kamen ihm sowohl seine High-Tech-Qualifikation als auch ein früheres Lehramtsstudium zugute. Seit 2016 „managt“ der ehemalige Quereinsteiger nun das Heinz-Nixdorf-Berufskolleg an der Dahnstraße. Von der Schulform Berufskolleg ist er felsenfest überzeugt: „Es gibt nicht nur den gymnasialen Weg – das ist wichtig für unsere Gesellschaft.“

Engagiert – kooperativ – sachlich

Ehrliche Begeisterung versprüht Jörg Gleißner auch, wenn er von der rasanten technischen Entwicklung spricht. „Das Spannendste an unserem Job“, findet er, „ist, dass man die Pläne für die Ausbildung ständig ändern muss.“ Am Heinz-Nixdorf-Kolleg sei die laufende „Inhouse-Fortbildung“ das Ergebnis echter Teamarbeit, sagt der Schulleiter. Die Technologien seien mittlerweile sowieso derart anspruchsvoll, dass sie keiner mehr allein beherrschen könne. Engagiert und kooperativ verhielten sich die Lehrerkollegen. Sie hätten den notwendigen „Draht“ zu Unternehmen und Universitäten und blieben auch bei Meinungsverschiedenheiten angenehm sachlich.

Frauen vor!

Alles in Butter also an der Dahnstraße? Eins wünscht sich Jörg Gleißner für seine Schule: Mehr Frauen. Aktuell liegt der Frauenanteil bei den Lehrern bei 27 Prozent; bei den Schülern schwankt er um die 10 Prozent. „Ich hoffe, das wird mehr!“, sagt der Schulleiter, und argumentiert: „Was wir hier machen, ist nicht nur kaufmännisch interessant, sondern auch sehr kreativ.“ Schülerinnen sollten ein gewisses mathematisches Verständnis mitbringen, in der Elektrotechnik auch gern ein Interesse für Physik. Aber: Sie müssen keine Mathe-Cracks sein. „Das ist ja das Schöne“, strahlt der Schulleiter, „man darf hier hinkommen, um zu lernen.“

Infos

Heinz-Nixdorf-Berufskolleg der Stadt Essen
Adresse: Dahnstraße 50, 45144 Essen
Gegründet: 1970
Anzahl Schüler: 2.050
Anzahl Lehrer: 85
Anzahl pädagogische Mitarbeiter: 1
Anzahl anderer Mitarbeiter: 10
Schulleiter: Jörg Gleißner
Website: www.hnbk.de

Autor:

Mareike Ahlborn aus Essen-Süd

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