Benachteiligte, polizeilich auffällige Jugendliche gesucht
POP Altendorf – der Senkrechtstarter für 15-24-Jährige!
POP: Drei Buchstaben zum Merken, denn die können bald eine starke Anziehungs-Marke werden. POP klingt nach Unterhaltungsmusik? Nö. Geht auch anders: POP = Partizipation-Orientierung-Perspektiven. Wo? POP-Altendorf, Altendorfer Straße 239, wird am 1. März, 18 Uhr, eröffnet. Anlaufstelle für benachteiligte, polizeilich auffällige Jugendliche. Ihre Kümmerer „Eltern“ sind der VKJ mit bereits vielen „Tanten, Onkeln“…
Haltestelle Kronenberg, gegenüber REAL, Grenze Altendorf, Anfang City Center Altendorf. Just da sitzt POP-Altendorf. Noch ohne Namensschild, ohne Hausnummer. Ein Blick durch die blankgeputzte Scheibe macht neugierig. Zwei Erwachsene spielen am Kicker. Kichern wie die Kinder. Lachend laden die beiden mich ein, reinzukommen. Platz nehmen? Nein. Sitzbares fehlt. Da liegen zwar auf dem Boden eine Leiter, Einrichtungsgegenstände wie Pfanne, Töpfe … Aber was ich jetzt höre, reißt mich doch vom „Hocker“. Denn die schweißtreibende Vorarbeit läuft seit Monaten. Es kommt knallhart – nicht nur mit Boxen, Riesenspiegel zum Tanzen.
Vorab: Hinter dem Projekt POP-Altendorf steckt der VKJ Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet e.V.
„Kicker-Kenner“ Andreas Breyer, VKJ Öffentlichkeitsarbeit und Monika Heyd, Projektleiterin, über das Projekt. „Es wird im Rahmen des Bundesprogramms „XENOS-Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und dem Europäischen Sozialfonds gefördert mit 600000 Euro, für drei Jahre. Ziel für Jugendliche: Partizipation- Gesellschaftliche Teilhabe anstelle von Ausgrenzung; Orientierung – im Arbeitsmarkt anstelle von Ahnungslosigkeit; Perspektiven – Berufliche und soziale Zukunftschancen anstelle von Resignation.“
Konkret? „Unsere Zielgruppe sind 15- bis 24-jährige benachteiligte Jugendliche und Tatverdächtige, die in irgendeiner Form polizeilich erfasst oder aufgefallen sind. Wir nahmen Kontakt ab April 2012 auf zu Schulen, Streetworkern, zum Netzwerk Altendorf, Jugendamt, zur Jugendhilfe, Jugendgerichtshilfe. Mittlerweile erreichten wir 40 Jugendliche, die sich bei Angeboten Ausflügen, Freizeitbesuchen, Fußballturnieren und mehr beteiligten. Wir wollen Chancengleichheit für alle schaffen. Und da steht diese Altersgruppe immer etwas mehr am Rand mit nicht so viel Unterstützung. Eine echte Lücke! Fakt: Kaum Angebote. Doch Jugendliche sollen nicht auf der Straße herumhängen, in Parks saufen, mit Flaschen werfen. Wir wollen uns kümmern um diejenigen, die keine Lehrstelle haben; mit abgebrochener Schule…“
Ein steiniges Feld. Aber – nicht hoffnungslos. Sozialbeiter, Streetworker gehen auf die Jugendlichen zu, entwickeln mit ihnen gemeinsam eine gesellschaftliche und berufliche Perspektive. Im Hintergrund steht ein handlungsfähiges Netzwerk aus Handwerk, Handel, Polizei, Ordnungsamt, Ausländerorganisationen, Jugendhilfe und sozialen Trägern.
„Es geht darum, die Jugendlichen besser kennen zu lernen, zu sehen, wo stehen sie, welche Hilfe brauchen sie. Die Vertrauensbasis muss geschaffen - Emotionen geweckt werden, damit sie uns ihre Sorgen, Nöte offenbaren; dass sie auf Angebote, Ratschläge eingehen“, betont Dipl. Sozial-Pädagogin Heyd. Die Erzieherin erwähnt einen kleinen Schritt: „Die Jugendlichen waren mit uns in Möbelhäusern. Sie dürfen das Ladenlokal nach ihren Vorstellungen, für ca. 3000 Euro, einrichten.“ Wie PC für das Büro, Tischtennisplatte, kleine Bühne - wo sie Rahmenprogramme und Auftritte planen können. Sitzecke, Spiegelwand für Tanzauftritte, Cocktailbar für alkoholfreie Getränke, Hochtisch mit Hockern…Wände können sie schmücken mit Bildern von Ausflügen, Aktionen.“ Erster sichtbarer Erfolg lockt im Eingangsbereich: Ein leuchtendes Werk. Geschaffen mit zehn Jugendlichen sowie dem Graffiti-Künstler Zaki. Respekt!
Involviert im POP-Altendorf sind zwei studierte Hilfskräften, zwei Sozialarbeitern und Monika Heyd. Klar, Kontrolle ist wichtig! Zur Orientierung gehört die Fertigstellung des Entwicklungsbogens: Gemeinsam mit Mitarbeitern der Universität Essen-Duisburg wird für das Projekt POP ein Anamnesebogen, der sogenannte Entwicklungsbogen konzipiert und erstellt. Zentrales Instrument zur Dokumentaton und Steuerung der individuellen Entwicklung und Fortschritte der teilnehmenden Jugendlichen.
40 Jugendliche sind bis jetzt im Boot. Massig Arbeit steht noch vor der Brust. „200 Jugendliche sollen in Altendorf und Umgebung angesprochen werden. Die wollen wir in irgendeiner Form erreichen, sollen weiter qualifiziert werden. Es kann der Schulabschluss sein, Suchthilfe, Idealfall Jobvermittlung. Die Jugendlichen müssen betreut, motiviert, individuell gecoacht werden.“ Mit am „Ball“ Familientherapeut Marc Kallmeyer.
Ein langer Atem ist also Muß beim POP-Altendorf. Die Macher sind nicht blauäuig. Doch unbedingt zuversichtlich. Wie? Durch die Teilnahme an Partizipationsprojekten (Stadtteil-Couts, Graffiti-, Musik-, Boxprojekt etc.) im und außerhalb des Stadtteils wird das Vertrauen der Jugendlichen in die eigenen Fähigkeiten gefestigt und erste berufliche Handlungskompetenzen gestärkt“, hoffen Andreas Breyer und Monika Heyd.
Angst vor viel Arbeit kennen die Projektbegleiter nicht. „Besser der Raum platzt aus allen Nähten, als gähnende Leere. Ein schwieriges Arbeitsfeld. Aber überlebenswichtig.“
Förderer
Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „XENOS – Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds /ESF) gefördert.
Schirmherr für das Projekt POP Altendorf ist der Justizminister des Landes NRW, Thomas Kutschaty. Er begrüßt den stark präventiven Charakter des Projektes, welches strafrechtlich auffällig gewordene Jugendliche erreicht und ihnen Auswege aus ihrer Lebenssituation aufzeigt.
Kontakt
VKJ-JuCaKa Monika Heyd, Telefon 0201/8462762, mail; JugendKultur@vkj.de
VKJ, Telefon 0201/234081, mail: vkj@vkj.de
Partner
Arbeitsagentur für Arbeit e.V., Justizministerium des Landes NRW, der Minister – auch Schirmherr; Essener Verbund der Immigrantenvereine e.V.; EUV Essener Unternehmensverband e.V.; Jugendhilfe Essen gGmbH.
Fotos: VKJ (1) - Michael Gohl / West Anzeiger Essen
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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