63. Schuss: Der Vogel ächzt - Der König jubiliert

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Wo sind plötzlich Detlef Diel, 1. Vorsitzender Bürger-Schützenverein und Friedhelm Börsch, noch amtierender Schützenkönig? Es soll doch um den Königs-Titel „duelliert“ werden? André Fabrik beschwörend „Im Raum der Bockmühleschule ist eine Besprechung der Königsaspiranten. Die werden belehrt, was in zwei Königsjahren auf sie zukommt: Ausmärsche, Kutschen, Kostenfaktoren.“ Klar, König ohne Moos – nix los…

Derweil steht Hans-Rudolf Graap auf dem breitflächig abgebänderten Podest. Immer im Augapfel das festgeschraubte Gewehr. Ein roter Koffer ist offen. Was liegt da drin? „1000 Schuss Kleinkalibermunition.“ Korrigiert: „Als wir anfingen. Bis jetzt wurden 480 verbraucht. Ich leg‘ die Kugel rein. Beaufsichtige das Schießen. Der andere drückt ab, versucht, die Holzstange unter dem Vogel zu treffen.“ Er schießt nach: „Das Gewehr kann den Bereich des Kugelfangs nicht verlassen. Sicherheit ist das A und O bei uns.“

„Jetzt wird es spannend“, prophezeit Dieter Blum, Ex-Schützen-König und Kaiser von Frohnhausen. „Das Schießen um die Königswürde.“

Aufgeregt zeigen sich Erika und Jürgen Winnecke. Die Hubertus-Schützen sind wieder glückliche Großeltern geworden. „Anfang Juli, Mats und Ole. Zwillinge! Sternzeichen Zwillinge. Ganz schnelle Geburt“, flüstert fahrig die frische Oma.

Derweil sonnen sich Altmajestät Manni Hübbertz mit seiner Olga im Eheglück. Der „Sonnen“-König, Ex-Kaiser und ehemals Hubertus-Kompanieführer hält noch immer seine Schäfchen zusammen. „Wenn jemand Probleme hat, helfe ich.“
Große Pläne mit Platzkonzert, Jahrhundertfeier Apostelkirche, schmiedet bereits für das zweite Wochenende im Mai 2013 Winni Meerstein, 1. Vorsitzender Bürgerschützenverein Frohnhausen.“

Endlich. Klatschmarsch. Einmarsch der Schützenbrüder. „Zwei Aspiranten, Börsch und Diel, haben sich gefunden, die König werden wollen. Einer kann es aber nur werden“, orakelt Bernd Ohters. „14 Schützenbrüder werden ihn dann während der Königszeit unterstützen. Jetzt geht es in den Wettkampf!“

Wer fängt an? „Der regierende König gibt den ersten Schuss ab“, so Diel. Gemach. Börsch erhebt sich, steigt genüsslich die Treppen hoch. Kommen jetzt Kutsche, Knete, Kraft, Können? Er legt seine Wange liebevoll ans Gewehr. Drückt ab. Zwinkert der Vogel nicht mit dem Auge…

Diel steht auf, schießt, trifft. Die riesige Papierwand dahinter. „Wir haben Zeit.“ Setzt sich. Börsch steht auf, drückt ab, lächelt, nimmt Platz. So geht es hin und her. Beide trinken Bier. Schluck für Schluck. Minuten für Minuten. Immer wieder peitschen Schüsse durch die Aula. Ute Botkus, Altmajestät, spornt Detlef an: „Nu mach mal!“ Er macht – Rauchpause!

Anfeuerungen verstärken sich. Eine Fangruppe fordert „Detlef“, die andere „Friedhelm“. Nach einer Weile erneut Pause. Zu Dritt wird die Holzlatte unter dem Vogel begutachtet. „Es geht jetzt in die heiße Phase. Es könnte der letzte Schuss sein!“ weiß Moderator Ohters. Friedhelm ist dran, trifft. Aber das Holz ist hart wie Stahl. Was macht Diel nun? Er erhebt sich, streckt sein Kreuz, reckt seinen Körper. Das Volk trampelt. Der Bockmühlenboden bebt. Schießt – trifft! Holz splittert. Der Flattermann krallt die Leiste fest.

Die Halle kocht. Schweiß perlt. Friedhelm nimmt das Fernglas. Sein Bierglas ist leer. Er sucht in der Weite den Vogel. Zielt. Nix. Gleich ist die Munition zu Ende? „Wir haben noch viel. Bis 22 Uhr“, beschwichtigt mich Diel mit dem mittlerweile Dreitagebart.

„Unsere Kandidaten stehen im Dauerstress“, ruft Ohters. Immer aufstehen, hinsetzen. Das Papier hinter dem Vogel wird flattriger, löchriger. Die Latte hält. Noch. Da heizt Friedhelm die Meute wie ein Dirigent an. „Das wird ein ganz großer Zweikampf“, lautet die Prophezeiung. Frauen singen. Männer buhlen. Und haste nicht gesehen, jetzt stoßen Diel und Börsch an. Bruderschaft? „Nö, Zielwasser Williams-Birne auf Treffsicherheit.“ Pausen werden häufiger, ebenfalls das Betasten der Holzleiste mit dem „Vogel-Flüsterer“.

Um 18.30 Uhr sollte doch Schluss sein? „Wir haben noch Zeit“, schmunzelt Diel.
18.25 Uhr – ein krächzender Knall, greller Aufschrei! Es ist geschafft. Friedhelm, der alte – ist der neue König. Lisa I., seine Frau, neue Schützenkönigin. Küsschen, Kuscheln…

Ehrlich: Detlef wie Friedhelm waren zwei faire Partner. Doch der 53-jährige Diel gesteht: „Eine kleine Träne ist natürlich dabei. Ich hätte gerne den König gemacht.“ Aber Friedhelm erschoss sich wieder den Titel. Bezirksbürgermeister Persch dazu: „Vorteil, wir brauchen uns keinen Namen zu merken – bis auf den der neuen Königin.“ Männer…

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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