Im Gespräch mit PD Dr. Hansjörg Heep, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am St. Josef Krankenhaus
Warnung vor "kniemordenden" Sportarten

Das Spektrum der Operationen reicht von der Schlüssellochchirurgie mit Ersatz von Bändern und Knorpel bis hin zu einem Gelenkersatz. | Foto: Universitätsmedizin Essen
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  • Das Spektrum der Operationen reicht von der Schlüssellochchirurgie mit Ersatz von Bändern und Knorpel bis hin zu einem Gelenkersatz.
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Fast jeder leidet im Laufe seines Lebens an Knieschmerzen. Die Ursachen sind vielfältig, genau wie die Therapiemöglichkeiten. Näheres erläutert PD Dr. Hansjörg Heep, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am St. Josef Krankenhaus Werden der Universitätsmedizin Essen im Interview mit dem Stadtspiegel und seiner Nachrichten-Community Lokalkompass.de.

Wie viele Menschen in Deutschland leiden unter Knieproblemen?
Diese Frage lässt sich so nicht direkt beantworten. Doch allein die Gründe, die zu Knieproblemen führen, zeigen, dass nahezu jeder Mensch in Deutschland schon mal darunter gelitten hat. Man kann zwei Ursachen unterscheiden: Zum einen Verletzungen durch einen Unfall beim Sport, in der Freizeit oder bei der Arbeit - auch fern vom Gelenk. Neben den unmittelbaren Schmerzen können sie auch später zu anhaltenden Beschwerden und vorzeitigem Verschleiß führen. Zum anderen haben unsere Lebensgewohnheiten einen maßgeblichen Einfluss. Zu wenig Bewegung, Übergewicht und ungesunde Ernährung spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle.

Welche Operationsverfahren setzen Sie ein?
Bevor operiert wird, sollten andere Therapien ausgeschöpft sein. In der Vergangenheit wurde zum Teil zu Recht davon gesprochen, es würde zu schnell operiert. Hier ist die enge Zusammenarbeit zwischen den niedergelassenen Kollegen und den Klinikärzten entscheidend. Erst wenn sie gemeinsam alle so genannten konservativen Möglichkeiten angewendet haben, steht eine Operation - begleitet durch eine gute Aufklärung und Diagnostik - an. Das Spektrum reicht bei uns im St. Josef-Krankenhaus Werden von der Schlüssellochchirurgie mit Ersatz von Bändern und Knorpel bis hin zu einem Gelenkersatz. Selbst wenn später einmal ein Ersatz des künstlichen Gelenkes notwendig wird, gibt es Möglichkeiten die individuelle Lebensqualität wiederherzustellen. Bei Unfällen steht zügiges Handeln im Vordergrund, um eine gute Gelenkfunktion zu erreichen. Diese richtet sich nach der Schwere der Verletzung. Leider verbleibt immer ein Schaden. Diesen so klein wie möglich zu halten, ist die große Herausforderung eines jeden Operateurs, genauso wie bei Verschleiß eine bessere Lebensqualität zu erreichen.

Welche Therapien wenden Sie darüber hinaus an?
Neben der Kooperation zwischen Ärzten gibt es auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Physiotherapeuten. Manchmal sind Kniegelenkschmerzen nur Folge anderer Ursachen. Da diese nicht nur im Stütz- und Bewegungsapparat zu finden sind, können auch andere therapeutische Ansätze gelegentlich sehr hilfreich sein. So kann eine gezielte Behandlung der Psyche genauso zum Erfolg führen, wie Therapien außerhalb der Schulmedizin - wie beispielsweise die traditionelle chinesische Medizin.

Wodurch entstehen die Schmerzen?
In der Regel durch Entzündungsprozesse im Gelenk. Dies ist ein Schutzmechanismus des Körpers im Falle eines Reparaturvorganges. Um diesen nicht durch weitere Belastung zu stören, gönnt sich der Körper eine Schonzeit. In diese Phase spricht man von Akutschmerz. Überwiegen die schmerzauslösenden Ursachen und halten über bis zu zwölf Wochen an, so spricht man von einem chronischen Schmerz. Dazu sollte es aber nicht kommen. Darüber hinaus kann der Schmerz als letzte Stufe chronifizieren und ist dann nur noch sehr schwer beherrschbar.

Was kann man selbst dagegen (vorsorglich)tun?
Neben einer ausgewogenen Ernährung, einem gesunden Gewicht spielt regelmäßige Bewegung und der Erhalt der Beweglichkeit eine wichtige Rolle. Vermeiden sollte man dabei sogenannte "kniemordende" Sportarten. Damit will ich nicht das jährliche Skifahren verbieten, aber sich darauf vorzubereiten - rate ich sehr.

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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