"Zur Arche" und Schinkelkirche (Voerde)
Tour de Ruhr -- Revival
Erstmals 1981 lief im Westdeutschen Fernsehen die sechsteilige Serie "Tour de Ruhr", u.a. mit Ralf Richter und Marie-Luise Majan (Mutter Beimer). Das Drehbuch schrieb Elke Heidenreich. In der Serie unternehmen zwei Paare (eines mit pubertierender Tochter) eine Radtour durchs Ruhrgebiet. Als wir die sechs Folgen nacheinander bei youtube noch einmal sahen, achteten wir allerdings mehr auf die Drehorte als auf die Handlung. Viele Orte waren uns vertraut. In der sechsten Folge, am Ende ihrer Radtour, kehrten die Fünf in Voerde am Cafe "Zur Arche" ein. Schon beim Zuschauen beschlossen wir: Das wird einer der nächsten Tagesausflüge.
Vorweg: So viel hat sich dort in den letzten 42 Jahren nicht verändert. Das Rheinwasser fließt immer noch Richtung Holland und die vorbeifahrenden Schiffe bieten viel zu schauen. Die Terrasse des Restaurants hat sich kaum verändert. Gut, die Preise sind nun wirklich nicht mehr die gleichen. Aber man sitzt und speIst dort immer noch hervorragend. Absolute Empfehlung für einen Tagesausflug. Und auch , wer nicht einkehren möchte, findet entlang des Rheins einen gut ausgebauten Spazier- bzw. Radweg und genug Bänke, um die Seele beim Blick auf das Wasser baumeln zu lassen.
Quasi schräg gegenüber vom Restaurant befindet sich die Evangelische Kirche Götterswickerham, die bereits im 10. Jahrhundert gegründet wurde. Sie ist eines der Wahrzeichen Voerdes. Obwohl sie mehrmals abgebrannt und zerstört wurde, stammen Teile der Kirche aus dem 11. und 12, Jahrhundert. Beim letzten Wiederaufbau zu Beginn des 19. Jahrhunderts bezog man sich auf Pläne des berühmten Architekten Karl Friedrich Schinkel, dessen Werke heute noch das Stadtbild in Berlin Mitte prägen. Auch die auf Antik- und Kathedralglas aufgebrachten Malereien der Kirchenfenster wurden nach dem Vorbild Schinkels ausgeführt, so dass man die Kirche heute kurz als Schinkel-Kirche bezeichnet. Wir hatten das Glück, dass ein Stadthistoriker, der auf eine Reisegruppe aus Essen (!) wartete, sich die Zeit nahm, uns exclusiv durch die Kirche zu führen und mit Anekdoten aus der langen Geschichte des Ortes und der Kirche "fütterte".
Ein zusätzliches Highlight dieses ungeplanten und unvergesslichen Kirchenbesuches war sicherlich der Altarraum, der bereits für den Erntedankgottesdienst am 1. Oktober mit allerlei Feldfrüchten geschmückt war. Der Erntedank kommt in ländlich geprägten Regionen immer noch authentischer rüber als in der Stadt.
Bei ihrer Tour de Ruhr werden Marie-Luise Majam und Ralf Richter dieses kulturelle Highlight sicher nicht besichtigt haben. Ihnen ist dadurch etwas entgangen.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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