Kurze Geschichte der Schwarzwalduhr
Kuckuck, Kuckuck, ruft's aus dem (Schwarz)Wald
Mit dem Schwarzwald verbindet man neben dem Schinken, der Kirschtorte und den Bollenhüten vor allem die Kuckucksuhr. Sie ist über viele Jahrzehnte zu einem Wahrzeichen und einem Exportschlager der Region geworden. Wie die folgenden Ausführungen und die beigefügten Fotos aber hoffentlich belegen, wird man der jahrhundertealten Uhrenproduktion des Schwarzwaldes nicht ansatzweise gerecht, wenn man sie auf die Kuckucksuhr reduziert.
In den Geschäften an der Schwarzwälder Uhrenstraße werden heute Nachbildungen der angeblich ersten Schwarzwälder Uhr aus einem groben Holzwerk mit drei Rädern und angetrieben von einem Steingewicht zum Nach- und Selberbau verkauft. Auf diesen ist häufig die Jahreszahl 1640 angegeben. Nachweisbar ist dieses Datum nicht, lässt aber eine grobe zeitliche Zuordnung der Anfänge des Uhrenhandels im Schwarzwald zu. Es waren vor allem Häusler und Taglöhner, die die Winterzeit zur Uhrenherstellung und damit zu einem bescheidenen Nebenerwerb nutzten.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts begann die Ausbreitung des "Kuckucks" über Deutschland und andere Länder.
Um die Uhren abzusetzen, wurden vor allem die einfachen Zeitmesser durch sogenannte "Uhrenträger" im In- und Ausland verkauft. Dazu ließen sich einige Uhrenhändler im Ausland nieder und bezogen ihre Waren in riesigen Uhrenkisten aus der alten Heimat.
Im ausgehenden 18. Jahrhundert sorgte die Arbeitsteilung in der Herstellung für eine Produktionssteigerung. So gab es Gestellmacher, Gießereien für Glocken und Zahnradrohlinge, Kettenmacher, Schilderdreher und Schildermaler.
Aus der Vorliebe für das Bemalen entstand der Trend zur Schilderuhr. Im wohlhabenden Bürgertum waren ab 1820 die aufwendigen Flöten- und Musikuhren gefragt.
Zwischen 1800 und 1840 wurden pro Jahr schon rund 600.000 Uhren auf der ganzen Welt verkauft.
Dennoch geriet die Schwarzwälder Uhrenherstellung in der Mitte des 19. Jahrhunderts in die Krise.
1850 wurde deshalb in Furtwangen, wo sich heute noch das deutsche Uhrenmuseum befindet, die erste Uhrmacherschule gegründet . Man bemühte sich neben der Qualitätssteigerung um eine Standardisierung der Maße und Modelle.
Ihre Blütezeit erlebte die Schwarzwälder Uhrenindustrie in der Folge zwischen 1880 und 1914.Dank der industrialisierung konnte die Zahl der abgesetzten Uhren bis 1905 auf knapp 5,8 Millionen pro Jahr gesteigert werden.
Schramberg und Schwenningen entwickelten sich zu Weltzentren der Uhrenindustrie. Junghans und Kienzle sagen auch heute noch vielen Uhreninteressierten etwas. In vielen Haushalten haben bestimmt die Wecker und Armbanduhren ebenso wie einige Küchen-, Wand- und Standuhren dieser beiden Marken bis heute überlebt. Auch gegenwärtig produzieren die beiden Firmen noch hochwertige (Armband)Uhren.
Der hohe Anteil der Arbeitskosten bei der Uhrenherstellung und der Ersatz der analogen Uhrwerke durch Quarzwerke aus Fernost und die Digitalisierung der Zeitmessung verdrängten die Schwarzwälder Uhren seit den 70er Jahren aber nach und nach vom Markt.
So führt die gute alte Schwarzwalduhr heute nur noch ein Nischendasein für Liebhaber des Mechanischen, auch wenn es vielen Familien- und Kleinbetrieben gelungen ist, gerade die berühmte Kuckucksuhr mit modernem Design neu zu erfinden.
Das zweibändige Standardwerk der Schwarzwälder Uhrentradition stammt von:
Gerd Bender: Die Uhrmacher des hohen Schwarzwaldes und ihre Werke, 1979
und gibt viele interessante Einblicke in das Leben der Uhrmacher in den verschiedenen Perioden und die technischen Entwicklungen ihrer Erzeugnisse. Wie die beiden Bände schnell aufzeigen, kann die hier getroffene Bildauswahl die Vielfalt der Uhrentypen nur zu einem Bruchteil wiedergeben.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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