Migrationshilfen für Aal, Lachs und Co
Die Fischtreppe Rheinau-Gambsheim bei Straßburg
21 Staustufen gibt es am Rhein zwischen Schaffhausen und Karlsruhe . Ohne Hilfe können diese Staustufen, an denen oft Wasserkraftanlagen liegen, für wanderndende Fische wie Aal, Lachs und Meer(es)forelle zu unüberwindlichen Hindernissen
werden. Deshalb ist durch eine EU-Wasserrichtlinie geregelt, dass an diesen Stellen Fischtreppen anzulegen sind,um den großen Wanderfischen, insbesondere dem Lachs, die Rückkehr zu ihren Laichplätzen zu ermöglichen.
Eine besonders imposante Fischaufstiegshilfe gibt es in der Nähe von Straßburg.
Dort sind zwischen Ober- und Unterwasser 11 Höhenmeter zu überwinden. Um die wandernden Fische nicht zu überfordern, hat man dort eine 290 Meter lange Treppe mit einer Neigung von weniger als vier Grad gebaut. In der Praxis ist das eine Kaskade von 39 Betonbecken, die durch vertikale Schlitze verbunden sind. Jedes Becken hat eine Grundfläche von 13 Quadratmetern und ist 1,65 Meter tief. In den Becken finden die Fische eine Erholungszone, in der sie die Kraft zum "Erklimmen" der nächsten Stufen sammeln können. Als Eingang zu dieser Treppe stehen den Fischen
3 Öffnungen zur Verfügung, von denen ihnen aus zweien eine recht starke Lock- oder Leitströmung entgegenkommt , der wandernde (aufsteigende) Fische nicht widerstehen können. Ein intergriertes Kleinkraftwerk nutzt die Strömung ebenfalls, und erzeugt so 3 Millionen KWh/Jahr. Zum Vergleich: das von deutschen und französischen Stromerzeugern betriebene Wasserkraftwerk neben der Fischtreppe produziert 650 Millionen KWh/ Jahr. Die dritte Öffnung mit geringerer Strömung ermöglicht es auch kleineren Fischarten und Kleinstlebewesen, das Hindernis der Staustufe zu überwinden. In regelmäßigen Abständen werden in einer Art Reuse die passierenden Fische kurz abgefangen, vermessen, bestimmt und dann wieder freigesetzt.
Dabei hat man für 2023 gezählt, dass übers Jahr 58132 Fische die Treppe benutzt haben. Insegesamt verteilen sie sich auf 30 Arten. Den größten Anteil bilden die Aale (46877 Tiere). Aber auch 18 aus dem Meer zurückkehrende Lachse waren darunter, was Anlass zu vorsichtigem Optimismus gibt.
Nun ist selbst eine Fischtreppe von fast 300 Metern für sich alleine nicht sonderlich attraktiv. Letztlich ist es nur eine lange Betonrinne. Spannender wird es nur, wenn man sich deren Bedeutung für die Fischwelt des Rheins klar macht oder das Besucherzentrum ansteuert. In diesem erwartet einen für kleines Geld (2,50 €)
- ein Ausstellungsraum, der über die Rheinbegradigung seit Tulla vor 200 Jahren, den Bau der Fischtreppe und die Wiedereinbürgerung des Rheinlachses informiert
- eine Besucherterrasse
- ein Beobachtungsraum, wo man hinter einer Glasscheibe mit etwas Glück die aufsteigenden Fische beobachten kann
- ein so genanntes "Berührungsbecken"
- ein Großaquarium, in dem die Fischarten des Rheins zu sehen sind und
- einen Aussichtspunkt über die gesamte Anlage
Leider sind aufsteigende Fische nicht zu jeder Tages- und Jahreszeit zu beobachten. Ratsam ist es deshalb, sich vor dem Besuch der Fischtreppe in Rheinau oder in Iffezheim (bei Baden-Baden) über die Öffnungszeiten des Besucherzentrums zu informieren. Im Oktober/ November öffnet das Besucherzentrum erst um 13.30, so dass ich an dieser Stelle leider keine Bilder präsentieren kann.
Da man seine Fahrtroute in Richtung Basel oder auf dem Rückweg so legen kann, dass man keinen Umweg fahren muss, ist ein Besuch unbedingt empfehlenswert.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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