Corona-Virus spielte dem Leitungswechsel ein böses Spiel
Quarantäne statt Abschiedsfeier
Das Corona-Virus spielte dem Leitungswechsel im Alfried-Krupp-Heim ein böses Spiel „Quarantäne für alle Bewohner aufgehoben“ – Die Erleichterung ist Gabriele – Gaby Haack anzusehen: „Das war mir sehr wichtig. Ich wäre sonst nicht gegangen.“
Haack leitete fast 20 Jahre lang das Alfried-Krupp-Heim der GSE in Frohnhausen. In diesem Jahr stand ihr Übergang in den Ruhestand und damit die Übergabe der Leitung an ihren Nachfolger Frank Schaan an. Das Corona-Virus sorgte für ganz besondere letzte Arbeitstage der einen und einen herausfordernden Start in neuer Position des anderen. Eine Zeit, die beide wohl nie vergessen werden.
Seit dem Jahr 1996 wirkte Gabriele Haack im Alfried-Krupp-Heim, ein Pflegeheim der GSE gGmbH. Damals war die gelernte Krankenschwester noch als Pflegedienstleiterin und stellvertretende Einrichtungsleiterin tätig, bis sie im Jahr 2001 die Einrichtungsleitung übernahm. In den Jahren unter ihrer Leitung war das Haus an der Aachener Straße immer gut in das Stadtteilleben eingebunden.
„Mir war wichtig, dass so viele Bewohner wie möglich von einer Vernetzung im Stadtteil und Veranstaltungen bei uns im Haus profitieren können“, so Haack, die regelmäßig den Schützenverein und den Männergesangsverein „Harmonie“ im Alfried-Krupp-Heim begrüßen konnte. Bei ihrer unermüdlichen Netzwerk-Arbeit erfuhr die inzwischen dreifache Großmutter viel Unterstützung: „Wir haben hier einen tollen Bewohner-Beirat im Haus, in dem alle miteinander harmonieren. Vor allem Udo Karnath und Rainer Krause haben immerzu alles möglich gemacht, um für die Bewohner etwas auf die Beine zu stellen. Zudem wusste ich immer, dass alle hinter mir stehen. Das war ein riesengroßes Glück.“
Hinter der Oberhausenerin stand auch das Mitarbeiter-Team des Alfried-Krupp-Heims, zu dem sie einen guten Draht hatte. Jeder durfte eigene Ideen einbringen und bei Problemen auf sie zukommen. Ein offenes Ohr hatte Gaby Haack auch für die Bewohner und Angehörigen, von denen sie – das war ihr immer sehr wichtig– jeden persönlich kannte. Auch die wichtigsten Diagnosen der 151 Pflegebedürftigen hatte sie parat, „das hat mir für die Einschätzungen in der Corona-Zeit sehr geholfen“, so Haack. „Eigentlich“, schmunzelt sie „war ich ja schon auf den letzten 100 Metern meines Berufslebens, die Übergaben schon eingeleitet, als diese besondere Zeit begann.“ Statt sanftem Ausklang kam „die letzte und für mich emotional größte Herausforderung meines Arbeitslebens.“
Statt zur großen Abschiedsfeier ging Gaby Haack ins Quarantäne-Büro: Ein Mitarbeiter hatte sich mit dem Corona-Virus infiziert. Einige Bewohner ebenfalls. Die Einrichtungsleiterin hatte Kontakt zu ihnen und hätte sich in Quarantäne begeben müssen. Zu Hause hielt sie es aber nicht aus, sie wollte „ihre“ Leute nicht alleine lassen. In Absprache mit dem Gesundheitsamt saß Haack also bei geschlossener Tür in ihrem Büro im Alfried-Krupp-Heim. „Von hier aus habe ich alles geleitet, dank Bewohnerdaten im PC, Telefon und Zettelwirtschaft mit den Kollegen hat das gut geklappt.“
Nach einer sehr langen Schicht sieht sie eines Abends die Bilder des von Corona stark betroffenen Wolfsburger Pflegeheimes und ist entsetzt: „Das was ich da gesehen habe, war für mich eine schreckliche Vorstellung. Ich habe mir gesagt, so möchte ich meinen Dienst hier nicht beenden.“ Sie kündigt an, so lange im Dienst „ihres“ Hauses bleiben zu wollen, bis sie die Aufhebung der Quarantäne für die betroffenen Bewohner noch miterlebt.
Die Quarantäne wurde inzwischen aufgehoben. Statt großer Abschiedsfeier gab es ein Zusammenkommen im Garten unter Vorsichtsmaßnahmen. Mehr Zeit hat Gabriele Haack jetzt für ihre drei Enkelkinder und irgendwann auch das Reisen.
Nun also ist sie gegangen, wenn auch nicht so ganz: „Damit der Abschied nicht so schwer ist, möchte ich noch einige Schichten in der Pflege übernehmen.“ Ganz und gar aufzuhören, dafür liebt Gaby Haack ihren Beruf, das Arbeiten mit Menschen, einfach zu sehr.
Gabriele Haack geht in den Ruhestand
In die Fußstapfen der langjährigen Einrichtungsleiterin ist Frank Schaan getreten, der seit einem guten Jahr bereits als Pflegedienstleiter die stellvertretende Einrichtungsleitung inne hatte. Schritt für Schritt konnte der 54-Jährige sich so in seine neue Aufgabe einarbeiten. „Ich bin beeindruckt von der kollegialen Zusammenarbeit des Teams im Alfried-Krupp-Heim. Auch zukünftig werden wir die Hierarchien flach halten und die Bedürfnisse der Bewohner und Mitarbeiter in den Vordergrund stellen“, versichert der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger, der auch bereits als Pflegedirektor in Krankenhäusern tätig war.
Mit einem Start in der neuen Position unter diesen besonderen Bedingungen hatte Schaan nicht gerechnet, ist sich aber sicher, mit seinem Team diese Herausforderungen meistern zu können: „Zuversichtlich macht mich, dass ich den Zusammenhalt der Belegschaft über alle Berufsgruppen hinweg kennengelernt habe. Insbesondere in schwierigen Zeiten stehen die Mitarbeiter füreinander ein und geben alles für ihre Bewohner und ihr Alfried-Krupp-Heim.“
Autor:Frank Blum aus Essen-Süd |
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