Mangelware KiTa-Platz
Die LINKE Essen-West lud zur Diskussion über Kita-Plätze
Kita-Plätze sind Mangelware. Dieser Notstand betrifft ganz Essen, in Frohnhausen und Altendorf sieht die Lage vergleichsweise schlechter aus. Aus diesem Grund lud Die LINKE Essen-West zu einer Diskussionsrunde zum Stand der Versorgung mit Kindertagesstättenplätzen.
An diesem Abend suchte die Stadtteilgruppe den Austausch mit Eltern, Trägern von Kindertagesstätten und Einrichtungen der Kindertagespflege sowie interessierten Bürgern. Diskutiert wurde über die Möglichkeiten die Betreuungssituation im Essener Westen zu verbessern, wobei die wesentliche Frage war, welche Maßnahmen dabei zum Tragen kommen müssen beziehungsweise was dazu Politik, Verwaltung, Eltern und Träger beitragen sollen. Geladen waren Jürgen Schroer, Leiter des Kinder- und Familienbüros der Stadt Essen, Ezgi Güyildar, Vertreterin der Ratsfraktion Die LINKE im Jugendhilfeausschuss sowie Vera Luber, Geschäftsführerin beim VKJ. Die Moderation übernahm Andrea Terlisten.
KiTA ist Bildungseinrichtung und Dienstleister
„Im Mittelpunkt sollen dabei die konkreten Bedarfe, Wünsche und Interessen der Kinder, deren Familien sowie die Erzieherinnen und Träger der Einrichtungen stehen“, erklärt Heike Kretschmer, Mitglied der Stadtteilgruppe und der Bezirksvertretung Essen-West.
Zu Beginn der Runde informierte Jürgen Schroer ausführlich über den Ist-Stand der Versorgung im Westen und stellte die Perspektiven zur Schaffung neuer Plätze vor. „Die Kitas platzen aus allen Nähten“, so Schroer. „Insgesamt fehlen in ganz Essen um die 3.000 Plätze, die wir so schnell wie möglich gewährleisten müssen. Dabei ist der Bedarf an Ü3-Plätzen wesentlich problematischer als bei Kindern unter drei Jahren. In Essen-West fehlen in etwa 1.000 Plätze. Das ist unsere aktuelle Marschrichtung.“
Setzen will man dabei vor allem auf den Ausbau bestehender Einrichtungen sowie auf Neubauten. Ein Beispiel für eine neu errichtete Kita ist die Kita Phantasia in der Diergardtstraße. Dabei soll jedoch auf Qualität und nicht auf Quantität, obwohl es trotzdem schnell gehen muss, gesetzt werden und bestimmte Kriterien müssen erfüllt sein. Zum einen sollte eine zentrale Lage im Stadtteil gewährleistet sein und eine gute Erreichbarkeit (> 1000 Meter vom Wohnort). Bedarfsgerechte Öffnungszeiten wegen der entgrenzten Arbeitswelt, Berücksichtigung neuer Wohngebiete sowie Trägervielfalt müssen bedacht werden. Das Problem ist der stetige Anstieg der Bevölkerung vor allem in den Stadtteilen Altendorf und Frohnhausen. Bei früheren Hochrechnungen wurde dabei fälschlicherweise eine Stagnation prognostiziert. Betrachtet man zwei Diagramme, wird klar, was gemeint ist: 2011/12 waren in Altendorf knapp 100 Plätze für Ü3-Kinder vorhanden, 2015/16 ist die Zahl auf nur 150 angestiegen. In Frohnhausen gab es immerhin einen Zuwachs von 113 auf 260 Plätze. Daraus wird ersichtlich, dass es schon einen Anstieg an Plätzen gibt, das aber nicht signifikant ins Gewicht fällt, weil die Bevölkerung proportional dazu zu schnell wächst. Erreicht werden soll aber in jedem Fall eine 40% Versorgung bei U3 und eine 100% Versorgung bei Ü3 Kindern. Um das zu schaffen, sind jetzt schon Projekte bis zu den Jahren 2019/20 geplant.
Erweiterungen und Neubauten sollen mehr Plätze schaffen
„2016/17 soll in der Markscheide ein Kita-Umbau erfolgen, der insgesamt 82 neue Plätze garantiert. 2017/18 sollen in der Grevelstraße knapp 40, in der Steile Straße 17 und im Neulengrund 20 neue Plätze entstehen. Neubauten wird es in den Cranachhöfen (89 Plätze) und in der Nöggerathstraße (99 Plätze) geben. 2018/19 wird es in der Raadter Straße eine Erweiterung und Neubauten in der Bärendelle und in der Kleine Buschstraße geben.“ Der Einsatz von Containern ist zudem angedacht.
„Sind die Einrichtungen dann erweitert oder gebaut müssen sich die Träger Gedanken um qualifiziertes Personal machen“, merkt Luber noch an. „Mit dem steigenden Bedarf steigen auch die Anforderungen an das Personal, Mehrsprachigkeit oder Zusatzqualifikationen wegen der Arbeit mit Flüchtlingskindern sind dabei Stichworte. Momentan haben wir das Defizit, dass viele Stellen unbesetzt sind, weil diese Fachkräfte fehlen. Eine Kita ist eine Bildungseinrichtung und diesen Standard müssen wir halten. Das Thema der Inklusion oder andere gesundheitliche Erkrankungen sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.“ Ganz zu Schweigen von der Thematik der Kinderarmut (= niedriges Einkommen der Eltern + Defizite in Erziehung und Gesundheit): 92 Kitas in Essen beherbergen Kindern deren Eltern entweder von Hartz IV leben oder ein niedriges Einkommen haben.
Kurz: Es ist noch ein langer Weg zu gehen, bevor die Versorgung an Kita-Plätzen ganz gewährleistet ist. Jetzt gerade wird jedoch schon an allen Ventilen gedreht, um den Druck Schritt für Schritt abzubauen und um in absehbarer Zeit allen Kindern einen Kita-Platz zu sichern.
Autor:Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West |
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