"Fundstücke" im Gespräch mit Holger Kesting
Über Monate und Jahre stand die Gastronomie in den neuen Allbau-Häusern am Altendorfer Niederfeldsee leer. Kein Pächter wollte den Schritt wagen, direkt an der Radtrasse R1 für kleine Stärkungen der Radler zu sorgen und zudem ein Angebot für die neuen Anwohner am See zu schaffen. Bis Holger Kesting für das Projekt begeistert werden konnte. Der Kurs "Fundstücke im Essener Westen" der Volkshochschule besuchte nun das Café "Radmosphäre".
Mitten im November, an einem Abend um 19.30 Uhr, ist nicht viel los in der "Radmosphäre" und Inhaber Holger Kesting gibt zu: "Wir müssen jetzt erst einmal über den Winter kommen."
Im April wurde eröffnet: Mit 50 Sitzplätzen an Hochtischen und Couchen im rund 120 Quadratmeter großen Innenbereich und rund 40 Plätze auf der 70 Quadratmeter großen Außenterrasse.
Die bistro-typischen Speisen und Getränke kamen gut an - besonders auch das selbstgemachte Eis.
Und auch der separate Raum, der 25 bis 30 Gäste fasst und kostenlos gemietet werden kann, sofern der Verzehr über das Café läuft, findet inzwischen regen Zuspruch.
Holger Kesting, der ursprünglich aus dem hohen Norden stammt, hat eine bewegte Vergangenheit: Er hat als Fahrrad-Kurier gearbeitet, Betriebswirtschaft studiert, im Vorstand eines Unternehmens gearbeitet, das nach der Pleite dann von ihm abgewickelt werden musste. "Vor fast zehn Jahren habe ich dann die „Erzbahn-Bude“, die einzige Versorgungsstation entlang des Radwanderweges zwischen Gelsenkirchen, Bochum und Essen auf der Erzbahntrasse, eröffnet."
Kesting hat also Erfahrungen damit, was Radlers Herz höher schlagen lässt.
"Und wie schaut's mit dem Umfeld aus? Mit Drogenhandel und Müll rund um den See?", wollen die Teilnehmer des Kurses wissen.
"Alles kein Problem", kann Holger Kesting beruhigen. "Inzwischen ist am Niederfeldsee regelmäßig die Polizei präsent. Außerdem wohnen einige Polizisten in der Nähe und zählen zu unseren Gästen. Das hilft ungemein."
Der Niederfeldsee selbst sei in den Sommermonaten ein echter Publikumsmagnet gewesen. "Nur der niedrige Wasserstand in diesem Sommer und das dadurch müffelnde Wasser waren ein echtes Problem."
Doch für das nächste Jahr ist Abhilfe in Sicht: "Es wird eine Fontäne im See installiert werden, die für die nötige Bewegung des Wassers sorgen soll. Betrieben wird diese mit Solarzellen."
Auch zukünftig wird sich am Niederfeldsee viel tun: Der Allbau plant, in einem weiteren Bauabschnitt weitere Häuser auf der anderen Seeseite zu errichten.
"Und ich wäre ganz begeistert, wenn der Radschnellweg RS1 möglichst schnell durchgängig gemacht würde, so dass auch die Lücke im Eltingviertel geschlossen ist", hofft Holger Kesting.
Denn: "Man kann auch mal das Fahrrad benutzen", fordert der eingefleischte Zweirad-Fan auf und verweist auf zahlreiche Berufstätige, die regelmäßig an seiner „Erzbahn-Bude“ auf ihrem Heimweg von der Arbeit Station machen. "Die kommen viel entspannter daheim an und stehen nicht im langen Stau auf der Autobahn."
Ob er denn nicht Heimweh nach seiner alten Heimat im Norden des Landes habe, möchte ein Teilnehmer des VHS-Kurses wissen. Holger Kesting: "Ich mag den Norden, aber ich mag besonders die Menschen hier, die sehr hilfsbereit und direkt sind."
Eine große Hilfe sei auch die Initiative Altendorfer Bürger um Johannes Hüttemann. "Unglaublich, aber die Gruppe ist ganz regelmäßig im Stadtteil unterwegs, um für Sauberkeit zu sorgen. Das finde ich toll", meint der Pächter des Cafés am See. "Und dann gibt's ja auch noch unseren Parkwächter, der seine Runden dreht und für Ordnung sorgt."
Johannes Hüttemann ist es auch, der die Bands für die regelmäßigen Konzerte am See organisiert. "Ein voller Erfolg. Mit rund 400 Besuchern beim letzten Mal."
Einen insgeheimen Traum hegt der neue Gastronom vom Niederfeldsee auch: "Ich fände es prima, wenn in der Nähe ein Fahrrad-Hotel eröffnen würde. Denn der Bereich Fahrrad-Touristik ist stark im Aufwind. Und unser Radweg direkt am See bietet da geniale Möglichkeiten, das Revier zu erkunden."
Fundstücke
Der VHS-Kurs "Fundstücke im Essener Westen" besuchte das Café "Radmosphäre" am Niederfeldsee. Hinten: Inhaber Holger Kesting. Foto: Blum Der nächste Kurs "Fundstücke im Essener Westen" beginnt am Mittwoch, 14. Februar, 19.30 Uhr, in der Sakristei der Apostelkirche, An der Apostelkirche 3a. Anmeldungen sind vorab bei der VHS Essen (www.vhs-essen.de) möglich. Weitere Infos per E-Mail: fundstuecke-im-essener-westen@t-online.de Fundstücke
Autor:Frank Blum aus Essen-Süd |
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