Bakterien in Darm und Lunge: Hand in Hand gegen Asthma
Bakterien in der Lunge?
Ja, warum nicht, wenn es die richtigen sind, dann können sie sogar –frühzeitig- das Auftreten einer Allergie, sprich Asthma verhindern. Da ist der Darm ein beispielhafter Vorreiter. Er wird gleich nach der Geburt mit Billionen von Keimen besiedelt. Keime in der Lunge sah man bisher nur als Verursacher von Bronchitis oder Lungenentzündung. In gesunden Luftwegen haben Bakterien eigentlich auch nichts verloren.
Doch dem ist aber nicht so, auch die Lungen werden von Bakterien schon kurz nach der Geburt besiedelt. Und auch hier entscheiden sie mit darüber, ob jemand Asthma bekommt oder nicht, wobei der Zeitpunkt der Besiedlung die entscheidende Rolle spielt. Im Tierversuch zeigte sich, dass Hausstaubmilben ohne eine vorige bakterielle Besiedlung der Bronchien zu einer allergischen Reaktion führten. Nach der Besiedlung verlief alles ganz anders. Eine allergische Reaktion blieb aus! Bakterien hatten es verhindert!
Ohne Darmflora schutzlos!
Es sind also günstige Bakterien, die uns schützen, denn wenn sie fehlen, kommt es zur Allergie. Damit scheinen auch unsere Lungen von einer frühen bakteriellen Besiedlung mit den richtigen Keimen zu profitieren und diese „richtigen“ kommen aus dem mütterlichen Geburtskanal. Sie sind der Grundstock der späteren Darmflora. Beim Kaiserschnitt wird dieser bakterielle Erstkontakt verhindert, was sich durchaus negativ für die spätere kindliche Gesundheit auswirken kann.
Leider haben sich auch die Ernährungsgewohnheiten der Menschen zulasten der Ballaststoffe und zugunsten von reinen Kohlenhydraten und Fetten verändert. Eine ballaststoffarme Ernährung führt im Tierversuch prompt zu einer verstärkten entzündlichen Reaktion der Atemwege auf Hausstauballergene. Eine ballaststoffreiche Ernährung konnte das allerdings nur dann verhindern, wenn die Pflanzenfasern von den eigenen Darmbakterien aufgeschlossen wurden.
Richtiges Essen gut für allergisches Asthma
Eine pektinreiche (reich an pflanzlichen Polysacchariden- nützlichen Ballaststoffen) Kost veränderte bei den Versuchstieren schon nach kurzer Zeit die Darmflora. Mit ihr gelang es, die pektinreiche Kost besser aufschließen, was zu einer Zunahme von kurzkettigen Fettsäuren, Acetat, Propionat und Butyrat im Darm und Blut führte. Diese Fettsäuren sind echte Antiallergica, sie können zwar die allergische Reaktion der Atemwege z.B. auf Hausstaubmilben nicht immer verhindern, aber doch vermindern. Dabei spielen auch bestimmte Abwehrzellen des Immunsystems, sog. „dendritische Zellen“, eine zusätzlich schützende Rolle.
Klingt alles sehr kompliziert
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ist es auch. Es dürfte alles noch komplizierter werden, denn wir sind wir erst am Anfang, die Zusammenhänge zwischen Immunsystem, Ernährung und Allergie zu verstehen. Aber eins müsste eigentlich schon heute möglich sein, durch einfache, aber wirksame Änderungen in der Ernährung Allergien der Luftwege bei Kindern im Keim zu ersticken. Das ist die Zeit direkt nach der Geburt: eine kurze aber ganz wichtige Zeit, die es zu nutzen gilt.
Autor:Dr. Helmut Förster aus Essen-West |
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