Lieblingsobst des Sommers: Bühler Zwetschgen
Am liebsten mit Sahne !!
Vor etlichen Jahren war ich noch der irrigen Auffassung, Bühler Zwetschgen gäbe es nur im Nordschwarzwald und wir fuhren auf der Urlaubsrückfahrt bei Baden-Baden von der Autobahn ab, um einige Kilos der beliebten Zwetschgen zu erwerben. Diese verarbeiteten wir zu Hause zu saftig-frischem Zwetschgenkuchen und luden Verwandte und Freunde ein, Geburtstage mit uns nachzufeiern. Eine Tradition, an die wir gerne zurückdenken, lockerte der Zwetschgenkauf doch die Rückfahrt auf und versüßte einem die Rückkehr in die Heimat. Erst Jahre später entdeckte ich in einer Baumschule, dass es die Obstbäume mit Bühler Zwetschgen auch im Ruhrgebiet zu kaufen gibt. Der kurze Umweg über Bühl hat sich seitdem erledigt. Eigentlich schade!
Inzwischen ist auch unser Zwetschgenbaum in die Jahre gekommen und trägt Früchte für einige Bleche Kuchen. Die Lust auf die süß-sauren Früchte hat aber nicht nachgelassen. Am besten schmecken die Kuchenstücke mir, wenn sie frisch aus dem Backofen kommen und noch warm sind oder am zweiten Tag, wenn die Früchte gesaftet haben und der Kuchen durchgezogen (also 'matschig') ist. Gerne darf er an heißen Tagen auch aus dem Kühlschrank kommen. Ein Muss ist für viele ein Klecks frischer Sahne.
Bühler Zwetschgenkuchen ist, ebenso wie italienisches Eis, der kulinarische Inbegriff des Sommers. Alle diätischen Warnhinweise haben dann in den Hintergrund zu treten.
Eine Schönheit ist die Bühler Zwetschge nicht. Ihre dunkelblaue Schale ist hellblau bereift und weist feine Punkte und Berostungen auf. Hat man sich an ihr nicht gerade makelloses Aussehen gewöhnt, offenbart sie bei der Verarbeitung und dem Verzehr aber aber überzeugende innere Werte.
Das hellgelbe bis grüngelbe Fruchtfleisch ist recht fest und schmeckt für mich erfrischend säuerlich.
Die Kerne lassen sich leicht vom Fruchtfleisch lösen.
Man kann die Zwetschgen gleich vom Baum als Tafelobst naschen, aber auch zu Saft oder Marmelade weiterverarbeiten. In Kroatien werden die Früchte zum hochprozentigen Slivovitz gebrannt.
Aber vielleicht kann man den Slivovitz auch beim Kuchen verkosten. Ein Versuch wär es wert.
Die Bühler Zwetschge ist übrigens eine historische Sorte. 1840 wurde sie in Kappelwindeck gefunden und hieß zunächst auch "Kappeler Zwetsche". Seit 1890 wird sie im gesamten deutschsprachigen Raum und auf dem Balkan angebaut, was mir offensichtlich entgangen war.
Im Garten ist der Anbau recht unproblematisch. Sie neigt gelegentlich zur Alternanz, d.h. zu schwankendem Ertrag alle zwei Jahre, ist dafür aber kaum gegen das Scharka-Virus anfällig. Da sie selbstbefruchtend ist, muss man sich im Garten um keinen bestäubenden Baumpartner kümmern.
Allerdings trägt sie erst nach ein paar Jahren reichlich Früchte.
Und wie fast alle Obstbäume locken die Blüten im Frühjahr reichlich Insekten an.
Ob mit oder ohne Sahne kann ich ein oder Zwei Stücke Zwetschgenkuchen am Nachmittag eines heißen Sommertages nur empfehlen. Ein Stückchen Urlaub im Revier.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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