Trauer und Wut um den Tod von Berkin Elvan auf der Porschekanzel

300 Jugendliche beteiligten sich am Mittwoch vergangener Woche an einem Trauer- und Protestmarsch für den 15-Jährigen Berkin Elvan, zu dem die DIDF (Demokratik Isci Dernekleri Federasyonu - Föderation demokratischer Arbeitervereine) aufgerufen hatte.
Berkin Elvan war bei den Straßenkämpfen im Juni letzten Jahres in Istanbul bei den Protesten gegen das Gezi-Park-Projekt von einer Tränengas - Kartusche schwer verletzt worden und lag seit 269 Tagen im Koma. Ein Polizist hatte aus einer Entfernung von nur 25 Metern mit einem Tränengasgewehr auf den Jungen geschossen. Berkin Elvan war völlig unbeteiligt an den Protesten und zufällig in der Nähe. Es gab bisher keine ernsthaften Ermittlungen zur Ergreifung des Mörders.

Die Demonstranten in der Essener Innenstadt hielten Fotos hoch und riefen an Regierungschef Recep Tayyip Erdogan gerichtet: "Tayyip! Mörder!" und "Überall ist Berkin, überall ist Widerstand!".
Berkin Elvan ist das 8. Mordopfer in Zusammenhang mit den Protesten gegen das Gezi-Park-Projekt. Der Gezipark ist einer der wenigen grünen Parks im Istanbuler Stadtzentrum. Er soll für den Bau einer osmanischen Militärkaserne vernichtet werden. Direkt neben dem Gezipark ist der Taksim-Platz, der auch mit vernichtet werden soll. Der Taksim-Platz ist ein Platz, an dem traditionell Kundgebungen und Demonstrationen der Arbeiter- und Volksbewegung stattfinden. so auch an jedem 1. Mai. Nachdem es 33 Jahre lang verboten war, dort zu demonstrieren, erkämpfte sich die Arbeiter- und Volksbewegung am 1. Mai 2010 wieder dieses Recht, dort zu demonstrieren. Es nahmen 1 Million Menschen teil.
Das Park-Projekt wäre umweltpolitisch ein Desaster und es soll auch den Kampf um demokratische Rechte der Arbeiter- und Volksbewegung treffen. Seit Juni entwickelten sich im Zusammenhang mit diesen Protesten aufstandsähnliche Situationen in Istanbul und in weiteren Städten der Türkei. Hierbei wurden durch das Militär 8 Jugendliche zwischen 15 und 26 Jahren ermordet.
Die Essener Demonstranten fordern die Bestrafung dieser Mordtaten.
Die Demonstration wurde beendet mit Rufen "Hoch die internationale Solidarität !