Syrien: Verletzte müssen behandelt werden! „Ich werde deine Wunde nicht reinigen... Ich werde warten, bis dein Fuß anfängt zu verfaulen, damit wir ihn abschneiden können.“

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Stellen Sie sich vor, Sie wären verletzt und suchten in einem Krankenhaus nach Hilfe, doch anstatt Sie zu behandeln, würde der Arzt das zu Ihnen sagen. Unvorstellbar? Nicht in Syrien. Diese Worte bekam ein 28-Jähriger am 16. Mai dieses Jahres in einem Militärkrankenhaus in Homs im Westen Syriens von einem Arzt zu hören, als er eine Schusswunde an seinem Fuß behandeln lassen wollte.

Seit Beginn der Proteste im März 2011 herrscht in staatlichen Krankenhäusern ein Klima der Angst. Die syrische Regierung unterdrückt brutal die Protestbewegung und hat dafür auch die Krankenhäuser des Landes ins Visier genommen. Viele Menschen, die sich eine Behandlung ihrer Verletzungen erhofft hatten, wurden verhaftet und ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten sowie in Gefängnisse überführt. Dort waren sie Folter ausgesetzt und sind aufgrund ihrer Verletzungen sowie der meist schlechten medizinischen Versorgung in den Gefängnissen vom Tod bedroht.

Helfen Sie, der Gewalt in syrischen Krankenhäusern ein Ende zu setzen! Schreiben Sie eine E-Mail an das syrische Gesundheitsministerium auf www.amnesty.de/syrien.
Manche Patienten werden vom Krankenhauspersonal und syrischen Sicherheitskräften beschimpft und körperlich angegriffen, teilweise sogar gefoltert. So erging es auch „Ahmed“: Am 22. August wurde er bewusstlos in das staatliche Krankenhaus von Tell Kalakh eingeliefert, nachdem er von Sicherheitskräften zusammengeschlagen worden war. Ein Zeuge sah ihn in der Notaufnahme und berichtete: "Dort waren rund sieben oder acht Sicherheitsmänner - einige von ihnen trugen Gewehre - und Krankenschwestern in weißer Kleidung anwesend. Sie alle drängten sich um den Mann. Er öffnete seine Augen und fragte: ‚Wo bin ich?' Plötzlich stürzten sich alle auf ihn und fingen an, auf ihn einzuschlagen."

Doch nicht nur Protestierende werden zur Zielscheibe der Sicherheitskräfte. Oftmals werden Angehörige des Krankenhauspersonals massiv unter Druck gesetzt, damit sie vermeintliche Regimegegner nicht behandeln. Wenn sie sich dem Druck widersetzen und Verletzte behandeln oder wenn sie selbst in Verdacht geraten, an Protesten teilgenommen zu haben, droht ihnen Haft und Folter.

Helfen Sie mit, eine Gleichbehandlung aller Patienten zu erwirken! Schreiben Sie eine E-Mail an das syrische Gesundheitsministerium auf www.amnesty.de/syrien.
Am 7. August durchsuchten circa 20 Soldaten und Sicherheitskräfte ein staatliches Krankenhaus in der Provinz Homs und verhafteten sieben Personen, die als medizinisches Fachpersonal gearbeitet hatten. Eine dieser sieben Personen berichtete Amnesty International über das Verhör, bei dem einige ihrer Kollegen schwer geschlagen worden waren. Ein Angehöriger des Militärgeheimdienstes bedrohte ihn mit der Frage:

"'Willst du gefoltert werden oder willst du reden?`... Er beschuldigte mich und meine Kollegen, Verletzte behandelt zu haben, ohne dies den Behörden gemeldet zu haben, und forderte mich auf, die Namen der Verletzten zu nennen."

Amnesty International verurteilt die Gewalt gegen die Protestierenden und fordert eine Gleichbehandlung aller Patienten. Bitte unterstützen Sie uns dabei!

Seit Beginn der Proteste herrscht in staatlichen Krankenhäusern in Syrien ein Klima der Angst. Verletzte Protestierende wurden in vielen Fällen von Krankenhauspersonal und syrischen Sicherheitskräften beschimpft, körperlich angegriffen und sogar gefoltert. In einigen Fällen wurden den Verletzten die medizinische Behandlung sowie die notwendigen Medikamente verweigert.

Viele Menschen, die sich in den Krankenhäusern eine Behandlung ihrer Verletzungen erhofft hatten, wurden verhaftet und in Gefängnisse überführt, wo sie ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten wurden. Dort waren sie Folter ausgesetzt und sind aufgrund ihrer Verletzungen sowie der meist schlechten medizinischen Versorgung in den Gefängnissen vom Tod bedroht.

Schreiben Sie jetzt eine E-Mail an den syrischen Gesundheitsminister und fordern Sie ihn auf, allen Krankenhäusern klare und unmissverständliche Anweisungen zu geben, alle Verwundeten aufzunehmen und ohne Verzögerung zu behandeln!

"Es ist zutiefst alarmierend, dass die syrische Regierung den Sicherheitskräften freien Zugang zu Krankenhäuser gewährt und dass in vielen Fällen Krankenhauspersonal, darunter auch Ärzte und Krankenschwestern, Menschen gefoltert und misshandelt haben, deren Leben sie eigentlich retten sollten", erklärt Kristina Schmidt, Syrien-Expertin der deutschen Sektion von Amnesty International.

Aus Angst vor den Konsequenzen, die das Aufsuchen eines staatlichen Krankenhauses möglicherweise mit sich bringen kann, gehen viele Verletzte mittlerweile in private Krankenhäuser oder improvisierte Feldlazarette. Blutkonserven erhält man in Syrien allerdings nur über die Zentrale Blutbank, die direkt vom syrischen Verteidigungsministerium kontrolliert wird.

Dies bringt Privatkliniken in eine schreckliche Zwangslage: "Jedes Mal, wenn ein Patient mit einer Schussverletzung eingeliefert wird, der dringend eine Blutspende braucht, stehen wir vor einem Dilemma: Denn stellen wir eine Anfrage an die Zentrale Blutbank, erfahren die Sicherheitskräfte von dem Patienten und wir bringen ihn in die Gefahr, inhaftiert und gefoltert zu werden. Womöglich wird er in Haft sogar sterben," erzählte ein Arzt, der in einem privaten Krankenhaus in Homs arbeitete.

Auch das medizinische Personal selbst wurde zur Zielscheibe von Sicherheitskräften. Einige, weil sie Verletzte behandelt hatten. Andere, weil sie verdächtigt wurden, sich an Protesten beteiligt oder Demonstrierende gefilmt zu haben.

"Die syrische Regierung muss dringend gewährleisten, dass alle Patienten gleich behandelt werden, ohne sie aufgrund ihrer vermuteten politischen Loyalität oder Aktivität zu diskriminieren," fordert Kristina Schmidt. "Jeder, sowohl medizinisches Personal, als auch Mitglieder der Sicherheitskräfte, der verdächtigt wird, die Versorgung der Verwundeten zu verzögern oder zu behindern, muss zur Rechenschaft gezogen werden."

Quelle: http://action.amnesty.de/l/ger/p/dia/action/public/?action_KEY=8262&d=1

Foto: © Amnesty International | Foto: Foto: © Amnesty International
Autor:

Lutz E. Klee aus Essen-West

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