Spaßbad Oase für zehn Euro
Essen zählt ca. 574635 Einwohner. Angenommen, jeder Bürger würde einmalig zehn Euro für das „dichte“ Frohnhauser Freizeitbad Oase an die Verwaltung zahlen - oder mehr - könnte die Oase jedem gehören! Denn auf über zwei Millionen Euro wird das Bad beziffert, wobei der Grundstückswert klettern kann - oder auch nicht. Märchenhaft?! Fluppt nicht. Wer zahlt die kaputte Birne, wer entstaubt die Palme… Weil das so ist, sucht die Stadt seit dem 1. April 2010 das Bad zu verscherbeln. Trübe Wasser-Aussichten…
Um es klar zu stellen, Bewerber gab es. Nicht viele. Einen türkischen Einzelhändler beispielsweise.
Sehr intensiv versuchte auch über Monate sab. Bodensee den Sport- und Bäderbetrieben Essen ihre Pläne „Life4Kids - Wasserkinderwelt“ - Zielgruppe Familien mit Kindern - schmackhaft zu machen (wir berichteten). Die Gespräche plätscherten. s.a.b. hatte der Stadt nach eigenem Bekunden einen seriösen Vorschlag gemacht - u. a. ein Übernahmeangebot für die Oase unterbreitet. Hierbei handelte es sich nicht um eine symbolische Zahlung, sondern um einen hohen Betrag - in siebenstelliger Höhe. „Unser Konzept stand. Wir wollten investieren!“ Als s.a.b. erfuhr, dass ein weiteres Bad in Essen schließt, wurde ein erweitertes Konzept, mit Schulschwimmen, vorgelegt. Wie?
Wir hörten, dass s.a.b. die Oase für 1 Mio. Euro von der Stadt kaufen - das Bad umbauen wollte, um es an die Sport- und Bäderbeetriebe wiederum für Schulschwimmen zu verpachten. Die Stadt sollte dafür jährlich 750.000 Euro an den Betreiber berappen…
Doch die Stadt Essen wollte nicht. Dietmar Galla, bis zum 31.8. 2011 Betriebsleiter der Sport- und Bäderbetriebe: „Das Angebot war nicht akzeptabel. Unwirtschaftlich. Ob sie noch mal auf uns zukommen, ist abzuwarten.“ Dann sturmflutartig: „Wir brauchen kein Bad. Wir wollen verkaufen. Grundsätzlich. Oase samt Grundstück.“ Zu welchem Preis? „Es kommt darauf an, was dahin kommt.“
Also muss der Bebauungsplan geändert werden. Das geht wiederum nur über den Rat. Somit sprudeln die laufenden Oase-Gelder seit 16 Monaten unaufhörlich weiter…
Wolfgang Freye, Ratsmitglied DIE LINKE, erinnert: „Nach dem Rechnungsergebnis 2008 betrug der Zuschuss für die Oase 885.568 Euro. Im Schließungsjahr 2010 sollten nach der Planung nur rund 230.000 Euro eingespart werden, der geplante Zuschuss betrug immer noch 653.191 Euro. Für uns war und ist es nicht nachvollziehbar, warum die Schließung bei der vergleichsweise geringen Einsparsumme noch unbedingt 2010 „durchgezogen“ werden musste.“
Für die Folgejahre wird laut Vorlage von einer Einsparsumme von 700.000 Euro im Jahr ausgegangen, solange die Oase im Besitz der Stadt bleibt. Mit anderen Worten: An noch zu zahlenden Personalkosten für das Badpersonal, Grundbesitzabgaben, Abschreibungen, Energiekosten wie der Heizung im Winter und den Gebäudeschutz fallen allein nach der Planung rund 185.000 Euro jährlich an. Dieses Geld muss ausgegeben werden, obwohl niemand etwas davon hat, nur weil die Oase als städtisches Gebäude nach wie vor dort steht.
Wolfgang Freye hakte nach: „Die t a t s ä c h l i c h e n Kosten der Stadt für den Unterhalt der Oase werden in diesem Jahr zwischen 24. und 25.000 Euro liegen. In diesem Betrag sind vor allem Personalaufwendungen für die Überwachung des Gebäudes und kleinere Reparaturen eingerechnet. Keine Auskunft haben wir bisher, wie die Grundstückskosten und Abschreibungen zu Buche schlagen. Ein großer Teil der in der Rechnung der Verwaltungsvorlage vom Januar 2010 indirekt angegebenen Kosten von 185.00 Euro jährlich für die Oase, die auch nach der Schließung anfallen, waren Kosten für die Schwimmmeister und anderes Personal, deren Zeitverträge noch weiter liefen oder die versetzt wurden. Diese Kosten werden in diesem Jahr auslaufen - nach dem es zu einigen Arbeitsgerichtsprozessen kam. Trotzdem bleiben neben der oben angegebenen Summe weitere Kosten an der Stadt „hängen“, solange die Oase städtisches Eigentum ist. “
Das Grundstück der Oase steht mit 214.231,30 Euro in der städtischen Bilanz, also ziemlich niedrig; liegt daran, dass das reine Grundstück wie alle städtischen als „Grabeland“ mit zur Zeit 11,74 Euro pro qm veranschlagt wird. Sofern eine neue Nutzung feststeht, z.B. für eine Wohnbebauung, würde dieser Preis angepasst. Die Sport- und Bäderbetriebe gehen davon aus, dass in der Lage dann qm-Preise von 180 - 200 Euro zu berechnen und zu erzielen wären. Das sind also allein für das Grundstück rund 3,4 Mio. Euro und mehr.
Das Gebäude selbst steht mit 2,576 Mio. Euro in der städtischen Bilanz. Bei einem Verkauf wäre es aber wertlos, wenn eine ganz andere Nutzung vorgesehen ist. Da ein Abbruch des Gebäudes rund 500.000 Euro kosten würde, blieben bei einem Verkauf des Grundstückes für 3,4 Mio. Euro also rund 2,9 Mio. Euro für die Stadt übrig. Diese Rechnung ist allerdings - wie gesagt - sehr spekulativ, weil es auf die künftige Nutzung des Gebäudes ankommt.
Tja, garantiert wird noch viel Regenwasser gegen die Oase peitschen…
Foto: Michael Gohl / West Anzeiger
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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