1600 Schüler, Lehrer, Eltern protestieren für bessere Bedingungen - Stadt Essen Stellungnahme
Protest-Menschenkette Bockmühle-Gesamtschule
Bereits um 9.30 Uhr fiel die Klasse 7 b der Gesamtschule Bockmühle in der Essener Innenstadt auf; Schüler in hellblauen T-Shirts. Zügig strömten dann von allen Seiten Schüler, Lehrer, Eltern zur Protest-Menschenkette. Riefen im Stakkato-Takt „Weil wir wichtig sind!“ Trotz starker Erkältung, sehr gefragt Schulleiterin Julia Gajewski. „Ich hoffe, wir kriegen genügend Aufmerksamkeit! Wichtig ist uns, dass die Landesregierung wach wird, uns unterstützt. Sofort!“ 10 Uhr: Glockengeläut Münsterkirche - wie zur Bestätigung!
Hilfe! Es geht um „Schul-Infarkt“. Es reicht! Julia Gajewski ist Gründungsmitglied der „Schule hoch drei“. Blitzschnell schlossen sich 20 Schulen an. „Wir sind stolz auf unsere Schule, 1400 Schüler mit über 50 Nationalitäten, mit guten Abschlüssen, mit denen keiner gerechnet hat. Wir fordern sofortiges Umsteuern in wichtigen schulpolitischen Bereichen.“
„Wir fordern: Ungleiches ungleich zu behandeln!“
*Schulen aus dem Verbund „hoch drei“ begleiten Kinder, die in bildungsfernen und/oder prekären Verhältnissen groß werden, sind Teil einer Segregation, die Bildungsungerechtigkeit verschärft.
*„Schulen hoch drei“ repräsentieren schon jetzt circa 25000 Schüler in NRW und damit potentiell einen nicht zu gering einzuschätzenden Anteil an Wählerinnen (Eltern, Angehörige und Lehrer) in NRW.
*Schulen „hoch drei“ zeichnen sich durch Herausforderungen Inklusion, Integration, Beschulung von Kindern mit Migrationshintergrund und von „abgeschulten“ Schülern aus Gymnasien, Realschulen aus.“
Nicht nur Lehrern auch Schülern, Eltern reicht’s.
15 Lehrer fehlen an der Bockmühle - Schülerinnen bestätigen Ungeheuerliches!
Unglaubliches sagte Michelle Kattenpoth dem West Anzeiger: „Es herrscht starker Lehrermangel an unserer Schule. Die Schule ist marode. Es tropft Wasser von der Decke. Asbest steckt in den Wänden. Schimmel an den Wänden. Die meisten Räume können nicht genutzt werden. Und es hat mal gebrannt in einem Gang. Seitdem stinkt es nach Rauch dort.“ Bestätigung von Dilara Hegmann, Michelle Lau.
Die Menschenkette zieht sich von der Marktkirche bis zur Lichtburg. Trotz Sturzregen. „Wir machen einen Unterrichtsgang für politische Bildung, Demokratie, Erziehung“, so die Direktorin.“ Schul-Pedant Gesamtschule Essen-Nord startet Gleiches März 2020. In den Zwischen-Monaten beteiligen sich Gesamtschulen aus anderen Städten. „Wir wollten Wertschätzung und Unterstützung landesweit für unsere Kinder aller Art und auf allen Ebenen. Mehr Personen, mehr Geld. Weil wir wesentlich schwierige Bedingungen als andere Schulen haben.“Regen prasselt.
Schüler skandieren: „Wir sind hier! Wir sind laut! Damit ihr unsere Schule baut.“
Nö, danach ging's nicht nach Hause. Sondern zurück zur Schule, zum Unterricht.Stellungnahme der Stadt Essen zur Situation an der Gesamtschule Bockmühle
Stellungnahme der Stadt Essen
Die Stadt Essen arbeitet derzeit an Lösungen für die Gesamtschule Bockmühle. Dazu ist eine zweite Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden, die unterschiedliche Szenarien aufzeigen soll, wie die Situation an der Schule nachhaltig verbessert werden kann. Bereits in der Vergangenheit sind Investitionen in Höhe von insgesamt 10 Millionen Euro in das Schulgebäude getätigt worden, um den Schulalltag zu verbessern.
Nach dem Brand im Juli 2017 hatte sich die Situation nochmal deutlich verschlimmert. Eine erste Machbarkeitsstudie hat aus dem Jahr 2017 beinhaltete ebenfalls unterschiedliche Varianten. Der von der Verwaltung favorisierte Vorschlag sah am Standort Bockmühle eine sechszügige Gesamtschule vor. Die damalige Idee war, einen Interimsstandort auf dem Gelände der Erbslöhstraße im Stadtteil Altenessen-Süd einzurichten. Nach Fertigstellung der Gesamtschule Bockmühle auf dem bestehenden Gelände sollte dieser Standort als neue zusätzliche Gesamtschule dienen.
In Gesprächen mit der Schulgemeinschaft wurde aber deutlich, dass ein Umzug an die Erbslöhstraße nicht erfolgen soll, die Kinder auf dem Gelände verbleiben sollen. Eine neue Machbarkeitsstudie soll diese Szenarien nun beleuchten. Die Finanzierung erfolgt aus dem Haushalt der Stadt Essen. Die erforderlichen Mittel wurden in der September-Ratssitzung beschlossen.
Im Oktober befassen sich die Gremien mit den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie.
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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