RS1 Radschnellweg stockt in Essen
"Lügen-Nummern offenbaren sich"
Vor weit über zwei Jahren schwärmte vom Radschnellweg RS1 Simone Raskop Bau- und Umweltdezernentin, bei einer großen Radtour durch Essen. Klang euphorisch. Doch in Essen hapert’s am Weiterbau – konkret Bahndamm-Brücke am Viehofer Platz. Den Radlern reicht’s. Auch dem Radmosphäre-Inhaber am Niederfeldsee. Heißes Hindernis...
Samstag, 3. November, Bilderbuchwetter. Polizei! Teilbereich Altenessener Straße dicht. Menschengeknubbel unter der Bahndamm-Brücke, Viehofer Platz. Alle Blicke fliegen hoch...Jörg Brinkmann, Sprecher ADFC, erinnert: „Es geht um eine durchgehende Fahrradtrasse von Duisburg nach Dortmund; Stadtgrenze Mülheim über Essen-West nach Gelsenkirchen. Derzeit hapert es in der Essener Innenstadt mit dem Weiterbau. Hier kollidiert der zukünftige Radschnellweg mit einem Wohnungsbauvorhaben der Stadt Essen. Derzeit herrscht an der Bahndamm-Brücke Stillstand. Um diesen zu durchbrechen, organisieren Fahrrad-Aktivisten die DEMO-Veranstaltung.“
Symbolisch wurden an der Brücke Fahrräder, Schilder aufgehängt. Denn darüber soll der Radschnellweg verlaufen. Rollt aber nix. Weit über 100 Radler sitzen auf Stühlen an einer Kaffeetafel mitten auf der Altenessener Straße. Gibt’s was zu Feiern?
Brinkmann bilanziert: „Stadtdirektor Hans-Jürgen Best spricht vom Baubeginn frühestens in 5-6 Jahren. Dabei hieß es, dass der Radschnellweg eigentlich bis 2020 fertig gestellt werden sollte. Um diesen Prozess zu beschleunigen, indem beispielsweise eine provisorische Trasse sofort gebaut wird, kämpfen die Radfahrer-/innen.“
Rolf Fliß, Sprecher Arbeitskreis Bürgerradweg, Weiterbau RS1, verärgert: „Wir wollen einen provisorischen Radschnellweg nach Osten sofort! Heißt, Planung und Bau über die Brücke muss sofort angegangen werden. Der Klimawandel schreitet voran. Wir brauchen jetzt einen Verkehrswandel, nicht erst in 6-8 Jahren. Wir freuen uns, dass Verkehrsminister Hendrik Wüst den Gedanken eines Radwegprovisoriums auf dem alten Bahndamm positiv gegenüber steht. Den vielen hehren Wort müssen endlich Taten folgen.“ Wenn nicht? „Der Betreiber der wunderbaren Radmosphäre am Niederfeldsee droht bereits das Café zu schließen weil es mit dem Weiterbau des Radfahrschnellwegs nach Osten nicht weitergeht.“
Claudia Harfst, Fahrradbeauftragte BV III, nutzt die Trasse, um zügig mit den Rad in die Stadt Essen oder nach Mülheim zu fahren. „Ich befürworte, dass die Radtrasse auf dem vorhandenen Bahndamm weiter geführt wird. Die Stadt Essen hampelt hier mit wilden Ideen rum: Bahndamm abreißen, Häuser-Bauten. Es geht drunter und drüber...“
Frank Rosinger, Organisator der Rad-Demo, klipp und klar: „Wir möchten gern die Stelle hier durchbrechen. Die Stadt sagt: Wir wollen uns nicht festlegen, das in Ruhe abarbeiten für die beste Lösung. Straßen NRW baute nicht die Brücke. Jeder wälzt die Angelegenheit auf den anderen ab. Das ist der Trick. Diese Lügennummer offenbart sich, weil man erst 2018 die Bundesbahn eingeschaltet hat. Verzögerungs-Nummer ferner, weil jetzt auch noch ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben werden soll - irgendwann mal. So geht das immer weiter...“
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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