Lockdown: Deprimierende Defizite bei vielen Schülern
Lehrer-Schock beim Unterricht
Corona schüttelt die Welt durcheinander. Beispiel: Essen, Bodelschwingh-Grundschule, Altendorf. Über drei Monate keine Schule; jetzt Wechselunterricht. Wir hakten nach bei Rektorin Hannelore Herz-Höhnke. Erschütternd, was die Rektorin feststellte, dem Stadtspiegel offenbarte: „Es muss unheimlich viel repariert werden…“
Schwerstarbeit schafften Herz-Höhnke samt Team bereits vor der Pandemie täglich- mit 224 Schülern aus 50 Nationen, 96 % Migranten! Jetzt Wechselunterricht, heißt: Jeden Tag kommt eine Hälfte der Klasse. An den Tagen, an denen die Kinder keinen Unterricht haben, müssen sie zu Hause ihre Aufgaben erledigen. „Wir bekommen jetzt erst richtig mit, welche Defizite viele Kinder in vielen Bereichen haben“, betont die Schulleiterin.
Streit, Schläge - Zuhause
„Einzelnen Kindern ging es in der Lockdown-Phase sehr schlecht. Beengte Wohnungen, viele Menschen, wenig Raum, häufig Streit, Schläge. Es wurde im harten Lockdown kaum Deutsch in den Familien gesprochen. Im ersten Schuljahr verstehen jetzt viele Kinder den Lehrer nicht! Es ist viel zu tun, viel aufzuarbeiten!“ Klartext: Schüler/-innen haben ihr gelerntes Deutschwissen in den Monaten verloren…
Jammern ist nicht das Credo von Herz-Höhnke – sondern Machen ist ihre Stärke. Deshalb wurden sie 2020 Bürger des Ruhrgebiets sowie Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Schmidt, RWI-Institut. Der Verein pro Ruhrgebiet vergibt den undotierten Titel seit 1981 an Menschen, die sich durch ihr Wirken in herausragender Weise um das Ruhrgebiet verdient gemacht haben. Das Fest fiel 2020 wegen Corona aus.
Entwicklung der Kinder schockierend
Jetzt handelte Herz-Höhnke wieder schnellstens. „In den vergangenen Tagen habe ich das Projekt „Gewaltfrei Lernen“ für Erstklässler gewinnen können. Der Trainer, er kommt aus Köln, war über den Entwicklungsstand der Kinder ziemlich schockiert. Seine Ansprache und die Erklärungen wurden kaum verstanden. Es wurde viel durch Gestik, Mimik übermittelt.“
„Gewaltfrei Lernen“ findet in der Regel im Frühjahr und im Spätherbst für alle Kinder unserer Schule statt: Es ist ein Trainingsprogramm speziell für Grundschulen: Zum sozialen Lernen in Bewegung und zur Förderung von Teamwork und der Handlungsfähigkeit bei Konflikten. Menschen lernen am besten in Bewegung!
Durch spezifische Spiele und Übungen verbessern Schüler ihre Teamfähigkeit, Selbstbehauptung und Sprachfertigkeiten. Sie lernen, Konflikte ohne jegliche Form der Gewaltanwendung, zu lösen; körperlich gewandt und wortstark! Beispiele für Übungen und Spiele: Bewegungsreiche Partnerspiele zum Abreagieren und Beruhigen - Kontaktspiele unterschiedlicher Art mit behutsamer Berührung - Regeln, Absprachen für Ruhe und gegen Schlagen/Kämpfen, Jungen versus Mädchen - Förderung der Sprachfähigkeiten und Ausdrucksformen in Konflikten - Erlernen von Befreiungen bei körperlicher Bedrängnis – Selbstverteidigung - starkes Sprechen in Konflikten und Aussprachen - Wiedergutmachungen unter Kindern machen handlungsfähig!
Schon mehr als 500 Grundschulen in ganz Deutschland nehmen an diesem Programm teil - die meisten in jährlichem Zyklus. Auf bewegungsreiche Weise konnte mit diesem Programm die Konfliktfähigkeit von weit mehr als 50.000 Schülerinnen und Schüler gefördert, das Lernklima nachhaltig verbessert werden.
Emilie, 10, strahlte nach der langen Unterrichtspause: „In der Schule geht es mir besser.“ Luka, 7, spontan.“ Zuhause ist mir langweilig.“ Mustafa, 8, freudig: „In der Schule kann ich mit meinen Freunden spielen.“
Wünsche der Rektorin
„Dass der geplante Sozialindex, der den exakten Unterstützungsbedarf jeder Schule in NRW anzeigen und für gerechtere Bildungschancen sorgen soll, endlich und möglichst bald umgesetzt werden soll. Schule ist mehr als nur Unterricht. Sie muss auch soziale Ungleichheit und unterschiedliche Herkunft berücksichtigen. Entsprechende Mittel und das Personal sollten nach diesen Kriterien verteilt werden.“
Autor:Ingrid Schattberg aus Essen-West |
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