Kahlschlag statt Sparen?
![Steht - mal wieder - auf der Streichliste: das Bürgeramt an der Freytagstraße in Frohnhausen.Foto: Gohl | Foto: Michael Gohl / West Anzeiger Essen](https://media04.lokalkompass.de/article/2012/08/30/4/2932914_L.jpg?1559563934)
- Steht - mal wieder - auf der Streichliste: das Bürgeramt an der Freytagstraße in Frohnhausen.Foto: Gohl
- Foto: Michael Gohl / West Anzeiger Essen
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Die Stadtspitze hat ein Sparprogramm geschnürt. Blickt man hinein, stellt sich die Frage, ob Essen hier den Kahlschlag üben möchte.
Schon klar: Die Einwohnerzahlen befinden sich im Sturzflug. Im Schnitt 24 Prozent hat Essen in den letzten fünf Jahrzehnten verloren.
Warum nun aber 56 Stellen bei Grün und Gruga wegfallen sollen, ist unverständlich. Weniger Grünpflege und weniger Blumenpracht - ist das eigentlich in Essen überhaupt noch möglich?
Und an der Servicewüste Stadt Essen feilt die Stadtspitze mit voller Wonne: Die Öffnungszeiten in den Stadtbüchereien sollen reduziert, die Ausleihe automatisiert werden. Sechs Bürgerämter - davon auch das Frohnhauser an der Freytagstraße im bevölkerungsreichsten Stadtbezirk - sollen geschlossen werden. Zwölf Stellen sollen in der Folkwang Musikschule wegfallen. Der gemeinsame Streifendienst von Polizei und Ordnungsbehörden soll reduziert werden, ebenso die Lebensmittelüberwachung, die Umweltberatung, die Bauunterhaltung, und so fort...
Erst wird für reichlich Geld ein Haus der Essener Geschichte aufgebaut, auf eine architektonisch hochgelobte, rostende Fassade Wert gelegt, um dann den Lesesaalbetrieb für die Öffentlichkeit einzudampfen.
Würde man sich auf Stammtisch-Niveau begeben wollen, könnte man fragen: Essen leistet sich viele Stadttöchter und hochdotierte Geschäftsführer. Gibt‘s nicht auch auf dieser Ebene Kooperations- und Einspar-Potential?
Warum wird - wie schon zu befürchten war - dort massiv der Rotstift angesetzt, wo die Bürger hart getroffen werden?
Warum wurden - blickt man auf den mit schöner Regelmäßigkeit zum Sparen verdonnerten Essener Westen - zum Beispiel Millionen in Projekte wie die Sanierung des Familienbades Oase gesteckt, um dann den Betrieb wieder einzustellen?
Für die langfristige Anmietung (bis Mitte 2023) der Weststadthalle muss die Stadt monatlich mehr als 15.000 Euro zahlen. Und nun soll das Angebot der Folkwang Musikschule geschrumpft werden, die dort eine zentrale Stellung hat und eine ungemein wichtige Aufgabe übernimmt.
Das ist planlose Vernichtung von Steuergeldern. Und nichts anderes.
Wie man‘s dreht und wendet: Sparen muss sein, zumal bei rasant schrumpfender Bevölkerung. Ob die Stadtspitze allerdings mit diesem Konzept an den richtigen Stellschrauben dreht, um die Stadt fit für die Zukunft zu machen, mag bezweifelt werden. Und: Wenn dies alles schon ein Ausblick auf Essen.2030 sein soll - gute Nacht...
Autor:Frank Blum aus Essen-Süd |
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