Auf den Spuren des Frohnhauser Bären
Zukunft des traditionsreichen Gebäudes aus dem Jahr 1912 ist weiterhin ungewiss
Einen Besuch bei einer alten Dame unternahmen die Teilnehmer des Kurses „Fundstücke im Essener Westen“ der Volkshochschule gemeinsam mit Bezirksbürgermeister Klaus Persch: Seit 2011 ist das Gebäude der ehemaligen Hauptschule Bärendelle verwaist. Zu entdecken gibt es dennoch viel.
Es waren bewegte Zeiten, nachdem Frohnhausen 1901 zur Stadt Essen eingemeindet wurde. In den folgenden Jahren benötigte die aufstrebende Industrie viele Arbeitskräfte. Ein Anstieg der Einwohnerzahl von 6.000 auf über 27.000 sorgte für enorme Wohnungsnot.
Essens Oberbürgermeister Erich Zweigert musste reagieren. Es entstanden u. a. das Arbeiterviertel Pollerbergshof, die Apostelkirche, der Frohnhauser Markt, der Luisenhof, die St. Elisabethkirche, die Siedlung Breilsort und - in den Jahren 1915 bis 1917 - die Siedlung Bärendelle.
1910 wurde auch das Schulgebäude der Bärendelle errichtet, nach Plänen von Architekt Albert Erbe. Eine bewegte Geschichte nahm seinen Lauf: Zunächst war es Volksschule, später Wirtschaftsgymnasium, schließlich Hauptschule.
Seit 2011 ist es ungenutzt. „Es wäre ein Traum, wenn das Gebäude als Verwaltungs- und Kulturzentrum wieder aufleben könnte“, so Bezirksbürgermeister Klaus Persch, der sich seit Jahren für diese Idee engagiert und damit dicke Bretter bohrt.
1994 wurde die Bärendelle unter Denkmalschutz gestellt. Seit 2005 wurden über drei Millionen Euro in die Sanierung des Gebäudes gesteckt. Dann der Stopp: Die Böden waren morsch. Der Brandschutz nur schwer realisierbar. Weitere Millionen wären nötig gewesen. Droht nun der Abriss?
„Es kann doch niemand mehr verstehen, dass das alles nicht vorher aufgefallen ist“, ärgert sich Klaus Persch über die Fehlplanungen. „Es wäre eine Schande, wenn das Gebäude nicht weiter genutzt werden könnte.“
26 Unterrichtsräume, 14 Fachräume befinden sich im Haus, eine große Turnhalle. Dies alles architektonisch perfekt eingebettet in die Siedlung Bärendelle.
„Das kann man doch nicht alles einfach abreißen und einfach Einfamilienhäuser auf das Gelände stellen“, meinen denn auch die Teilnehmer des Kurses „Fundstücke im Essener Westen“, die mit Taschenlampen bestückt, das Gebäude erkunden, in Kellergewölbe blicken und über zum Teil modernste Einrichtung stolpern.
„Hier könnte Theater gespielt werden, es könnte ein Treffpunkt für Vereine entstehen, das Bürgeramt hier eine Heimat finden, die Bezirksvertretung untergebracht werden“, entwirft Klaus Persch kühne Pläne. „Ärzte, Künstler, viele mehr könnten hier ihren Sitz haben.“
Doch aktuell verfällt das Gebäude immer mehr: Eingeschlagene Scheiben, zugenagelte Fenster, abgefackelte Mülltonnen sind zu entdecken.
„In den nächsten Monaten werden die Pavillons abgerissen, die auf dem Schulhof stehen“, weiß Klaus Persch zu berichten und hofft weiterhin auf einen Investor, der sich des Kleinods mitten im Essener Westen annehmen möge.
„Eine moderne Heizungsanlage gibt‘s auch schon“, erklärt der Bezirksbürgermeister beim Gang durch die Keller. 4,5 Millionen Euro, so hat‘s die Stadt ermittelt, wären noch nötig, um das Gebäude wieder in Schuss zu bringen.
„Das will die Stadt nicht aufbringen“, bedauert Klaus Persch. „Aber der Abriss kann doch wohl nicht die Alternative sein.“
Infos:
Einst floss der Bach Beerendelle durch Frohnhausen, Bärendelle genannt. Dieser gab dem Gebäude und der Siedlung den Namen.
1910 wurde die Volksschule Bärendelle eröffnet. Seit 2011 ist das Gebäude ungenutzt.
Autor:Frank Blum aus Essen-Süd |
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