Altendorf ist unsere Heimat

Zahlreiche Menschen waren zur Kundgebung für das Bleiberecht der Roma-Familie aus Altendorf gekommen.
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  • Zahlreiche Menschen waren zur Kundgebung für das Bleiberecht der Roma-Familie aus Altendorf gekommen.
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Kampf für Bleiberecht der Familie Maqani aus Altendorf

Der Himmel ist wolkenverhangen, jeden Moment kann es wieder anfangen zu regnen, der Wind ist stärker geworden – kurzum: ein sehr ungemütliches Wetter. Ebenso ungemütlich wie das Thema, das an diesem Nachmittag den Rathausvorplatz der Stadt Essen dominiert.


Hier haben sich nämlich an die 200 Menschen versammelt, um mit lauten Gesängen und selbstgebastelten Pappschildern auf eine zutiefst unmenschliche Tat der Politik aufmerksam zu machen: Die drohende Abschiebung der Roma-Familie Maqani aus Altendorf.

Ein Riss durch die Familie

„Es ist ein Skandal und in keiner Weise hinnehmbar, dass eine Roma-Familie, die seit 27 Jahren in Essen lebt, gut integriert ist und sich nie etwas hat zu Schulden kommen lassen, nun auseinander gerissen werden soll“, empört sich die GRÜNEN-Vorsitzende Gönül Eğlence. „Ohne Ankündigung wurden die Mutter und ihre fünf Kinder, die alle in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, aus ihrer Wohnung in Altendorf abgeholt, während der Vater und die restlichen Geschwister bleiben dürfen. Dieses Vorgehen kann man nur als zutiefst unmenschlich verurteilen.“
Vergangene Woche sollte Mirie Maqani mit ihren fünf minderjährigen Kindern in den Kosovo abgeschoben werden: Nachts stürmten fremde Menschen in ihre Wohnung und holten die Familie ab. Eine Terroraktion, vor allem für die Psyche von Kindern. Die Familie war bereits mit dem Flieger auf dem Weg in den Kosovo, dieser kehrte aber nach einem kurzen Flug wegen technischer Probleme wieder nach um. Nun befinden sie sich an einem sicheren Ort und warten auf eine Entscheidung seitens der Politik.

Drohende Obdachlosigkeit und Armut im Kosovo

„Wissen Sie, was mit unserer Familie im Kosovo passiert?“, fragt Denis Maqani über ein Megafon in die Menge. „Ihnen droht ein Leben auf der Straße, Obdachlosigkeit und Armut. Sie können weder die Sprache dort noch kennen sie die Gesellschaft. Die Abschiebung ist der Verlust jeglicher Existenzgrundlage. So etwas wünsche ich nicht einmal meinem größten Feind.“
Dennis Maqani, der älteste Sohn der Familie, und seine Schwester Lendita Maqani haben das „Glück“ nicht von der Abschiebung betroffen zu sein. Beide, wie auch die anderen erwachsenen Kinder der Familie haben eine Ausbildung absolviert und sind der deutschen Sprache mehr als mächtig. Die jüngeren Geschwister gehen hier zur Schule, kennen nur die Normen und Werte der deutschen Gesellschaft. Kurzum: Sie sind hier integriert, erfüllen also genau die Voraussetzungen, die von der Politik lautstark gefordert werden.

Thomas Kufen schweigt

„Deutschland hat eine historische Verantwortung“, so Gabriele Giesecke von der Linksfraktion der Stadt Essen. „Und diese Verantwortung greift bei den Maqanis. Wenn jemand fast 30 Jahre in einem Land lebt, dann sind das Inländer. Der Protest gegen die drohende Abschiebung ist also gerechtfertigt. Der Flüchtlingsrat der Stadt Essen wird alles ausschöpfen und in Erfahrung bringen, welche Unterlagen noch benötigt werden, um der Familie das Bleiberecht zu sichern.“

Gerichtet war die Kundgebung an diesem Tag an den Oberbürgermeister der Stadt Essen, Thomas Kufen. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Familie sich mit einem offenen Brief an ihn gewandt und ihn dazu aufgefordert, der Familie wieder eine Zukunft in Essen zu geben.
Über dreihundert Einzelpersonen, Bürger der Stadtgesellschaft, darunter auch bekannte Politikerinnen und Politiker, hatten sich dem offenen Brief der Angehörigen angeschlossen. Auch eine Ärztin aus Berlin hat sich unterstützend an die Familie gewandt. Bisher hat der Oberbürgermeister noch nicht auf den offenen Brief und die Bitten der Familie reagiert.
Und auch am Tag der Kundgebung war vom Oberhaupt der Stadt nichts zu sehen oder zu hören.

Wie sich die Situation entwickeln wird, bleibt offen und natürlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Doch solange Reime wie „1,2,3,4...die Maqanis bleiben hier“ zu sehen oder zu hören sind, hat es im Fall der Roma-Familie Maqani wohl noch keine positive Entscheidung gegeben.

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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