Das traurige Leben einiger Straßenbäume in Giesebrecht-,Hurter-, Drumann- und Niebuhrstraße
Wenn Straßenbäume zum Ärgernis werden
Eines unmissverständlich vorweg: Bäume sind etwas Wunderbares. Das gilt selbstverständlich auch für Straßenbäume. "Stadtbäume sind die Straßenkinder des Waldes", meint der Bestsellerautor und Baumexperte Peter Wohlleben. Straßenzüge ohne Bäume sind Straßen ohne Jahreszeiten und ohne Gesicht.
Wohin Standortprobleme von Bäumen und falsche Baumauswahl dennoch führen können, möchte ich an meinem unmittelbaren Umfeld aufzeigen.
Beispiel Hurterstraße: Neben beiden Gehsteigen sind dort vor langer Zeit Eichen in einem Abstand von ca. drei Metern zu den Mehrfamilienhäusern gepflanzt worden. Die Bäume überragen längst die Hausdächer. Der Großteil der Blätter, die abgeworfen werden, landet in den Dachrinnen. Das ist jedoch noch das kleinere Übel, wenn man an die herabfallenden Früchte im Herbst denkt. Wenn man Pech hat, trifft einen als Passant solch ein Eichelgeschoss aus 15 bis 20 Meter. Dann schon lieber auf die PKW´s , die unter den Bäumen parken müssen. Die Früchte am Boden in Verbindung mit den durch die Wurzeln angehobenen Gehwegplatten werden zu Rutsch- und Stolperfallen und machen den Weg durch die Hurterstraße für Senioren zu einem gefährlichen Spießrutenlauf. Eichen sind an dieser Stelle ungeeignete Straßenbäume.
Beispiel Niebuhrstraße: Dort begegnet einem , wie auch am Ende der Giesebrechtstraße, das Phänomen der "halbierten Bäume". Weil auch dort der Abstand zu den Wohngebäuden viel zu knapp bemessen ist, müssen die Bäume regelmäßig beschnitten werden. Peter Wohlleben:" Wird nun ein großer Teil der Äste entfernt und fällt für die Fotosynthese aus, dann verhungert ein ebenso großer Prozentsatz der unterirdischen Teile." Was wiederum die Standfestigkeit zum Beispiel bei Stürmen herabsetzt. Über die Schnittstellen können zudem Pilze und Bakterien in die geschwächten Bäume eindringen. Das ästhetische Problem, das aufmerksame Beobachter mit diesen Torsen haben, ist demgegenüber fast zu vernachlässigen.
Beispiel Drumannstraße: Während Waldbäume mit ihrem Wurzelwerk oft 700 Quadratmeter abdecken, stehen Straßenbäumen nur wenige Prozent davon zur Verfügung, weil das Erdreich unter dem Gehweg und der Straße durch Rüttelplatten verdichtet wurde. Auch in die Tiefe reichen die Wurzeln selten weiter als 1,5 Meter, weil die Wurzelballen in den Baumschulen entsprechend vorgezogen wurden.Ans Grundwasser kommen sie also nicht. Die Versiegelung der Fahrbahndecke und der Parkbuchten tut ein Übriges, so dass die Bäume in den letzten trockenen Sommern extrem unter Trockenstress litten, zumal die Baumscheiben z.T. nur eine Fläche von 2 Quadratmetetn aufweisen. Ein Baum in der Drumannstraße war schon vor Jahren ("ohne erkennbare Ursachen" )umgestürzt. Um eine Wiederholung auszuschließen, habe ich wiederholt mit Angestellten von Grün und Gruga und verschiedenen Mitgliedern der Bezirksvertretung gesprochen, auf das Problem aufmerksam gemacht, und schließlich erreicht, dass die Asphaltdecke in den Parkbuchten abgetragen und durch poröse wasserdurchlässige Steine ersetzt wurde. Leider scheint das Geld nicht für alle Baumscheiben gereicht zu haben. Schilda lässt grüßen!
Beispiel Giesebrechtstraße: Neben den halben Bäumen sind dort auch Bäume mit kompakterer Krone zu besichtigen, die allerdings den Nachteil haben, dass sie in die Fenster der Anwohner wachsen, so dass diese auch im Sommer Kunstlicht in einigen Räumen anschalten müssen, um nicht im Dunkeln zu sitzen. Jährliche Beschneidungsmaßnahmen sind unumgänglich. Von zweien dieser Baumkronen werden auch Laternen umwachsen . Wusste man das nicht, als man die Bäume neben die Laternen pflanzte?
Vor unserem Haus wurde eine Linde gepflanzt. Mehrfach habe ich erfolglos versucht, auf die Baumauswahl Einfluss zu nehmen. In einigen Jahren werden wir mit der Beschattung der Fotovoltaikanlage durch eine große Linde leben müssen. Ich werde aus diesem Grund die Anlage nicht erneuern können.
Straßenbäume erreichen aus verschiedenen Gründen nur 25 Prozent der potenziellen Altersspanne ihrer Schwestern und Brüder im Wald. Sie haben es wirklich nicht leicht.
All die genannten Probleme hätten sich vermeiden lassen, wenn man mehr Wert auf Baumarten , die auf den Standort zugeschnitten sind, gelegt hätte und bei der Bepflanzung flexibler und kreativer vorgegangen wäre. Dies setzt jedoch ein langfristiges Straßenbaumkonzept, wie es zum Beispiel die Stadt Duisburg hat, voraus.
Schade, dass viele Anwohner Bäume so als Störfaktoren kennenlernen und nicht als das was sie sind: Wunderbare Geschöpfe der Natur!
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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