Stare
Verwaiste Oberleitungen im Essener Westen
Eigentlich müssten sie jetzt allabendlich zu Hunderten lärmend auf der Hochspannungsleitung der Bahn zwischen den Bahnhöfen E-Frohnhausen und E-West sitzen, sich versammeln und dann in ihre Schlafbäume einfallen. Doch das ist mindestens 20 Jahre her. Heute bleiben die Oberleitungen verwaist. Die ehemaligen Schlafbäume gibt es noch , aber die Stare nicht mehr.
Ab und zu sehe ich mal welche im Krupp-Park bei der Nahrungssuche oder im Schloßpark Borbeck.
Noch in den 60er Jahren wurden Starenschlafplätze im Freiburger Raum mit behördlicher Genehmigung durch Dynamit in die Luft gesprengt, galten die Stare doch bei den Obst - und Weinbauern im Badischen als "pest birds", weil sie für erhebliche Ernteausfälle sorgten. Doch seitdem ist ihr Bestand um ca. 80 % zurückgegangen. Riesige Schwärme mit 500 000 Tieren kenne ich nur aus der Literatur.
Wird vom NABU und dem LBV (bayerischer Landesbund für Vogelschutz) der Titel "Vogel des Jahres" verliehen, ist das für die gekürte Vogelart keine Auszeichnung im herkömmlichen Sinne, sondern ein Warnhinweis, dass es ihr zunehmend schlechter geht , wie dem Star (Vogel des Jahres 2018),der seit 2015 in der Roten Liste als "gefährdet" geführt wird. Die katastrophale Situation unserer Vogelwelt mit der immer röter werdenden Roten Liste nennt Prof. Peter Berthold"eine Schande für unser Land- für eine Kulturnation."
Die Gründe für den Rückgang der Stare sind vielfältig: Idealerweise bevorzugen Stare offenes Gelände mit feuchtem Grasland und Brutmöglichkeiten in den Höhlen alter Bäume. Doch sie zeigen sich auch flexibel, nehmen künstliche Nistmöglichkeiten an, suchen, gerade bei Nahrungsengpässen, auch dargebotene Futterstellen, gerne auch mit Meisenknödeln und Fettfutter, auf und haben gelernt, dass der Dung von Nutztieren Insekten anlockt. Doch vielfach werden Nutztiere nicht mehr auf Weiden gehalten. Kurzrasige Wiesen, auf denen sie "zirkelnd" nach Würmern und Larven suchen können , sind durch intensiv gedüngte Mähwiesen und die Vermaisung verdrängt worden. So wird der Weg zwischen dem Ort der Jungenaufzucht und natürlichen Nahrungsstätten immer länger. In den Städten kommt hinzu , dass die Stare in Nahrungskonkurrenz zu den Krähen und Elstern stehen.
Ich hoffe aber , dass mit der
immer lauter werdende Kritik an den Förderkriterien der EU für die Landwirtschaft ein Umdenken stattfindet und der Star eine Zukunft hat.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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