Die Gehörnte Mauerbiene - eine Solitärbiene
Versuch und Irrtum
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- hochgeladen von Bernd Dröse
Anders als die Europäische Honigbiene, die im Stockverbund hoch organisiert lebt, gibt es unter den Wildbienen auch einige Arten, die ohne Arbeitsteilung auskommen und ihre Nester selber bauen und auch ohne die Mithilfe der Artgenossen für die Brut sorgen müssen. Ein Beispiel für solch eine Solitär- oder Einsiedlerbiene ist die Gehörnte Mauerbiene, die ich in diesen Tagen an unserem Haus beobachten kann.
Vor Jahren waren vor unseren Haustüren Haltegriffe angeschraubt. Nachdem diese nicht mehr gebraucht wurden, habe ich sie wieder abgeschraubt. Übrig geblieben sind 18 Dübellöcher an der sonnenseitigen Hauswand, die von der Gehörnten Mauerbiene gerne angeflogen werden, um die Hohlräume als Nistplätze zu nutzen.
Diese Wildbiene ist leicht zu bestimmen. Ihr Hinterleib ist fuchsrot gepelzt und rundlich. Der Brustabschnitt der Weibchen ist grauschwarz bis schwarz. Die namengebenden Hörnchen liegen allerdings unter den schwarzen Haaren des Kopfes versteckt.
Diese Mauerbienenart schlüpft schon Ende Februar/Anfang März. Mit ihrer Vorliebe für Rosengewächse gehören sie zu den verlässlichen frühen Bestäubern der Kirsch- und Pflaumenbäume, die auch bei Temperaturen um die 10 Grad schon fliegen.
Gleich nach dem Schlüpfen und der Befruchtung begeben sich die Weibchen auf die Suche nach geeigneten Nisträumen. Dabei sind sie nicht besonders wählerisch. Neben Bambusrohren, die man ihnen anbieten kann, nehmen sie auch Totholz, Felsritzen und andere längliche Hohlräume, um dort ihre Nester anzulegen. Bis Ende April/Anfang Mai haben sie so circa sieben Nester mit je 12 Eiern und zugehörigem Proviant, die sie mit Querwänden aus feutchtem Lehm in Einzelkammern unterteilen, angelegt. Danach sterben sie, ohne jemals Kontakt mit ihren Nachkommen gehabt zu haben. Nach der Verpuppung, die bereits Ende Juli abgeschlossen ist, bleiben die geschlüpften fertig ausgebildeten Mauerbienen der nächsten Generation noch bis zum Februar des nächsten Jahres im Nest und der Zyklus beginnt dann von vorne.Die 18 Bohrlöcher der Haltegriffe stellen für die Mauerbienenweibchen aber ein spezielles Problem dar,weil jeweils drei der Löcher im Sandsteinklinker im gleichen Muster mit identischen Abständen gebohrt sind. Augenscheinlich finden sie an den 6 Stellen ihr Nest nicht immer auf Anhieb, fliegen manchmal ein falsches Loch an und begeben sich dann erneut auf die Suche nach "ihrem" Nesteingang, wo sie den Pollen aus ihren Bürstenhaaren am Bauch als Proviant für die nächste Generation eintragen können.
Etwas Schmunzeln muss ch bei diesen Irrtümern schon. Dass das Sehvermögen der Wildbienen etwas eingeschränkt ist, zeigte sich auch, als ein Mauerbienenweibchen einen künstlichen Türkranz anflog, um dort Nektar und Pollen von einer Kunstblume abzugreifen.
Irren ist offenbar nicht nur menschlich! :-))
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
13 Kommentare
Danke für deinen Erfahrungsbericht, Regine. Jetzt habe ich das Hörnchen auch gesehen. Das vorwärts und rückwärts Hineinkriechen habe ich auch beobachtet. Drei Dübellöcher sind inzwischen "zugemauert". Auch wenn die Mauerbienen meist "unter unserem Radar" fliegen, haben sie ein genaues Hunschauen verdient.
Freut mich, dass der Beitrag euch gefallen hat. Danke Helmut, Manfred und Regine.
Gerne schließe ich mich den vorigen Kommentaren an und bemerke deine genau Beobachtungsgabe und gute Fähigkeit zur Beschreibung. Nicht zuletzt helfen auch deine Bilder dabei, diese Tierchen zu erkennen und zu beachten. Auch wenn die Art nicht selten ist, haben sie doch unseren Schutz und unsere Unterstützung verdient.
So weit ich weiß, legen die Bienen hinten in den Röhren Eier ab, aus denen später Weibchen schlüpfen, und vorne entstehen Männchen. Diese schlüpfen dann ein paar Tage vor den Weibchen und warten vor den Niströhren ungeduldig auf sie, um sie zu befruchten, bevor sie sich davon machen können. Eine sinnige Einrichtung der Natur ...
Letztens habe ich auch beobachtet, wie zwei Bienen nacheinander in einer einzelnen Röhre verschwanden und erst etliche Minuten später beide wieder herauskamen - über und über mit Pollen bedeckt. Vermutlich hat da drinnen keine Begattung stattgefunden, aber was dann? Ich habe die wieder herauskommenden Bienen gefilmt, man kann sie hier beobachten: https://youtu.be/jc46_sORZkA.
Viele Grüße
Torsten
Hallo Torsten,
wie habe ich mich über deinen Kommentar gefreut. Da stehe ich gerne um Mitternacht auf, um mich zu bedanken. Danke für deine Ergänzungen mit den schlüpfenden Bienen.
Deinen Film habe ich mir mehrmals angeschaut. Manchmal entzieht sich eine Beobachtung unseren Erklärungen. Aber gerade deshalb macht das Beobachten ja solche Freude. Das von dir beobachtete Phänomen ist mir auch unbekannt. Es fällt auf, dass die zweite Biene sich nach dem Herauskommen noch länger vor der Röhre aufhält und sogar noch Pollen abstreift. Was macht das für einen Sinn? Ich werde ab und zu noch einmal deinen Film anklicken und bin gespannt, ob eine Expertin oder Experte eine Antwort für uns beide hat.
Entschuldige bitte, dass ich nicht unmittelbar bei Youtube antworte. Aber ich habe dort noch nie etwas kommentiert aus Furcht, dort "zerrissen" zu werden. Da fühle ich mich im Lokalkompass einfach wohler. Viele liebe Grüße!