Wasseramsel
Unter der Brücke wohnen..
.. zu können, ist für Wasseramseln ein Glücksfall. Finden sie keine passenden Mauer-oder Felsspalten direkt an einem Wehr oder einer Uferbefestigung, sind sie auf Uferhöhlen oder Nistkästen angewiesen. Mehr als 3 Meter vom Ufer entfernt würden sie nie brüten.
Ein Rentner hat es sich am Neumagen, einem 26 km langen Flüsschen im Südschwarzwald mit einem Gefällegradienten von 940 Höhenmetern (!), zur Aufgabe gemacht, Wasseramseln an geeigneten Orten Nistkästen anzubieten.
Der Neumagen bietet alles, was Wasseramseln als Lebensraum benötigen. Die Wassertiefe von vielfach nur 20 Zentimetern und die Strömung kommen ihrer Jagdweise entgegen und sie findet Nebenbäche, an die sie ausweichen kann, wenn Hochwasser und Wassertrübung verhindern, dass sie in der Nähe des Nestes jagen können. Dies war Mitte März auch nötig, als die Schmelzwasser aus den Schwarzwaldhöhen den Pegel des Neumagens über mehrere Tage stark ansteigen ließen. Im Tiefflug kam der Wasseramselhahn dann mit vollem Schnabel zum Nest zurück, um das Weibchen im Nest zu füttern, das mit dem Ausbrüten der 4-5 Eier beschäftigt war. Ihn dabei zu fotografieren, erwies sich als Herausforderung, weil er sich über dem rauschenden Flüsschen kaum fokussieren ließ. Am Nistkasten unter der Brücke hielt er sich nur Bruchteile von Sekunden auf, übergab das Futter und schwirrte dann wieder davon.
Leichter war es da schon, ihn bei der Nahrungssuche zu beobachten. Vor und nach der Schneeschmelze blieb er dann meist in der Nähe des Wehres und suchte tauchend und schwimmend die Steinchen am Grund nach Larven von Köcherfliegen, , Eintagsfliegen und anderen Insekten ab. Entgegen der Literatur habe ich ihn nie mit kleinen Fischen, z.B. Elritzen, beobachtet.
Die Spaziergänger*innen und Wanderer, die die Fußgängerbrücke passierten, bekamen von der Jungenaufzucht der Wasseramseln nichts mit, obwohl sie nur etwa 20 cm über dem Nest standen. Umgekehrt fühlten sich auch die tauchenden Singvögel von den Menschen offenbar nicht gestört, die ihnen "auf dem Kopf rum trampelten".
Da die Treue zum Nistplatz sehr hoch ist, beobachte ich das Wasseramselpärchen jetzt schon über mehrere Jahre, war aber selten so früh im Südschwarzwald, so dass ich meist erst nach der Jungenaufzucht vor Ort war.
Meist fallen sie mir sofort bei der Ankunft mit ihrem weißen Latz auf, wenn sie auf einem Stein hocken. Dabei knickst die Wasseramsel in charakteristischer Wasseramselart mit den Beinen und wippt mit dem Köpfchen auf und ab. Fast wie eine Begrüßung. Obwohl sie ein Singvogel ist, hat sie mit unseren Amseln verwandtschaftlich nichts zu tun.
Wie man auf dem ersten Bild erkennen kann, kündigen auch weiße Kotflecken auf den Steinen an, dass die Wasseramsel "zu Hause" ist.
Der Wasseramselbestand in Deutschland ist mit 10000 bis 20000 Revieren recht stabil, was für die Wasserqualität und die Gewässerstrukturen seit den 90er Jahren spricht.
Auf der Seite der "Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens" kann man jedoch nachlesen:
Viele Jahre hatte es den Anschein, als könnte man mit Nistkästen verschiedenster Bauart (Jost 1970) das Brutplatzangebot erfolgreich vergrößern und damit die Brutverbreitung stabilisieren oder gar ausweiten. Aber selbst originelle Modelle, wie etwa verkleidete Baumkästen (Staedtler et al. 2003), sind aktuell nicht mehr besetzt. Insofern gibt es beim Artenschutz für die heimische Wasseramsel weiteren Forschungsbedarf.´ ´
Anscheinend sind Brutkästen doch kein Allheilmittel, wenn die übrigen Lebensbedingungen nicht stimmen. Wie sähe es aber umgekehrt aber aus, wenn es die Brutkästen nicht gäbe? Am Neumagen sind die Bemühugen des vogelfreundlichen Rentners offensichtlich seit Jahren von Erfolg gekrönt.
Hier noch einmal ein Link zu einem meiner ersten Beiträge im Lokalkompass mit den Beobachtungen, die ich vor 4 Jahren gemacht habe:
Einziger Singvogel mit der Lizenz zum Tauchen.
Dort sind auch Fotos von jungen Wasseramseln zu sehen.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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