Wildblumenwiesen auf dem Terrassenfriedhof
Unser Friedhof blüht und summt

Nicht besonders spektakulär- aber artenreich und regional
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Bei der Anlage von Wildblumenwiesen kann man eine Menge falsch machen und hat dann nur für kurze Zeit  seine Freude an ihnen. Samenmischungen aus dem Baumarkt oder vom Discounter enthalten neben Mohn, Ringel- und Kornblumen, die schön blühen, oft sterile Zuchtsorten, die das Auge nur im ersten Jahr erfreuen. Die Samenmischungen kommen oft aus Übersee und sind deshalb  ökologisch  an die hiesige Insektenwelt in keinster Weise angepasst.
Dass es auch ganz anders geht, zeigt die AG Artenschutz des BUND, die im Zusammenarbeit mit Grün und Gruga auf dem Terrassenfriedhof in Essen-Schönebeck drei  Versuchsfelder mit verschiedenen Pflanzenzusammensetzungen und unterschiedlichen Pflegemethoden erprobt, um die positiven Erfahrungen später auf weitere Flächen zu übertragen. Von der Farbenpracht können diese Wiesen  im ersten Jahr natürlich nicht mit den auffälligen Farbmischungen vieler anderer Blumenfelder mithalten. Doch schaut man genauer hin, merkt man, dass hier ganz andere Arten ausgesät wurden. Die Kleine Braunelle, den Acker-Schöterich, den Acker-Senf,den Gewöhnlichen Reiherschnabel, den Klettenkerbel, den Schwarzen Nachtschatten, die Rote Lichtnelke oder die Sonnenwend-Wolfsmilch wird man mit  den Samentüten aus dem Baumarkt wohl oder Discounter  nicht heranziehen können. Und das sind nur einige der Pflanzenarten, die auf den Versuchsfeldern Mitte August in Blüte standen.
Damit solche Arten auch langfristig eine Chance haben, muss der Boden entsprechend vorbereitet werden. Die obersten Schichten sind abgetragen worden, das Erdreich wurde vermutlich aufgelockert und mit Sand angereichert, denn auf fetten (zu nährstoffreichen) Böden, hätten die oben aufgezählten Pflanzen keine langfristige Überlebenschance.
Welche Wilödkräuter werden wohl im nächsten Jahr blühen? Und noch interessanter: Welche Insekten werden sie anlocken?
Die Wildblumenwiese auf dem Terassenfriedhof habe ich auch einer botanischen Exkursion des NABU kennengelernt. Sie befindet sich in der Nähe des Eingangs am Kaldenhoferbaum. Doch schon am nächsten Tag zog es mich wieder zu den Versuchsflächen, weil mich die ungewohnte Artenzusammensetzung näher interessierte.
Welch ein Kontrast zu sogenannten Wildblumenwiesen, die man sonst in unserem Stadtgebiet vorfindet. Davon konnte ich mich auf meinem Nachhauseweg an der Ecke Nöggerathstraße/Hirtsieferstraße überzeugen.Auf den Rand- und Mittelstreifen leuchtete es gelb und orange. Große Ringelblumenblüten sahen spektakulär aus. (Auch für die Insekten?) Zu diesen Farbtönen kontrastierte das satte Violett des Argentinischen Eisenkrauts- was nicht gerade regional klingt. Auch die Blütenstände der Wolfsmilchgewächse wirkten gegenüber denen auf dem Friedhofswiesen überdimensional. Dazwischen noch etwas Rainfarn, und fertig war die Artenliste. Bleibt abzuwarten, wie sich diese Randstreifen im nächsten Jahr präsentieren und ob sie außer Bienen und Hummeln noch andere Insekten anlocken.
Dennoch bleibt jeder Versuch lobenswert, Insekten in der Stadt mit Nahrung zu versorgen.
Vom großen Problem des Artensterbens, gerade im ländlichen Raum, dürfen solche Insektenoasen jedoch nicht ablenken.
200 Millionen Kubikmeter Gülle pro Jahr und 100 000 Tonnen Pflanzenschutzmittel , die  in der BRD auf Äckern und Wiesen im gleichen  Zeitraum ausgebracht werden, haben den Insekten in der Agrarindustrie den Lebensraum und die Nahrung  genommen.
Deshalb fordert die Heinz  Sielmann Stiftung mit ihrem Projekt "Jeder Gemeinde ihr Biotop", dass auf 15% der Fläche Biotope errichtet oder vorhandene Lebensräume für den Artenschutz aufgewertet werden.
Und Jan Haft schreibt in seinem lesenswerten Buch: Die Wiese- Lockruf in eine geheimnisvolle Welt:
"Eine emotionale Nähe zur Natur baut der Mensch von ganz alleine auf, wenn er als Kind Tiere und Pflanzen und ihre Lebensräume nicht nur auf dem Bildschirm erlebt,  sondern draußen, eben "in natura"."

Und so befremdlich das zunächst klingen mag- dies ist auch im Essener Westen auf dem Terrassenfriedhof oder im angrenzenden Kamptal möglich.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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