Die Mauereidechse
Umsiedlung von Eidechsen

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Bevor der Mensch auf der Bildfläche erschien, boten  klimatisch begünstigte Hanglagen mit Felsnischen, Abbruchkanten in Flusstälern und Schotterbänke an naturnahen Flüssen  den Mauereidechsen einen passenden Lebensraum und ermöglichten  ihre Ausbreitung auch nördlich der Alpen.  Später besiedelten sie aufgrund ihres breiten Biotopspektrums auch die unverfugten Natursteinmauern in den Weinbergen,  an Burgen   und an  den Mauern, die die Felder begrenzten,
An den Mauern können   sie in die Spalten fliehen , um ihren Feinden zu entkommen. Die schmalen Hohlräume  bieten  ihnen in der Nacht einen Schutz vor Kälte und auch  an zu heißen Tagen einen Rückzugsraum. Locken an diesen Mauern bewachsene Flächen auch noch Insekten an und bieten unbewachsene Stellen ein Plätzchen, um morgens bei einem Sonnenbad ihren wechselwarmen Körper  auf Touren zu bringen, ist  das für sie ideal. So konnten sie sich, auch begünstigt durch den Klimawandel, immer weiter nach Norden ausbreiten. Durch Einbürgerungen und Verschleppungen haben sie es sogar bis in Ruhrgebiet geschafft.

Doch der Mensch, der ihnen unbeabsichtigt neue Lebensräume schenkte, nahm ihnen diese z.T. auch wieder. Die Flurbereinigung  ließ die idyllischen Weinbergsmauern zu einem Großteil wieder verschwinden. Die Nahrung der Echsen, die Insekten,wurde durch Pestizide großflächig reduziert und die im Weinbau eingesetzten Spritzmittel senkten auch die Fruchtbarkeit der kleinen Reptilien. Ausweichlebensräume bilden auch die schotterrreichen Gleisalagen der Eisenbahn.
Was passieren kann, wenn Bahnstrecken aus- und umgebaut werden, zeigte medienwirksam das Großprojekt Stuttgart 21. Die auf dem Areal lebenden  geschützten Mauereidechsen mussten für teuer Geld umgesiedelt werden, was  die ohnehin explodierenden Kosten für das Prestigeprojekt der Bahn weiter in die Höhe trieb. Viele Mitbürger/innen konnten dafür kein Verständnis aufbringen.
Eine ähnliche Umsiedlungsmaßnahme läuft zur Zeit beim Ausbau der Kinzigtalbahn bei Freudenstadt (Nordschwarzwald), wo Mauereidechsen, Schling- und Ringelnattern sowie Kreuzottern im großen Stil gefangen werden, damit sie den Umbaumaßnahmen nicht zum Opfer fallen. Es wurden Zäune errichtet, die mit grünen Planen so überzogen wurden, damit die Reptilien sie nicht überwinden können. Hinter diesen Zäunen wurden für die Zeit des Umbaus Ersatzhabitate mit Totholz- und Steinhaufen eigens geschaffen.  400 000 Euro von insgesamt 35 Millionen für das Gesamtprojekt sollen möglichst vielen Echsen und Schlangen das Leben retten. Etwa 3 Echsen innerhalb einer halben Stunde fängt ein Spezialist mit einer Art Angel, die vorne eine Schlinge besitzt. Nach Abschluss der Bahnarbeiten können die Reptilien wieder in ihr angestammtes Habitat aus zweiter oder dritter Hand zurückkehren.
Der Bund der Steuerzahler listet jeds Jahr in seinem Schwarzbuch z.T. absurdeste Projekte auf, wo Steuergelder verbrannt werden. Für (z.T.)fiktive Corona-Testzentren wurden ungeprüft Millionen Euro an die Betreiber ausgezahlt.  Und die angeblichen Steuerentlastungen an den Tankstellen kommen, wie wir alle erfahren haben, auch nur zu einem geringen Teil bei den Autofahrer/innen an.
Dagegen  kommen einem die 400 000 Euro, die die streng geschützen Reptilien im Kinzigtal retten sollen, gut angelegt vor.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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