Ganzjahresfütterung von Singvögeln
Über die Notwendigkeit der Zufütterung von Wildvögeln

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Das Füttern von Wildvögeln hat bei uns in Deutschland eine 200jährige Tradition. Ab der Mitte des letzten Jahrhunderts haben die Veränderungen in der Landwirtschaft das Zufüttern der Singvögel allerdings zu einer absoluten Überlebenshilfe gemacht, die moralisch geradezu geboten ist, wenn wir keinen "stummen Frühling", den Rachel Carson, die "Mutter" aller Umweltbewegungen, damals bereits prophezeite, erleben wollen.

Millionen Tonnen Sämereien fallen seitdem als Nahrungsgrundlage für die Vögel weg, weil immer mehr Herbizide  die sogenannten Unkräuter vernichten. Wiesen werden aufgrund  der vermehrten Düngung in der modernen Landwirtschaft bis zu fünf  mal im Jahr  gemäht, so dass die Gräser erst gar nicht zur Samenreife kommen.
Viele Vögel haben  wegen dieser ausgeräumten Agrarlandschaft den Weg der Landflucht angetreten. Leider treffen sie in den  Städten vielfach  auf Haus- und Schrebergärten, die alles andere als vogelfreundlich sind. Hier wird teilweise noch häufiger gemäht als auf dem Land.Prof. P. Berthold spricht in diesem Zusammenhang von "Psychopathengärten".  Vorgärten, die gänzlich mit Steinen ausgelegt sind, bezeichnen manche Naturfreunde als "Gärten des Grauens". Dabei macht die Gesamtfläche der Haus- und Schrebergärten mit 15000 Quadratkilometern 4% der Landesfläche aus und könnte wertvolle Nahrungsgrundlagen für die meisten Vögel bieten. Allerdings müsste man sie naturnah gestalten  und z.B. die Stauden mit den verbliebenen Samen als Nahrung,  Versteck und Überwinterungsmöglichkeit  für die Insekten, die Vögel unbedingt für die Aufzucht ihrer Brut benötigen, über Winter stehen lassen.
Um die Verluste der natürlichen Nahrungsgrundlagen auszugleichen, ist ganzjähriges Zufüttern von Vögeln fast schon ein moralisches Gebot, das vielen  der Natur entfremdeten Großstadtmenschen eine Möglichkeit bietet, Wildvögel in Ruhe aus der Nähe zu beobachten und eine emotionale Beziehung zu ihnen aufzubauen. Den oft gescholtenen Amerikanern ist dieses Vergnügen 5 Mrd. Euro wert. So viel Geld geben sie jährlich für Vogelfutter, Futterspender usw. aus. Die Briten füttern für 3 Euro pro Person und Jahr. In Deutschland ist es gerade mal 1 Euro.
Für diese kleine Investition wird man reichlich belohnt wie die beigefügten Bilder hoffentlich belegen.

Allerdings sollte man  beim Füttern einige wichtige Sachen berücksichtigen. Genauer informieren kann man sich bei:

Peter Berthold/ Gabriele Mohr: Vögel füttern- aber richtig, Stuttgart 2017

oder

Anita Schäffer/ Norbert Schäffer: Vögel füttern im Garten - ganzjährig und naturnah, Stuttgart 2017

Bei vielen Discountern findet man in diesen Tagen wieder Futterspender und allerlei Sämereien in den Auslagen. Dabei drängt sich bei manchem  Tierfreund leicht der Eindruck auf, Vogelfütterung wäre  saisonabhängig und nur im Winter nötig. Das dem nicht so ist, habe ich bereits einmal an gleicher Stelle erläutert :Plädoyer für die Ganzjahresfütterung

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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