Hauhechel Bläuling
Strahlend blaue Glücksmomente
"..
So im Vorüberwehn
Sah ich das Glück mir winken,
Glitzern, flimmern, vergehn"
Diese Zeilen aus Hermann Hesses Gedicht "Blauer Schmetterling" , in dem er den Bläulingen ein kleines lyrisches Denkmal gesetzt hat, vergleichen die kurzen Glücksmomente in unserem Leben mit dem plötzlichen Auftauchen, Schimmern und Verschwinden dieser wunderschön leuchtenden Tagfalter.
Gemessen an der Zahl der Bläulinge, die einem immer noch relativ häufig über den Weg fliegen, müsste es auch in unserem Leben noch hinreichend viele, kurze Glücksmomente geben. Besonders der Hauhechel Bläuling, wie der Gemeine Bläuling auch genannt wird, gilt als "nicht gefährdet". Allerdings ist er in den letzten Jahrzehnten in flurbereinigten Gebieten mit intensiver Landwirtschaft deutlich seltener geworden oder fehlt bereits ganz.
Noch viel seltener als die Männchen mit ihren strahlend blauen Flügeloberseiten trifft man auf die Weibchen, die dazu noch ganz anders aussehen, so dass man sie für eine eigene Art halten könnte.
Sie besitzen nämlich braune Flügeloberseiten mit orangenen Flecken, die in unterschiedlichem Maße blau bestäubt sein können. Überhaupt sind die Weibchen in ihrer Färbung viel variabler als die Männchen und noch schwerer einer der 48 in Deutschland lebenden Bläulingsarten zuzuordnen. Während die Männchen Reviere besetzen, in denen sie ständig auf der Suche nach Weibchen sind, verstecken letztere sich meist, so dass man sie nur bei der Nektaraufnahme auf einer ihrer Futterpflanzen (Klee und Luzerne) beobachten kann.
In Ruhe klappen die tagaktiven Falter ihre Flügel meist zusammen und öffnen diese nur selten. Sieht man dabei nur die wunderschön gepunktete Unterseite, verschwimmt der Unterschied der Geschlechter wieder. Noch seltener sind die Halbseiten-Gymander. Aufgrund eines Fehlers in der frühembryonalen Entwicklung sind bei diesen Schmetterlingen sowohl männliche wie
auch weibliche Zellen im Körper vorhanden, so dass die eine Hälfte männlich und die andere komplett weiblich ist.
Auf solche Tiere zu stoßen, ist ein fast unmöglicher Glücksfall.
Überhaupt ist das mit dem Glück und den Glücksgefühlen so eine Sache. Glücksmomente sind oft nur verdammt kurz und es macht keinen Sinn, sie festhalten zu wollen. Da ist es wie mit den Schmetterlingsbegegnungen. Manche Menschen jagen dem Glück ein ganzes Leben hinterher und wollen es zwingen. Dabei denke ich manchmal, dass es einfacher ist, zu warten, bis das Glück einen findet. Allerdings muss man ihm auch eine Chance geben und darf sich nicht vor ihm verstecken.
Ob ich wohl noch einmal das Glück haben werde, auf einen Halbseiten-Gamander zu treffen und ihn/sie zu fotografieren?
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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