Gedanken bei einem fotografischen Gartenrundgang
Start ins neue Gartenjahr
"Ist es nicht ein Elend: fünf lange dunkle Monate ohne Garten, ohne Duft, ohne Blumen, ohne grünes Laub! Aber nun beginnt das alles wieder, und wenn auch heute der Garten noch öde liegt,so ist für den, der darin arbeitet, doch alles im Keim und in der Vorstellung schon da." (Hermann Hesse)
Es summt und brummt wieder.
Klar, die Obstblüte ist größtenteils bereits Vergangenheit und in den Gärten zeigen sich auch erste Blüten von Pflanzen, die der Gärtner nicht neu "bestellt" hat, sondern die sich jedes Jahr ihr Plätzchen außerhalb der Beete suchen. Viele Stauden schauen bereits vorwitzig durchs Erdreich. Die ersten Sträucher erfreuen uns mit ihren zahlreichen leuchtenden Blüten. Aber die eigentliche Gartenarbeit beginnt erst in diesen Tagen, wenn man hofft, dass die jungen Pflanzen, die man neu setzen oder aussäen möchte, nicht mehr von Nachtfrösten überrascht werden.
Dabei geht es den meisten Gärtnern in erster Linie um das Erleben, nicht um die Wirtschaftlichkeit. Die Freude und das erwachte Interesse an gesunden und regionalen Produkten, vielleicht sogar an alten, fast vergessenen Sorten, stehen im Mittelpunkt. Deshalb ist es zu begrüßen, dass in vielen Kleingartenanlagen inzwischen wieder strenger darauf geachtet wird, dass ein Drittel der Fläche gärtnerisch genutzt wird.
Denn wieviel Freude das bei aller Arbeit machen kann, hat nicht nur Hermann Hesse selbst erfahren und begeistert darüber berichtet. Er meint, dass Gartenarbeit der Seele eine ähnliche Entlastung und Ruhe bieten kann wie Meditation.
Das Wissen, Pflanzen zum Keimen, Reifen , Blühen zu bringen und schließlich durch "eigene" Früchte belohnt zu werden, war nie leichter zugänglich als heutzutage. Auch wer nicht das Glück hatte, im Garten groß zu werden und dort Eltern und Großeltern geholfen hat, kann heute auf umfangreiche Literatur und Tutorials im Internet zurückgreifen. Der beste Lehrer ist jedoch das eigene Erfahren und der Klön am Zaun mit den Gartennachbarn.
Viele, gerade junge Leute, haben dem Gärtnern heute den letzten Geruch von Spießigkeit genommen und die vollen Parkplätze vor den Gartencentern und die Angebote bei den Discountern zeigen, dass die Freude am Pflanzen sich nicht nur auf der eigenen Scholle, sondern auch auf jeder Terrasse und jedem Balkon realisieren lässt.
In diesem Sinne wünsche ich allen Neu- und Altgärtnern viel Freude an den Farben, dem Duft und dem Geschmack ihrer "Blumen- und Gemüsekinder" und einen guten Start in die Gartensaison 2024 mit viel Sonne, gesunder Erde und hinreichend Wasser -- allen anderen schöne Spaziergänge durch Gärten und Parks, die fleißige Hände für uns gestaltet haben.
Einen ersten Vorgeschmack soll der Bilderreigen aus meinem Aprilgarten bieten.
Quelle:
Hermann Hesse: Freude am Garten, Frankfurt am Main, 1998
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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