Singdrossel
Noch schweigt der Sänger
Bei Vogelbeobachtungen führt oft der Zufall Regie. Wer hätte damit gerechnet, zu dieser Jahreszeit auf eine Singdrossel zu treffen. Viele ihrer Artgenossen aus dem Norden verbringen die kalte Jahreszeit im Mittelmeerraum. Bei uns sind sie zwar meist schon Ganzjahresvögel, die allerdings recht scheu sind. Oft hört man sie eher als dass man sie sieht.
In ihren bevorzugten Überwinterungsgebieten, z. B. im Süden Frankreichs, werden jährlich noch 5 Millionen Singdrosseln gefangen oder geschossen und verspeist. Die kleine Drossel in der Saarner Aue tat also gut daran, sehr früh zurüchzukehren bzw. erst gar nicht loszufliegen.
Allerdings war ihr auch nicht zum Singen zumute. Dazfür war es wohl noch zu früh im Jahr. In ein paar Wochen wird man ihren lauten wohltönenden Gesang von erhöhter Warte vernehmen können, wenn sie ihr Revier lauthals abgrenzt. Dabei zeigt sie das umfangreichste Gesangsrepertoire aller Drosseln auf und wird ihrem wissenschaftlichen Namen Turdus philomelos voll gerecht. Philomelos bedeutet nämlich "Freund des Liedes". Dann lässt sie ihre höchst unterschiedlichen Motive erklingen und baut dabei auch Strophen anderer Vogelarten ein. Davon konnte ich mich im letzten Jahr sowohl auf dem Gelände der Zeche Zollverein als auch auf dem Terassenfriedhof überzeugen.
Doch die Singdrossel in der Saarner Aue blieb stumm und war damit beschäftigt, nach Würmern zu suchen.
Zum Glück hatte ich für den späten Nachmittag einen Konzertbesuch geplant, bei dem ich mit wohltuenden Klängen für die stumme Singdrossel voll entschädigt wurde.
Wenn der Zufall Regie führt!!
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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