Torsten und Bernd : Die Zweite
Natur auf Zollverein unter die Lupe genommen
Ob sich das Wetter wirklich zum Wochenende hin bessert? Wird es endlich wärmer? Bleibt es trocken?
Die Wetterprognosen aus unterschiedlichen Quellen wechselten in der 2. Wochenhälfte mehrmals von Hattingen nach Essen- und umgekehrt.
Unsere Befürchtungen blieben letztlich unbegründet. Bis auf ein paar Tröpchen aus blauem Himmel stand auch unser 2.Treffen wettertechnisch unter einem guten Stern.
Ich holte Torsten am Samstag um 9.30 vom Bahnhof in Frohnhausen ab und 25 Minuten später standen wir schon vor dem "Castell" von U.Rückriem hinter dem Ruhrmuseum.
Der erste Eindruck auf dem Naturpfad der Zeche Zollverein mit seinen 12 Stationen, die wir abgehen wollten, war jedoch eher ernüchternd. Nur vereinzelte Kohlweißlinge flogen scheinbar ziellos umher und suchten nach den wenigen Blüten. Wer das 100 ha große Gelände einmal im Sommer erlebt hat, wird zunächst enttäuscht sein. Von den über 500 verschiedenen Gefäßpflanzenarten, die dort wachsen, blühten auf den ersten Blick nur wenige.
Aber warum benötigten wir dann für die ersten 200 Meter entlang des Geländes aus verwittertem Bergematerial und schwarzem Kohleschlamm über eine halbe Stunde? Scheinbar gab es doch genug zu sehen.
"Schau mal die Fruchtstände der Karden aus dem letzten Jahr. Und da wachsen schon die neuen Karden."
"Ist das die Wilde Karde oder eine Schlitzblattkarde?"..
"Welches Hornkraut ist das? Schau mal bitte nach."
" Sind das Insekten dort auf den Blüten der Walderdbeeren? Ach, ne. Aber warum haben manche Erdbeerblüten dunkle Punkte in der Blütenmitte und manche nicht?"
Erst zu Hause ließ sich manches klären, z.B., dass die Erdbeerblüten in den letzten Nächten Frost abbekommen haben musstem, was zum Absterben der inneren Blütenorgane geführt hatte.
Nein, langweilig ist es bestimmt nicht, wenn man zu zweit genauer hinschaut, was da wächst.
Und dann entdeckte Torsten jede Menge Erlenblattkäfer, die einen jungen Baum schon fast kahl gefressen hatten. Die schwarzen glänzenden Käfer sorgten an Ort und Stelle gleich für die nächste Generation.
Wir mussten uns von unserer ersten Station regelrecht losreißen. Schließlich lagen noch 11 weitere vor uns. Vor der Kokerei blühte es dann auch üppiger. Das Tierleben nahm zu. Winzig kleine Heuschrecken sprangen von Pflanze zu Pflanze und wehrten sich so erfolgreich gegen das Fotografiertwerden. Neben den Kohlweißlingen war auch ein Gitterspanner unterwegs. Er gehört zwar zu den Nachtfaltern, ist aber auch tagsüber unterwegs.
Eine Schnake machte es sich auf einer der ersten aufgeblühten Margeriten bequem. Das sah zwar aus, als würde sie dort wie eine Spinne auf Beute lauern; tatsächlich hatte sie es aber nur auf den Nektar abgesehen.
Torsten bestimmte das Barbarakraut, auch Winterkresse genannt. Es ist der heiligen Barbara gewidmet, der Schutzpatronin der Bergleute. Die zweijährige Pflanze ist inzwischen fast weltweit verbreitet, passt aber vom Namen her hervorragend nach Zollverein.
Zu unseren letzten Stationen gehörte der Färbergarten. Dort sind 24 Pflanzen zu sehen, aus deren Blüten, Blättern, Früchten, Wurzeln und Rinden Farben gewonnen werden können. Allerdings blühte auch hier nur der Färberwaid, den wir bereits im Gelände gesehen hatten. Stattdessen demonstrierte uns der Frauenmantel eindrucksvoll die Blattreinigung durch den "Lotuseffekt". Und auf dem Färberginster waren Läuse beim Anzapfen der Pflanzensäfte zu beobachten.
Nein, wenn man genauer hinschaut, ist Ende April auf dem Zollvereinareal bereits jede Menge los. Man muss sich nur darauf einzulassen und genauer hinzuschauen. Zu zweit macht das natürlich noch mehr Spaß.
"In zwei bis drei Monaten müssen wir hier unbedingt noch einmal hin." Nicht nur darin waren Torsten und ich uns nach dem erlebnisreichen dreistündigen Rundgang einig.
Also wird es noch mindestens eine dritte Auflage unserer Treffs geben.
Zur Erinnerung:
Hier noch einmal der Bericht von Torsten Richter-Arnoldi zu unserem ersten Treffen in der Gruga.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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