Störche auf Strommasten
Nächster Halt: Storchenhorst

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Auf die Durchsage: "Nächster Halt: Storchenhorst" wartet man vergebens, wenn man mit dem "Bähnle" durchs malerische Markgräflerland Richtung Freiburg fährt. Da mich ein Bekannter aber auf diese zwei ungewöhnlichen  Horststandorte hingewiesen hatte, unterbrach ich meinen Tagestripp nach Freiburg und verließ den Zug  an einem der zweigleisigen Vorortbahnhöfe. Tatsächlich, die Störche hatten ihr Domizil mitten im Ort und direkt am Bahnhof erbaut.
Störche nisten ursprünglich auf hohen Bäumen. Doch in den letzten Jahrzehnten sind Türme, Kamine und Masten für Meister Adebar immer attraktiver geworden. Vielleicht, weil sie von dort einen freieren  Überblick über ihre Nahrungsgründe haben.
Und es sah so aus, als wären sie am Bahnhof sogar  zum Nisten animiert worden, denn es war auf einem der Leitungsmasten sogar eine eiserne Plattform montiert worden, um ihnen den Nestbau zu erleichtern.
"Aber ist denn das nicht gefährlich?", fragt man sich unwillkürlich. Ab und zu  hört man davon, dass Storch und Strom eine tödliche Kombination  sein kann und Horste abbrennen oder Störche an den Hochspannungsleitungen zu Tode kommen.
Doch offenbar hat man bei der Bahn und auch bei vielen anderen Leitungsbetreibern dazu gelernt, um solch tödliche Unfälle zu verhindern.
Die  Isolatoren dürfen nicht zu kurz und nicht in Nestnähe montiert sein, so dass sie sich weder durch aus dem Horst herausragende Äste noch  durch Schnäbel oder Flügel der Vögel überbrücken lassen. Außerdem sind  auch Abdeckungen über den Isolatoren und Ummantelungen der abgehenden Leitungen vorgeschrieben. Werden diese Sicherheitsmaßnahmen nicht eingehalten, kann ein Horst durch Überspannungen und Kurzschlüsse schnell Feuer fangen und auch den Bahnverkehr gefährden.
Noch gefährlicher als der Neststandort kann es für Störche werden, wenn sie mit ihren Flügeln gleichzeitig zwei Leitungen berühren. Da Störche ja kein Bild von der Wirkweise des Stroms haben, sind hier besonders noch nicht so flugerfahrene  Jungstörche gefährdet.
Offenbar hatte man solche Befürchtungen an dem kleinen Vorortbahnhof nicht.  Direkt am gegenüberliegenden Gleis hatte ein zweites Storchenpaar - allerdings ohne Mastunterlage- gebaut.
Dieser Horst war wohl  erst neu aufgeschichtet  worden und hatte noch nicht die Ausmaße eines Horstes, der seit mehreren Jahren genutzt und in jedem Jahr ausgebaut wird. Alte Nester können einen Durchmesser von zwei Metern, eine Höhe von bis zu 2,5 Meter und ein Gewicht von mehreren hundert Kilo erreichen.
Da wäre es ja reine Wohnraumverschwendung, wenn man diesen Nestkomplex alleine nutzen würde.
Zunächst hatte ich nur auf die Störche geachtet, die sich weder durch den Zugverkehr noch durch die Reisenden in ihrem Tagesablauf stören ließen. Doch dann flogen mir beim Fotografieren  immer wieder Spatzen durchs Bild und ich betrachtete das Astwerk des Nestes länger und genauer. Richtig! Dort landeten immer wieder Sperlinge und verschwanden in dem Geäst. Eine kleine Spatzenkolonie hatte in dem großen Horst eine Heimstätte gefunden.
Beide Vogelarten haben offensichtlich  etwas Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Die Spatzen nehmen den Begriff "Unter"mieter allzu wörtlich und auch die Störche haben den Begriff "Zug"vogel und "Zug"verkehr offenbar missverstanden.
Wollen wir hoffen, dass die Jungstörche sich an die Masten gewöhnt haben und auch durch die lange Regenperiode im Südwesten, die auf diese Aufnahmen folgte, nicht geschädigt worden sind. Allein im Bereich Landau sollen durch den Dauerregen 70% der Jungstörche erfroren sein.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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