Mäusebussard und Rabenkrähe
"Mobbing" und "Hassen"
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- hochgeladen von Bernd Dröse
- Mobbing ist ein Phänomen der modernen Ellenbogengesellschaft, bei dem von einer Gruppe oder Einzelperson durch psychische Gewalt versucht wird, einen einzelnen Menschen zu schikanieren, zu quälen oder zu verletzen. Auch Vögel sind in der Lage, durch Signale Artfremde unter Druck zu setzen oder abzuwehren, wie ich an der Berliner Brücke beobachten konnte.Für dieses ornithologische Phänomen hat man den Begriff "Hassen" eingeführt.
Mit solchen Hassreaktionen bedrängen viele Singvögel im Schwarm oder einzeln Greifvögel.
Bei Irenäus Eibl-Eibesfeldt wird das Hassen in seinem Buch "Grundriß der vergleichenden Verhaltensforschung" (1973) so beschrieben :
Mit besonderen Haßlauten, bisweilen mit Scheinangriffen, dringen sie von allen Seiten auf den Freßfeind ein, der daufhin meist abzieht. Zur direkten Belästigung kommt wohl hinzu, daß der von allen Seiten wahrgenommene Räuber keine Gelegenheit hat, seine Beute zu überraschen.
Der Greifvogel, der auf einem Strommast der Bahn rastete, musste am eigenen Leibe erfahren, wie sich dieses Hassen in der Praxis gestaltet. Eben noch in der Sonne dösend auf dem Mast, sah er sich urplötzlich dem Angriff zweier Rabenkrähen ausgesetzt, so dass ihm nichts anderes übrig blieb, als die Flucht zu ergreifen. Das schützte ihn jedoch nicht davor, von den Krähen mit gekonnten Flugmanövern verfolgt zu werden. Besonders in der Brutsaison der Krähen kann man solche Verfolgungsflüge beobachten. Ob es sich um Verteidigung des Reviers und der Brut, um bloße Nahrungskonkurrenz oder um das Abjagen von Beute geht, variiert als Ursache solchen Hassens.
Manchmal drehen die Greifvögel, denen das Treiben der Krähen zu bunt wird, sich auch im Flug um , damit sie die Rabenkrähen abwehren können. Aber auch dabei ziehen sie meist den Kürzeren.
Ich habe drei der hier gezeigten Bilder an den Greifvogelexperten des NABU-Ruhr geschickt und von ihm die Auskunft erhalten, dass es sich bei dem Greifvogel um einen jungen Mäusebussard vom letzten Jahr handelt., der hier von den Krähen "gehasst" wurde.
Als Mensch ergreift man innerlich sofort Partei für den Bussard oder Falken, sollte sich aber auch hier von Vermenschlichung tierischen Verhaltens frei machen und es nicht mit dem Mobbing, was natürlich zu verurteilen ist, verwechseln.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
9 Kommentare
Da kann man nur hoffen er Bussard kommt zurück. Schöne Fotos und der Bericht ist super.
Einen schönen Sonntag wünsche
ich euch. LG Manfred
So haben also auch manche Vögel ihre "Hater", wie es Neudeutsch (unter Menschen) genannt wird. Vermutlich jedoch nicht in erster Linie als Individuum, sondern weil sie einer bestimmten Art angehören. Auch hier bietet sich leider eine Parallele zum menschlichen Verhalten an ... Trotzdem wichtig, dass du darauf hinweist, sich mit der menschlichen Deutung solches Verhaltens zurückzuhalten. Die Natur hat ihre eigenen, durchaus sinnvollen Gesetze, im Gegensatz zu Manchem, was wir Menschen so treiben.
Recht herzlichen Dank, Manfred und Torsten. Wenn man sich Gedanken über die Vögel in der Stadt macht landet man immer wieder bei den Menschen, die ihnen die Umwelt gestaltet haben. Vermenschlichen und Vergleichen bietet sich oft an, ist aber meist eine Falle, weil wir uns zu weit von den Naturgesetzen gelöst haben.