Rotkehlchen
Mit Physik gegen die Kälte

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Das Aufrichten des Gefieders bezeichnet man bei Vögeln als Aufplustern. Sie machen das, um größer zu erscheinen, zum Beispiel bei der Balz oder bei Auseinandersetzungen mit Rivalen.  Manchmal sind aufgeplusterte Vögel aber auch einfach nur müde oder krank. Bei den Rotkehlchen, die mir an der Ruhr auffielen, dient das Aufplustern aber eindeutig der Wärmeregulation.

Sowohl die Flug- und Konturfedern, die am unteren Ende eine dunige Struktur haben, als auch die Dunen selber, dienen dem Wärmeschutz. Die aufgestellten Federn greifen dabei lose ineinander und  bieten zusammen mit der Luft eine dicke Warmluftdecke, wie wir sie auch von unseren Daunenjacken kennen. Trotz des Begriffes "federleicht"  sind die ca. 2000 Federn eines Singvogels zusammen manchmal doppelt so schwer wie das Skelett.  Bei Eulen macht das Federkleid 90% des Gesamtvolumens aus. Die von den Federn eingeschlossene  Luft hat eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit und schützt so vor dem schnellen Auskühlen. Für das kleine Rotkehlchen ist diese Isolierung im Winter überlebenswichtig, muss es doch auch die kalten Nächte, geschützt im Dickicht der Vegetation, überstehen.
Die Körpertemperatur der Vögel liegt bei 41 Grad, was bei uns schon sehr hohes Fieber bedeuten würde.
Zusätzlich zur Isolierung durch die Federn nimmt das ruhende Rotkehlchen auf den Fotos die Form eine runden Federballs an, indem es das Köpfchen einzieht und die Flügel anlegt. Diese Kugelform bietet im Verhältnis zum Körpervolumen die kleinste Oberfläche und minimiert so zusätzlich die Wärmeverluste.
Trotz dieser hervorragenden Anpassungen an die Kälte  sind die kleinen Singvögel auf regelmäßige Nahrungszufuhr in kurzen Abständen angewiesen, um ihren hohen Stoffwechsel aufrecht erhalten zu können. Das Nahrungsrevier eines Rotkehlchens umfasst ca. 6000 Quadratmeter. In den dicht bebauten  Städten  sind sie meist auf Zufütterung durch den Menschen angewiesen, um nicht zu erfrieren. Obwohl Fettfutter die Energiespeicher am schnellsten wieder auffüllt, sind Rotkehlchen bezüglich des Futters nicht besonders wählerisch.

Umgangssprachlich bezeichnet man bei Menschen übrigens Wichtigtuer als aufgeplustert, weil bei ihnen der Schein vor dem Sein steht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie sich in den letzten Jahren stark vermehrt haben. :-))

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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