Der Ginko (Ginko biloba)
Mahnmal des Friedens und Mittler zwischen Ost und West

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Seit einigen Tagen erleben wir in dramatischer Weise, dass Ost und West mehr denn je getrennt sind. Offenbar existieren in den Köpfen der Verantwortlichen zwei  Wahrheiten, die eine Kommunikation zwischen den Mächtigen dieser Welt z.Zt. unmöglich machen. Dass dieses Zweigeteilte (Biloba) aber auch zusammengeführt werden kann, zeigt uns das Blatt des  Ginko, in dem Ost und West sich zu etwas Einzigartigem mit hohem Symbolgehalt vereint haben.

Ginkokobäume gab  es schon vor 300 Millionen Jahren auf der Erde. Ginkgo biloba ist damit vermutlich die älteste noch lebende Pflanzenart unseres Planeten und wird deshalb als lebendes Fossil bezeichnet.
Botanisch gehören die Ginkogewächse " weder zu den Nadel- noch zu den Laubbäumen, sondern bilden eine eigene Gruppe. Obwohl der Ginkgo auf den ersten Blick Ähnlichkeit mit Laubbäumen (Bedecktsamer) hat, ist er mit den Nadelbäumen näher verwandt und wird deshalb wie sie zu den Nacktsamern gezählt." (Wikipedia)

Für die Japaner steht er als Symbolbaum für die Überlebenshoffnung nach Katastrophen. In Hiroshima trieb er als einziger Baum kurz nach dem Atombombenabwurf wieder aus.Ginkgo biloba wurde deshalb zum Mahnmal für Umweltschutz und Frieden und zum Baum des Jahrtausends ernannt.

Auch bei uns feiert der Ginko ein Comeback -- und zwar  als Stadtbaum, denn er erweist sich "in Europa bemerkenswert frei von schweren Krankheiten". Außerdem ist er sehr tolerant gegenüber Salz und Immissionen.Trockenstress macht ihm weniger aus als den heimischen Bäumen, so dass man ihm im Straßenbild in Zukunft vermutlich häufiger antreffen wird. Wegen seiner ungewöhnlichen Blätter ist er natürlich auch ein Hingucker.  Er kann 1000 Jahre alt ewerden.

Richtig bekannt geworden ist der Ginko durch J.W. Goethe. Er wird deshalb er auch als Goethebaum bezeichnet. Im "West-östlicher Divan" hat Goethe ihm ein literarisches Denkmal geschaffen.

Ginko Biloba

Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.

Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt?

Solche Frage zu erwidern,
Fand ich wohl den rechten Sinn;
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Dass ich eins und doppelt bin?

Für Goethe symbolisierte das gefächerte Ginkoblatt vordergründig seine Doppelexistenz als Mensch und Dichter.
Aktuelle Bedeutung erfährt dieses Zweigeteilte, das in dem Gedicht thematisiert wird,  jedoch auch in dem scheinbar unversöhnlichem Interessenskonflikt der östlichen und westlichen Militärblöcke.
Dabei ging es dem großen deutschen Dichter jedoch um mehr,nämlich um das Aufzeigen und die Überwindung der Gegensätze.
"Goethe zielt auf eine Einheit von Orient und Okzident in einer höheren Synthese: nicht starr, nicht dogmatisch, nicht ahistorisch, sondern beweglich, lebendig, auch individuell." (Joachim Kahl , 2007, s.u.)

Bei uns in Frohnhausen gibt es sogar ein Jugendstilhaus mit Ginko-Blättern auf der Fassade (s.letztes Bild) , die zeigt, wie wichtig den Architekten des Jugendstils  diese Pflanze, die sie den  Vorbeigehenden  ins Gedächtnis rufen wollten, war.

Uns allen bleibt zu wünschen, dass in möglichst naher Zukunft, die mächtigen Militärblöcke dieser  Welt sich  zu einer Charta der Vereinten Nationen   zusammenfinden, die diesen Namen verdient hat, damit die wirklich drängenden Probleme der Zukunft endlich gemeinsam angegangen werden können.
Der Ginkobaum, der sich seit Ewigkeiten auf der Erde durchgesetzt hat und allen Widrigkeiten trotzt, ist dafür ein wunderbares Symbol.

Literatur:
1) Otto Krätz: Goethe und die Naturwissenschaften, München 1998
2) Andreas Roloff: Bäume in der Stadt,  Stuttgart 2013
3) Joachim Kahl: Vom Geheimnis der Polarität, 2007

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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