Jagdtechniken der Kormorane
Kormoranjagdgeschwader
Im weiteren Sinne bilden auch Kormorane einen " fliegenden Einsatzverband" - also ein Jagdgeschwader. Ihr Ziel ist die gemeinsame Jagd von Jungfischschwärmen, auch Schwarmjagd genannt.
Diese zweite Strategieform des Jagens neben der Solitärjagd, die sich hinter dem Wortmonstrum des Titels verbirgt, wurde erst ab Mitte der 70er Jahre beobachtet.
Kein Wunder, denn Anfang der 70er Jahre, gab es in Deutschland nur noch weniger als 50 Kormoranbrutpaare und der Vogel stand am Rande der Ausrottung, weil er als vermeintlicher Nahrungskonkurrent stark bejagt wurde.Erst seit den 80ern nimmt der Bestand wieder rasant zu, so dass aktuell wieder rund 25000 Paare in Deutschland brüten.
Dennoch kann man auch jetzt die Schwarmjagd nicht ganzjährig und überall beobachten. Ob es dazu kommt, hängt von der Jahreszeit und dem Jagdgewässer ab. Von Januar bis Juni jagen Kormorane ausschließlich solitär. Sie erbeuten so viel größere Fische. Erst ab Juni haben die Jungfische eine Größe erreicht, die die Schwarmjagd effektiv machen.
Am Baldeneysee jagten etwa 30 bis 40 Vögel am frühen Morgen gemeinsam. Die genaue Zahl lässt sich auch auf Fotos nicht festlegen, da gleichzeitig immer mehrere (bis zu 10) Vögel) untergetaucht waren. Mich erinnerte diese Jagdform an die gemeinschaftliche Jagd von Delfinen, bei der Fischschwärme vor einer Gruppe dieser Säuger zusammen und in die Enge getrieben werden. Hinter dem Kormoranschwarm schien das Wasser regelrecht zu brodeln. Die Vögel versuchen bei ihren kurzen Tauchgängen unter den Fischschwarm zu gelangen und treiben die Fische so in die Nähe der Gewässeroberfläche.
Auch wenn die einzelnen Beutefische kleiner sind als die, die ihnen bei der Solitärjagd zur Verfügung stehen, scheint sich diese Jagdform zu lohnen.
Berufsfischer und Angelvereine werden die hier gzeigten Bilder nicht gerne sehen, weil sie Ertragseinbußen fürchten. Immerhin benötigt ein Kormoran etwa 250 Gramm Fisch pro Tag. Versorgt er darüber hinaus noch zwei Küken, sind es 600 Gramm.
Mit Interesse habe ich deshalb den Artikel von Werner Joachim Bokranz: Jagdstrategien und Beutespektrum des Kormorans Phalacrocorax carbo L. am Unteren Niederrhein gelesen. Durch Speiballenanalyse an Schlafplätzen konnte er nachweisen, dass Kormorane in erster Linie Cypriniden (also Karpfenartige) bejagen. Mit großem Abstand folgen dann Kaul- und Flussbarsche als Beutefische. Edelfische spielen im Beutespektrum der Kormorane nur eine sehr untergeordnete Rolle. Ehe man also wieder zur "letalen Vergrämung" aufruft, womit der Abschuss gemeint ist, (immerhin wurden in der Jagdsaison 2019/2020 21000 Kormorane geschossen) sollte man möglichen anderen Ursachen für den Rückgang von Edelfischarten (z.B. Gewässerverschmutzung) methodisch sauber nachgehen. Vieles spricht dafür, dass der Kormoranbestand gegenwärtig durch dichteabhängige Faktoren hinreichend reguliert wird. Aber auch harte Winter und erhebliche legale und illegale Eingriffe des Menschen in den Brutbestand spielen leider eine Rolle.
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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