Von unschätzbarem Wert: Die Bodengesundheit
König Charles macht(e) es vor
König Charles war schon vor Jahrzehnten ein engagagierter Naturschützer und Pionier bei der Umsetzung ökologischer Ideen. In seinem Buch "Harmonie" (2010) betont er die Bedeutung der ökologischen Landwirtschaft für die Zukunft der Menschheit und sieht in dem sorgsamen Umgang mit den Böden, denen wir 90 % unserer Nahrungsmittel verdanken, den Schlüssel für die Lösung vieler Umweltprobleme, mit denen wir uns heute herumschlagen müssen.
"Obwohl Liebig das Gegenteil demonstriert hat, brauchen Pflanzen Erde zum Wachsen. Der Humus enthält entscheidende lebendige Organismen, die ein reiches Bodenleben garantieren und die Bodenfruchtbarbeit erhöhen, aber darum kümmert sich die moderne, heute allgemein verbreitete Agrartechnik nicht. Infolgedessen hat der Erdboden mit Einführung dieser Technik einen beängstigenden Erschöpfungs- und Erosionsgrad erreicht."( S.193)
60-70% der Ackerflächen in Europa sind nicht mehr gesund. Eine Miliarde Tonnen des wertvollen Bodens gehen hier jährlich durch Erosion verloren. Eine Krise in Zeitlupe, die sich nahezu unbemerkt zur Katastrophe neben dem Klimawandel aufbaut.
Dabei könnte ein gesunder Boden nicht nur mehr Nahrungsmittel heranwachsen lassen , sondern auch als natürlicher Wasser- und Kohlenstoffspeicher dienen. Böden sind die weltweit wichtigsten Kohlenstoffspeicher. Die Ackerflächen könnten, richtig bewirtschaftet, 40% unserer derzeitigen Kohlendioxidemissionen aufnehmen.
Allerdings nur, solange die Humusschicht intakt ist. Die Anzahl der Regenwürmer ist ein einfacher Indikator für die Güte des Bodens. 3 Kilogramm Würmer findet man auf 10 Quadratmetern eines gesunden humusreichen Bodens.
Wenn wir zwei Hände voll Boden hochheben, befinden sich darin 7 Milliarden Lebewesen, also fast die gleiche Anzahl wie Menschen auf dem Planeten leben. Die Biodiversität unter der Erde ist größer als die darüber und für deren Vielfalt verantwortlich.Hoffentlich sehen das die im kanadischen Montreal zur Zeit tagenden Vertragsstaaten der Biodiversitätskonvention ebenso.
In der modernen Agrarwirtschaft wird die Humusschicht leider eher oxidiert als aufgebaut. Pestizide, Monokulturen, schwere Ackergeräte und und lösliche Mineraldünger zerstören das empfindliche Ökosystem des Bodens mit all seinen Kleinlebewesen. 111 Millionen Tonnen Dünger werden jährlich weltweit auf den Äckern ausgebracht. Um chemisch-synthetische Dünger herzustellen, bedarf es Unmengen an Energie und Wasser. Durch den Einsatz dieser Düngemittel verarmt das Bodenleben und der wertvolle Boden erodiert.
Schon vor 35 Jahren führte Charles auf der "Duchy of Cornwall Home Farm" deshalb ökologische Agrarmethoden ein, in denen geschlossene Kreislaufsysteme praktiziert werden. Er erbrachte hier den Nachweis, dass sich das Ganze neben ökologischen Vorteilen auch wirtschaftlich tragen kann. Von der Abhängigkeit gegenüber Pestiziden und Düngern hat man sich auf seiner Farm alleine durch intelligente regenerative Landwirtschaft ohne große Ertragseinbußen nachhaltig gelöst.
Der Bio-Boom setzte in Deutschland erst viel später ein.
Auch wenn Milben, Springschwänze, Würmer, Viren und Algen nicht jedermanns Sache sind und wir mit Pilzen und Bakterien häufig Negatives verbinden, sind sie doch die kostenlosen Helferlein, die neben gesunden Nahrungsmitteln auch für ein gesunderes Klima sorgen können.
Allerdings müssten wir uns dafür, laut Charles, von der "Industrialisierung unseres Denkens" trennen und den Stoffwechselprozessen vertrauen, die die Erde schon seit Jahrmillionen lebenswert machen.
Das Buch von Charles bekommt man leider nur noch in Antiquariaten, wo es für für ein Mehrfaches des ursprünglichen Anschaffungspreises gehandelt wird.
Bei dem aktuellen Hype ums englische Königshaus würde sich bestimmt eine weitere Neuauflage lohnen. Das Buch hat in den letzten 12 Jahren nichts von seiner Aktualität verloren - im Gegenteil!!
Die Pacht seiner Farm hat Charles nach 35 Jahren nicht mehr verlängert. Sie wird aber in seinem Sinne weiter bewirtschaftet. Charles hat wohl eine andere Beschäftigung gefunden. :-))
Quellen:
1) Unser Boden- unser Schatz, Bayern2 (radio wissen)
2) The Prince of Wales (mit Tony Juniper& Ian Skelly) : Harmony- Eine neue Sicht unserer Welt, München 2010
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
9 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.