Pseudomonas: Kleines Bakterium bringt riesige Bäume zu Fall
Kettensägen-Alarm - 37 Bäume in sieben Stadtbezirken betroffen
Große Aufregung im Essener Moltkeviertel: Eine riesige Kastanie wurde in den letzten Tagen auf dem Camillo-Sitte-Platz gefällt. Der Stadtspiegel hat bei Christina Waimann, Pressesprecherin von Grün und Gruga der Stadt Essen nachgefragt.
- Warum musst die Kastanie gefällt werden?
Bei der Baumfällung handelt es sich um eine Risikobaumfällung der Priorität 2, zu der auch zwei Kastanien auf dem Camillo-Sitte-Platz zählen. Die beiden Bäume mussten leider aufgrund von Kastanienbluten (Pseudomonas) gefällt werden.
- Pseudomonas, was ist das genau?
Der Erreger ist das Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi, welches ursprünglich Flieder und Eschen befallen hat. Ein Stamm bzw. Stämme des Erregers haben sich jedoch verändert und können nun auch andere Baumarten befallen, in diesem Fall die Kastanie.
- Was ist die Folge des Befalls für die einzelnen Bäume?
Die Bakterien besiedeln die Leitgefäße und bringen das Kambium, also das Pflanzengewebe, zum Absterben. Häufig ist brauner bis schwarzer Ausfluss aus der Rinde sichtbar, auch Risse in der Rinde mit einem Ausmaß von bis zu mehreren Metern sind möglich. Die Bakterien können sich in kürzester Zeit immer weiter vermehren. Dies schwächt den Baum erheblich, sodass er Sekundärschädlinge wie zum Beispiel holzzersetzende Pilze nicht mehr selbst abwehren kann.
- Gibt es keine Alternative zur Fällung?
Pflanzenschutzmittel zeigten bei der Bekämpfung der Bakterien keine Wirkung. Häufig folgt aus einer solchen Infektion und der darauf folgenden Besiedlung mit verschiedenen holzzersetzenden Pilzen, dass die Bruchsicherheit des Baumes nicht mehr gegeben ist und Maßnahmen getroffen werden müssen, um die Verkehrssicherheit wieder herzustellen.
- 37 Bäume werden in diesen Wochen in sieben Stadtbezirken gefällt. Wie erfolgen die Einstufungen?
Die Stadt Essen unterscheidet zwischen Risikobäumen mit unterschiedlicher Dringlichkeit: Von Bäumen mit Priorität 1 geht eine akute Gefahr aus und sie müssen sofort gefällt werden. Risikobäume mit der Priorität 2 müssen innerhalb von 14 Tagen gefällt werden. Die betroffene Bezirksvertretung bekommt ebenfalls eine Information.
Darüber hinaus gibt es noch Risikobäume der Prioritätsstufe 3, die der Sommer- oder der Winterfällung zugeordnet werden. Wenn ein Baum so sehr geschädigt ist, dass nicht zu erwarten ist, dass er den ab Frühherbst zu erwartenden Windlasten widersteht, muss dieser noch außerhalb der Fällsaison im Rahmen der sogenannten Sommerfällung entnommen werden. Alle anderen Risikobäume der Stufe 3 werden innerhalb der Fällsaison von 1. Oktober bis 28. Februar des darauffolgenden Jahres im Rahmen der Winterfällung gefällt.
- Wird es Nachpflanzungen für die gefällten Bäume geben?
Grundsätzlich werden Bäume, die aus Baumbeeten an der Straße entnommen werden, nachgepflanzt. Dies erfolgt innerhalb von etwa anderthalb bis zwei Jahren, da das Baumbeet vor der Neubepflanzung umfangreich vorbereitet und optimiert werden muss oder andere Bautätigkeiten vorgesehen oder noch nicht abgeschlossen sind. Straßenbäume, die in einem Gehölzstreifen, z.B. an Hängen stehen, werden nicht nachgepflanzt, da hierdurch die Naturverjüngung auf natürlichem Wege neue Bäume dazu kommen und diese Platz und Licht benötigen. Bäume in Grünanlagen oder auf Spielplätzen werden je nach gestalterischer Vorgabe innerhalb der Anlage, aber nicht zwingend am gleichen Ort nachgepflanzt.
- Wie wird festgestellt, dass Bäume in der Stadt gefällt werden müssen?
Risikobäume fallen meist bei den regelmäßigen Baumkontrollen auf. Die Bäume werden dabei begutachtet und mit speziellen Geräten eingehend untersucht. Für Baumpflegearbeiten werden von Grün und Gruga ausschließlich speziell ausgebildete Fachkräfte aus den Fachrichtungen Gartenbau, Landwirtschaft, Forsten und der Spezialdisziplin Arboristik eingesetzt. Außerdem kommen beauftragte Fachfirmen für Baumpflege zum Einsatz.
Autor:Frank Blum aus Essen-Süd |
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