Beobachtungen am Kronenbergcenter
Karges Restefrühstück bei den Dohlen und Rabenkrähen
Längst haben die cleveren Rabenvögel kapiert, dass sie vom hastigen und achtlosen Essverhalten vieler To-Go-Konsumenten profitieren können. Die Parkplätze der Fast-Food-Restaurants sind für sie zu ergiebigen Nahrungsgründen geworden. Pommes, Döner und Burger sind für die schwarzen Gesellen Grundnahrungsmittel. So auch am Kronenbercenter in Essen-Altendorf, in dem sich zahlreiche Schnell"restaurants" angesiedelt haben. Trotzdem gibt es auch für Krähe, Dohle und Co. harte Zeiten.
Etwa dann, wenn der Parkplatz und die Müllbehälter am Wochenende gründlich gereinigt bzw. geleert
werden oder wenn die menschlichen Schnellesser ihre flotte Mahlzeit wegen des kalten und nassen Wetters im Inneren des Centers einnehmen.
Solch ein ungünstiger Zeitpunkt ist für die Vögel z.B. der Montagmorgen vor Geschäftsbeginn. Alles sauber, keine Kunden. Dann gibt es auch für die Rabenvögel keine Pommes oder Döner. Statt "All you can eat" ist dann Resteessen angesagt.
Erste Auswirkungen: Von den über 100 Krähen, die sonst wie die Geier auf den Laternenmasten des Parkplatzes auf fallengelassene Speisen warten, treiben sich nur etwa 20 Vögel auf dem Parkplatz herum. Der Rest ist mit den Artgenossen, die sich nach dem Verlassen der Schlafbäume in der Haedenkampstraße in die umliegenden Straßen verabschiedet haben, abgezogen.
Und was machen die verbliebenen Vögel, wenn sich nach einer kalten Nacht am Morgen der große Energiehunger meldet?
Rabenvögel sind nicht doof. Sie haben genau beobachtet, wo es noch etwas zu holen ist. Nämlich in den Ritzen des Ashalts und an den Bordsteinkannten, die durch eine Rille vom Asphalt bzw. den Pflastersteinen getrennt sind. Dorthin haben die Besen der Reiniger bzw. Besenwagen die Reste gefegt, die nicht aufgenommen und entsorgt wurden.
Und unter all den cleveren Krähen, die sich dort ihr karges Frühstück zusammenklaubten, eine einsame Dohle, die sich gegen die größeren Rabenvögel durchaus durchsetzen konnte. Auch Dohlen sind im Winter Pflanzenfresser und ernähren sich wie die Krähen von Dingen, die sie am Boden finden. Obwohl sie eigentlich hochsoziale Kolonievögel sind, passen sie sich mit ihrer Intelligenz ebenfalls an neue Gegebenheiten schnell an. Von den pechschwarzen Rabenkrähen kann man sie an ihrem aschgrauen Hinterkopf und Nacken sowie den wasserfarbenen graublauen Augen leicht unterscheiden.
Dennoch haben es die Dohlen in den Städten ungleich schwerer als die Krähen. Sie sind Höhlen- bzw. Gebäudebrüter, während die Rabenkrähen auf Bäumen nisten. Da die Türme der Kirchen durch Gitter verschlossen wurden, um die Ansiedlung von Tauben zu verhindern, finden dort die "Domraben" immer weniger Nistgelegenheiten. Auch Kamine, in denen sie brüten können, sind als Brutmöglichkeiten für Dohlen kaum zu finden. Außerdem benötigen sie für die Aufzucht ihrer Brut im Frühjahr unbedingt proteinreiche Insektennahrung. Und die wird der einsamen Dohle das Kronenbercenter mit seinem raren Grün nicht bieten können.
Dennoch war es interessant, die Dohle mit den Rabenkrähen in den frühen Morgenstunden bei ihrem kargen Frühstück beobachten zu können. Den aufgetragenen Einkauf hätte ich dabei fast vergessen. :-))
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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