Kormoran
Jäger und Gejagter
In meinem alten 'Grzimeks Tierleben' aus dem Jahr 1968 kann man über Kormorane noch nachlesen:" Der einzig nennenswerte Bestand lebt zur Zeit in Vorpommern." 1971 war der Kormoran in Österreich ausgerottet und erst im Jahr 2001 gab es wieder erste Kormoranbruten in der Schweiz. Gründe für diese Gefährdung waren damals die Umweltbelastungen durch DDT und PCB, aber vor allem der Abschuss der Tiere und Vernichtung ihrer Kolonien.
Im Netz gibt es tatsächlich Bestrebungen, die sich ähnliche Verhältnisse wieder wünschen. Man schaue nur einmal in Google unter dem Stichwort "Kormoranplage" nach. Die Sachlichkeit bleibt dabei oft auf der Strecke,
Seit den 80er und 90er Jahren haben sich die Kormoranbestände gut erholt. Zur Zeit leben in NRW 843-1010 Brutpaare (Atlas der Brutvögel in NRW). Eine weitere Bestandszunahme gibt es seit Jahren nicht.
Gründe für die Erholung der Bestände sind:
- ein europaweiter Schutz
- die Nährstoffanreicherung (Eutrophierung) in den Gewässern, was in der Folge der Nahrungskette mehr Nahrung für die Weißfische, die Hauptnahrung der Kormorane, bedeutet
- Erweiterung der Überwinterungsgebiete und Zunahme der Überwinterer.
Klar, dass Kormorane bei Teichwirten und Fischern nicht gelitten sind.
Außerhalb der wirtschaftlichen Fischzuchten erbeuten sie aber zum größten Teil nur nicht marktfähige Fische.
Als Argument wird oft angeführt, dass sie für den Rückgang seltener Fischarten (z.B. Äsche) verantwortlich sind, wobei sich aber meist herausgestellt hat, dass der schlechte ökologische Zustand der Gewässer der Grund für den Rückgang der Fische ist.
Unsachlich wird die Diskussion aber spätestens an dem Punkt, wo behauptet wird, Kormorane seien keine einheimische Vogelart und seien aus China (woher sonst?) eingeschleppt. Es ist allerdings anhand von Beringungen nachgewiesen, dass es sich bei dem größten Teil der im Winter in Süddeutschland geschossenen Kormorane um Überwinterungsgäste aus dem Baltikum handelt. Hier sollten zunächst überregionale Erkenntnisse zusammengeführt werden.
In den Jahren 2006- 2010 wurden - legitimiert durch "Kormoran-Verordnungen" - 15000 Tiere (!!!) geschossen.
Es gilt, die Diskussion zu versachlichen und zwischen wirtschaftlichen Interessen und denen des Naturschutzes zu unterscheiden, statt beide gegeneinander auszuspielen.
Ich freue mich jedes Mal, wenn ich diese prächtigen und interessanten Fischjäger an der Ruhr, am Baldeneysee oder den beiden Altendorfer Seen antreffe.
Zustände wie in den 60er und 70er Jahren darf es nicht mehr geben!
Quellen:
Einhard Bezzel: Das BLV Handbuch Vögel- Alle Brutvögel Mitteleuropas; München 2019
Grzimeks Tierleben (Bd. 7); Zürich 1968
und div. Internetartikel
Autor:Bernd Dröse aus Essen-West |
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